Die faszinierendsten Makroaufnahmen 2020

Hochmoderne Technik offenbart, was dem bloßen Auge verborgen bleibt. Diese Bilder sind dabei nicht nur schön, sondern auch wertvoll für die Wissenschaft.

Von Oliver Whang
Veröffentlicht am 16. Okt. 2020, 14:28 MESZ

Der Forscher Daniel Castranova war kurz davor, vom Mikroskop verdrängt zu werden, als er das Bild aufnahm. Einer seiner Kollegen im Brant-Weinstein-Labor an den National Institutes of Health in Maryland war an der Reihe, das Bildgebungsgerät zu benutzen, das Hunderte von Bildern aufnimmt, die später zusammengefügt werden. Castranova rückte noch ein letztes Mal eine mikroskopisch kleine Welt in den Fokus und hoffte, noch nie zuvor gesehene Details zu enthüllen. Er hatte einen lebenden jungen Zebrafisch in einer Gallertmasse unter dem Mikroskop und beschloss, für eine letzte Aufnahme noch mal herauszuzoomen: So entstand ein Ganzkörperbild des Fisches. Das Gerät speicherte das Bild und dann vergaß er es prompt wieder. Erst zwei Wochen später, als er die Bilder zusammensetzte, sah er das verblüffende Ergebnis. „Ich dachte: Wow, das ist wirklich schön geworden“, sagt er.

Das magische Bild stellte zufällig auch noch einen bahnbrechenden Fund dar: Zebrafische haben in ihrem Schädel Lymphgefäße, die denen von Säugetieren und Menschen sehr ähnlich sind. Diese Gefäße, die für das Immunsystem lebenswichtige Flüssigkeiten transportieren, spielen eine Rolle bei einer Reihe von neurologischen Erkrankungen, darunter auch Alzheimer. Aufgrund ihrer schnellen Reproduktion und ihrer Halbtransparenz sind Zebrafische – und diese Gefäße – im Labor leicht zu untersuchen. Der Fund könnte zu einem besseren Verständnis des menschlichen Lymphsystems führen.

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Diese Kombination eines ästhetischen Bildes mit einem bedeutenden wissenschaftlichen Potenzial verkörpert das Ideal, nach dem die Nikon Small World Photomicrography Competition strebt. In seinem 46. Jahr erhielt der Wettbewerb 2020 Tausende von Einsendungen aus aller Welt. Eine Jury aus Wissenschaftlerinnen, Fotografen und Journalistinnen wählte insgesamt 20 Gewinner aus. Das Bild von Castranova erhielt den ersten Preis.

„Wir sind stolz darauf, Bilder zu präsentieren, die Forschung, Kreativität, Bildgebungstechnologie und Fachwissen, das zu wissenschaftlichen Entdeckungen führen kann, in sich vereinen“, sagte Nikon in einer Erklärung. „Der diesjährige Gewinner des ersten Platzes ist ein atemberaubendes Beispiel dafür.“

Der Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht

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