Die Erdachse verschiebt sich – und unser Wasserverbrauch ist schuld

Der geografische Nordpol wandert jährlich etwa zehn Zentimeter nach Südwesten. Ein Auslöser dafür ist unser Umgang mit dem Grundwasser.

Von Insa Germerott
Veröffentlicht am 4. Juni 2025, 08:49 MESZ
Modell eines Globus vor einer Schule.

Die Erdachse ist um 23,44 Grad zur Ekliptik geneigt. Durch unsere Grundwassernutzung verschiebt sich die Erdachse jedoch – mit Folgen für die Jahreszeiten und das globale Klima. 

Foto von CC BY-SA 4.0 / Wikimedia Commons

Jahr für Jahr verschiebt sich der geografische Nordpol um rund zehn Zentimeter Richtung Südwesten. Der Grund für diese langsame, fast unmerkliche Polwanderung liegt nicht nur in natürlichen Schwankungen, die zum Beispiel durch die Jahreszeiten oder die ungleichmäßige Wasserverteilung auf der Erde zustande kommen. Eine alarmierende Ursache ist auch menschengemacht, wie Forschende der Universität Seoul herausgefunden haben. Durch unsere intensive Grundwassernutzung verändert sich die Massenverteilung auf unserem Planeten – und bringt die Erdachse aus dem Gleichgewicht.

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Erdachse hat sich um knapp 80 Zentimeter verschoben

Um ganze 4,3 Zentimeter im Jahr verschiebe sich die Erdachse durch das Abpumpen und Umverteilen des Grundwassers für Landwirtschaft und Trinkwasserversorgung, heißt es in der Studie aus Korea, die in der Zeitschrift Geophysical Research Letters erschien.

„Unsere Studie zeigt, dass neben klimabedingten Ursachen die Umverteilung von Grundwasser den größten Einfluss auf die Verschiebung der Rotationsachse hat“, sagt Ki-Weon Seo, Geophysiker an der Universität Seoul und Leiter der Studie. Fast 50 Prozent der Polwanderung wird durch unseren Wasserverbrauch beeinflusst. 

Zwischen 1993 und 2010 wurden beispielsweise mehr als zwei Billionen Tonnen unterirdisches Grundwasser abgepumpt und an anderer Stelle auf der Welt eingesetzt. Das Wasser hat sich daraufhin in die Ozeane verlagert – und den Meeresspiegel zu dieser Zeit um 6,24 Millimeter ansteigen lassen. Durch die Umverteilung der Wassermasse habe sich der Nordpol in diesem Zeitraum um ganze 78,48 Zentimeter verschoben, so das Fazit der Forschenden nach verschiedenen Modellierungsversuchen.

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    Besonders viel Grundwasser wurde laut den Gravitationsmessungen des koreanischen Forschungsteams im Westen Nordamerikas und im Nordwesten Indiens abgepumpt – und in der Landwirtschaft eingesetzt. Anhand ihrer Studie konnten die Forschenden zeigen, dass unser immenser Wasserverbrauch sogar einen stärkeren Einfluss auf die Neigung der Erdachse hat als das klimawandelbedingte Abschmelzen der Pole und Gletscher.  

    Grundwassernutzung: Auslöser der nächsten Eiszeit?

    Kurzfristig bestehe jedoch kein Grund zur Sorge, so die Forschenden. Die jährlichen kreisförmigen Schwankungen der Erde seien bislang noch stärker ausgeprägt als die Polwanderung. In ein paar Jahrtausenden könnte das allerdings anders aussehen: Sollte sich die Erdachse um mehrere Grad verschieben, hat das Folgen für das globale Klima und den Verlauf der Jahreszeiten. 

    So könnte es beispielsweise zu ausgeprägten Warm- oder Eiszeiten kommen – wie beim Eiszeitalter vor drei Millionen Jahren. Auslöser war damals vermutlich eine Neigung der Erdachse um drei Grad. 

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