Titanic wurde während Geheimmission des Kalten Krieges entdeckt

Ein geheimes Militärprojekt führte zu der unerwarteten Entdeckung des berühmten Wracks, was die Navy damals recht nervös machte.

Von John Roach
Veröffentlicht am 18. Dez. 2017, 12:03 MEZ, Aktualisiert am 2. Feb. 2021, 13:30 MEZ
NATIONAL GEOGRAPHIC Special "Mythos Titanic"

Spannende Reportagen zum berühmtesten Schiff der Welt findest du auch in der aktuellen Ausgabe NATIONAL GEOGRAPHIC Special zum Thema Mythos Titanic.

Foto von National Geographic, nyiragongo/ stock.adobe.com
Foto von Walden Media

Vor 20 Jahren brach James Camerons Blockbuster „Titanic“ auf der ganzen Welt die Kinorekorde. Aber erst elf Jahre später offenbarte Robert Ballard – der Ozeanograf, der das Wrack 1985 entdeckte –, dass er das weltbekannte Schiff durch eine streng geheime Militärexpedition entdeckt hatte. Wir blicken zurück auf den 2. Juni 2008, als National Geographic über die neuen Erkenntnisse berichtete.

Die Entdeckung der RMS Titanic im Jahr 1985 war das Ergebnis einer geheimen Untersuchung zweier gesunkener Atom-U-Boote der US-Marine, berichtete der Ozeanograf Robert Ballard, der den berühmten Ozeandampfer fand. Bruchstücke dieser Erzählung aus dem Kalten Krieg seien schon seit Mitte der Neunziger bekannt, aber die ganzen Details erst jetzt ans Licht gekommen.

„Die Navy redet jetzt endlich darüber“, erklärt Ballard, der an der Universität von Rhode Island in Narragansett als Ozeanograf arbeitet. Er traf sich 1982 mit Vertretern der Navy, um eine Finanzierung einer tauchfähigen Robotertechnologie zu erbeten, mit deren Hilfe er die Titanic finden könnte.

Der Überraschungsfund oder die Spitze des Eisbergs

Ronald Thunman, der damalige stellvertretende Leiter der Marineoperationen für U-Boot-Kriegsführung, sagte Ballard, dass das Militär an der Technologie interessiert sei. Allerdings wollte man sie nutzen, um die Wracks der USS Thresher und der USS Scorpion zu untersuchen. 

Da Ballards Technologie in der Lage wäre, die gesunkenen U-Boote zu erreichen und Bilder aufzunehmen, willigte der Ozeanograf ein, dabei behilflich zu sein. Dann fragte er die Navy, ob er nach der Titanic suchen dürfe, die sich zwischen den beiden Wracks befand.

„Ich war ein wenig kurz angebunden“, sagte Thunman, der als Vizeadmiral in den Ruhestand ging. Er betonte, dass die Mission darin bestand, die zwei gesunkenen Kriegsschiffe zu untersuchen.

Sobald Ballard mit der Mission fertig wäre – und noch Zeit übrig sei –, könne er tun, was er wolle, sagte Thunman. Er gab ihm allerdings nie die explizite Erlaubnis, nach der Titanic zu suchen.

Laut Ballard wusste der Navy-Sekretär John Lehmann von seinem Plan. „Aber die Navy hat nie damit gerechnet, dass ich die Titanic finde. Als das dann geschah, wurden sie wegen der Publicity ziemlich nervös“, sagte Ballard. „Aber die Leute waren so von der Legende der Titanic eingenommen, dass niemand je diese Verbindung zog.“

BELIEBT

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    Thresher und Scorpion: Die gesunkenen U-Boote

    Die Thresher und die Scorpion waren im Nordatlantik auf eine Tiefe von 3.000 und 4.600 Metern gesunken. Das Militär wollte sich des Schicksals der Kernreaktoren vergewissern, welche die Schiffe antrieben, so Ballard. Mit Hilfe dieses Wissens wollte man beurteilen, wie sicher die Kernreaktoren dort auf Meeresgrund waren und eventuell austretende Radioaktivität dem Ozean schadete. Die Navy wollte außerdem herausfinden, ob es Beweise für die Theorie gab, dass die Scorpion von den Sowjets versenkt worden war.

    Ballards Daten zeigten, dass die Kernreaktoren sicher auf dem Grund des Ozeans waren und die Umwelt nicht beeinträchtigten, so Thunman. Die Daten bestätigten zudem, dass die Thresher wahrscheinlich infolge eines Wassereinbruchs gesunken war, durch den sich der Reaktor abschaltete. Die Details zur Scorpion sind weniger eindeutig.

    Irgendein katastrophaler Unfall führte zur Flutung des vorderen Endes des U-Boots, so Thunman. Das hintere Ende hielt dicht und implodierte, als das sinkende U-Boot eine gewisse Tiefe erreichte. „Wir haben keine Anzeichen dafür gefunden, dass eine externe Waffe das Schiff versenkt hat“, sagte Thunman.

    Die Physik der Strömung

    Während der Suche nach den gesunkenen U-Booten lernte Ballard eine wichtige Lektion über die Auswirkungen, die Meeresströmungen auf sinkendes Gut haben: Die schwersten Dinge sinken am schnellsten. Das Ergebnis ist eine Spur aus Trümmern, die der Physik der Strömungen entspricht.

    Am Ende der Mission hatte Ballard nur noch zwölf Tage übrig und begann mit Hilfe dieser Erkenntnisse mit der Suche nach der Titanic. Er spekulierte, dass das Schiff durchgebrochen und während des Sinkens eine Trümmerspur hinterlassen hatte. „Das hat unsere Hintern gerettet“, sagte Ballard. „Es stellte sich nämlich heraus, dass es so war.“

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    Seither hat der Forscher eine ähnliche Technik benutzt, um weitere gesunkene Schiffe und Schätze zu finden. Dabei führten ihn seine Expeditionen auch ins Schwarze Meer.

    Und sind die auch Teil einer streng geheimen Mission? Schließlich befindet sich das Schwarze Meer im Mittleren Osten.

    „Das Kalte Krieg ist vorbei“, sagte Ballard. „Ich bin nicht mehr bei der Navy.“

    Viele spannende Reportagen über das Leben an Bord, den Untergang und das Wrack findest du im aktuellen NATIONAL GEOGRAPHIC Special Mythos Titanic.

    Foto von National Geographic

    NATIONAL GEOGRAPHIC Special Ausgabe zum Thema "Mythos Titanic"

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