Sternenexplosion könnte Massenaussterben ausgelöst haben
Fünf große Massensterben gab es auf der Erde – nicht für alle wurden bisher Ursachen gefunden. Eine neue Studie aus England liefert eine potenzielle Erklärung für zwei der Katastrophen.

Seltener Anblick: ein Stern, kurz vor der Supernova. Diese Aufnahme eines sogenannten Wolf-Rayet-Sterns machte das James-Webb-Teleskop 2023.
In den letzten 500 Millionen Jahren gab es auf der Erde mindestens fünf große Massenaussterben, bei denen in kürzester Zeit bis zu 96 Prozent aller Lebewesen verschwanden. Das bekannteste dieser Szenarien ereignete sich vor 66 Millionen Jahren: Damals schlug ein Asteroid von circa 12 Kilometern Durchmesser auf der Erde ein und besiegelte das Ende der Dinosaurier.
Nicht für all diese Katastrophen konnte bisher eine klare Ursache benannt werden. Nun konnten drei Wissenschaftler der Keele University in England eine weitere Erklärung für einige dieser ‚Weltuntergänge‘ finden. Ihre Studie, die in der Zeitschrift Monthly Notices of the Royal Astronomical Society erschien, ergab: Gewaltige Sternenexplosionen – sogenannte Supernovae – könnten verantwortlich gewesen sein.
Supernovae: Schöpfer und Zerstörer des Lebens
Zu einer Supernova kommt es, wenn ein massereicher Stern am Ende seiner Lebenszeit angekommen ist. Dabei leuchtet der Stern kurzzeitig so hell auf wie eine ganze Galaxie, bevor er schließlich untergeht. Supernovae gehören zu den energiereichsten Explosionen im Universum. Sie setzen verschiedene chemische Bausteine frei und können damit sogar zur Entstehung neuer Sterne und Planeten beitragen.
„Massereiche Sterne können sowohl Schöpfer als auch Zerstörer des Lebens sein“, sagt Alexis Quintana, Hauptautor der Studie und mittlerweile Astronom an der Universität Alicante. Zerstörerisch könne eine Supernova zum Beispiel in der Nähe eines Planeten wie der Erde sein. „Sollte ein massereicher Stern in der Nähe der Erde als Supernova explodieren, wären die Folgen für das Leben auf der Erde katastrophal“, sagt Quintanas Kollege und Co-Autor Nick Wright, Physiker und Astronom an der Keele University. „Unsere Forschung legt nahe, dass genau das in der Vergangenheit bereits geschehen sein könnte.“
Supernova-Rate stimmt mit Massenaussterben überein
In ihrer Studie berechneten die Forscher, wie häufig sich Supernovae in unserer Galaxie – und speziell in Erdnähe – ereignen. Dazu machten sie eine Bestandsaufnahme massereicher Sterne im Umkreis eines Kiloparsecs (etwa 3.260 Lichtjahre) von der Sonne. Dafür werteten sie astronomische Datensammlungen verschiedener Weltraumteleskope aus.
Ihre Ergebnisse zeigen: In der Milchstraße finden Supernovae etwa ein- bis zweimal pro Jahrhundert statt. Die meisten davon sind weit genug entfernt, um der Erde nichts anzuhaben. Doch laut den Berechnungen kommt es auch etwa alle 2,5 Milliarden Jahre zu einer Supernova in Erdnähe – mit potenziell schwerwiegenden Folgen. Eine solche Supernova-Explosion könnte die Ozonschicht zerstören und damit Lebewesen auf der Erde schädlicher ultravioletter Strahlung aussetzen. Das würde wiederum zum Tod der meisten Organismen führen.
Als die Forscher die Häufigkeit von Massensterben mit bislang ungeklärter Ursache mit ihren errechneten Supernova-Raten verglichen, zeigte sich eine auffällige Übereinstimmung. So könnte eine gewaltige Sternenexplosion für diese Massenaussterbeereignisse – zum Beispiel aus dem späten Ordovizium (vor 445 Millionen Jahren) und aus dem späten Devon (vor 372 Millionen Jahren) – verantwortlich gewesen sein.
Steht uns bald wieder eine Supernova in Erdnähe bevor?
Statistisch gesehen ist eine erdnahe Supernova in den kommenden Jahrtausenden sehr unwahrscheinlich. Es gibt zwar zwei Sterne, die kurz vor einer Explosion stehen – Antares im Sternbild Skorpion und Beteigeuze im Sternbild Orion –, aber mit etwa 600 Lichtjahren Entfernung gelten sie als zu fern, um auf der Erde Schaden anzurichten.
