Osterhase und bunte Eier: Woher kommen unsere Ostertraditionen?

Seit Jahrhunderten feiern Christen hierzulande das Osterfest mit bunten Ostereiern und einem Besuch des Osterhasen. Doch woher kommen diese bekannten Traditionen überhaupt? Und wie viel haben sie mit dem religiösen Ursprung des Osterfestes zu tun?

Von Lisa Lamm
Veröffentlicht am 6. Apr. 2023, 09:02 MESZ
Zeichnung: Kinder suchen Ostereier.

Ausschnitt aus der Zeitschrift Die Gartenlaube aus dem Jahr 1885. Die Tradition des Eiersuchens zu Ostern geht weit in die Vergangenheit zurück.

Foto von Friedrich Wanderer, 1840 - 1910

Ob nachgestellte Kreuzigungen oder sanfte Schläge mit einer Weidenrute – im Laufe der Jahrhunderte haben sich an Ostern teils skurrile Bräuche durchgesetzt, die sich oftmals von Land zu Land unterscheiden.

In Deutschland zählen zu den bekanntesten Traditionen vor allem das Färben, Bemalen und Verstecken von Eiern, ein Kuchen in Lammform und der Osterhase, der am Ostersonntag Geschenke bringt. Doch haben diese Praktiken überhaupt noch etwas mit dem christlichen Ursprung des Festes zu tun? Wir beantworten die gängigsten Fragen rund um das Osterfest.

Inhalt

Warum sucht man an Ostern Eier?

Laut Uta Pohl-Patalong von der Theologischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel sind die Ostertraditionen ein klassisches Beispiel für die Verschmelzung religiöser christlicher Traditionen mit Traditionen der regionalen Naturreligionen. Deshalb unterscheiden sich die Osterbräuche auch nicht nur in einzelnen Ländern, sondern auch regional innerhalb dieser – trotz des gemeinsamen christlichen Ursprungs des Osterfests. „Kulturelle Prägung, religiöse Deutung und die Entwicklung von Brauchtum gehen Hand in Hand“, sagt auch die Theologin Diana Freyer.

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    So kennen wir Ostern heute: Bunte Eier, die vom Osterhasen gebracht und von den Kindern gesucht werden.

    Foto von Bigc Studio / Adobe Stock

    Ganz zentral ist dabei die Verbindung zwischen Ostern und dem Frühling, der in vielen Naturreligionen schon jahrtausendelang mit Neubeginn und Fruchtbarkeit assoziiert wird. „Der germanische Raum war kulturell vom heidnischen Frühlingsfest mit Frühlingsgöttin vorgeprägt“, sagt Freyer. Diese Vorprägung habe maßgeblich zur erfolgreichen Inkulturation des Osterfestes beigetragen, welches sich aus dem jüdischen Pessach-Fest entwickelt hat, das im jüdischen Frühlingsmonat Nissan stattfindet und im gregorianischen Kalender den Monaten März/April entspricht. So fiel die österliche Idee des Neubeginns durch die Auferstehung Jesu auch durch den Zeitpunkt des Festes auf fruchtbaren Boden.

    So haben sich letztendlich auch die in Deutschland bekannten Elemente der Osterbräuche wie Osterei und Osterhase ergeben: Auch sie stehen in vielen Kulturen für Neubeginn und Fruchtbarkeit – wie der Frühling und die Auferstehung. Doch warum herrscht am Ostersonntag ein regelrechter Überfluss an Eiern? Freyer erklärt den Brauch damit, dass der Verzehr von Eiern während der Fastenzeit früher verboten war. „Durch Kochen konnte man die Eier gut haltbar machen und dann kamen sie am Ostersonntag auf den Tisch“, sagt die Theologin.

    Warum werden Ostereier gefärbt?

    Bunt gefärbt werden unsere Ostereier heute wohl aus mehreren Gründen. Einerseits, so Freyer, gab es unter den koptischen Christen früh den Brauch, sich mit Eiern zu beschenken, die rot gefärbt waren – ein Zeichen für das Blut Jesu. Außerdem gebe es unter sorbischen Christinnen und Christen die Tradition, Ostereier reich zu verzieren. „Sie begründen ihre Tradition unter anderem damit, dass es am Karfreitag verboten war, zu arbeiten und sie die Zeit eben nutzten, um Eier zu färben“, sagt Freyer.

    Die Symbolik des Eis ist schon lange mit den christlichen Ostertraditionen verschmolzen. Auf Postkarten und Illustrationen zum Osterfest finden sie schon lange Platz.

    Foto von Addie Levard

    Wer ist der Osterhase?

    Auch zur Entstehung des Osterhasen gibt es gleich mehrere Theorien. Beispielsweise stand der Hase früher symbolisch für Jesus und könnte so Einzug in unsere heutigen Osterbräuche gefunden haben. „Da der Hase keine Augenlider hat und mit offenen Augen schläft, wird in ihm ein Symbol für Jesus Christus gesehen, der den Tod überwunden hat und am Ostermorgen wach ist“, sagt Freyer. 

    Möglicherweise spielt aber auch beim Hasen die Symbolik des Neubeginns eine Rolle. In vielen Mythologien steht das Tier für Fruchtbarkeit – beispielsweise bei den Römern. So wurde möglicherweise der Bogen zwischen Ei und Hase geschlagen.

    Geschichtlich wurde der Hase im Zusammenhang mit Ostereiern bereits im Jahr 1682 erwähnt. In seiner Dissertation Disputatione ordinaria disquirens de ovis paschalibus – von Oster-Eyern beschrieb der Arzt Johannes Richier den Verzehr der „Haseneier“ zu Ostern als Brauch alter Zeiten, der abgeschafft werden solle. Der Tradition konnte er allerdings keinen Abbruch tun. 

    Eine Osterpostkarte aus dem Jahr 1907. 

    Foto von ItsLassieTime / Wikicommons

    Warum backen wir Osterlämmer?

    Beim Osterlamm ist die Verbindung christlicher Elemente mit dem heutigen Brauchtum laut Pohl-Patalong deutlicher. „Einerseits stehen die im Frühjahr geborenen Lämmer natürlich ebenfalls für Fruchtbarkeit und Neubeginn. Gleichzeitig wird Jesus von Nazareth in einem Strang der biblischen Tradition – in der Bibel nicht sehr dominant, aber sehr wirkmächtig – auch als ,Lamm Gottes‘ bezeichnet“, sagt die Theologin. Dahinter stünde die Vorstellung, dass Jesus sich am Kreuz wie ein Opferlamm geopfert habe, um die Sünden der Welt auf sich zu nehmen.

    Diese Sühnopfervorstellung sei heute zwar nicht mehr oft vertreten, das Lamm sei aber dennoch in den Osterbräuchen erhalten geblieben.

    Laut Freyer macht die Symbolik des Osterlamms auch die Verbindung der Ostertage mit dem Pessach-Fest deutlich. „Bei diesem gedenkt die jüdische Religion der Befreiung des eigenen Volkes aus ägyptischer Sklaverei. Dieser ,Auszug aus Ägypten‘ beginnt damit, dass jede Familie ein Lamm schlachtet und mit dem Blut ihre Tür bestreicht – zum Zeichen, wer zum Volk gehört“, sagt Freyer. Das Lamm sei so zum Symbol der Befreiung geworden und christlich adaptiert worden. „Um der Osterfreude Ausdruck zu verleihen und das Lamm-Symbol zu verschenken und weiter zu tragen, wird Osterbrot und Kuchen in Form eines Lammes gebacken“, sagt Freyer. Außerdem markiere der süße, reichhaltige Kuchen am Ostersonntag auch das Ende der Fastenzeit, die Ostern vorausgeht. 

    Warum sind die Osterfeiertage beweglich?

    Vor etwa 1.700 Jahren beschloss eine Zusammenkunft von Bischöfen der einzelnen christlichen Konfessionen, wann genau das Osterfest stattfinden solle. Da das genaue Datum der Auferstehung Jesu nicht schriftlich festgehalten ist, legten die Kleriker während des ersten Konzils von Nicäa einen konkreten Tag für das Gedenken an das Ereignis fest. Die Wahl fiel auf den ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond nach Frühlingsbeginn. Deshalb sind die Osterfeiertage bis heute beweglich.

    Dabei wird am Gründonnerstag, dem Donnerstag vor dem Ostersonntag, an das letzte Abendmahl erinnert, an Karfreitag und -samstag gedenken Christen weltweit der Kreuzigung und dem Tod Jesu, und am Ostersonntag wird die Auferstehung Jesu gefeiert. Jener Tag ist der heiligste der Osterfeiertage – und gilt als ranghöchster Feiertag im christlichen Kirchenkalender.

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