Frohe Ostern mit Krimis, Peitschen und Kreuzigungen
Rund um das christliche Fest gibt es auf der ganzen Welt verschiedene Traditionen, neben denen das Eiersuchen hierzulande äußerst zahm wirkt.
Im slowakischen Čičarovce übergießen Männer eine Frau mit kaltem Wasser – ein alter Osterbrauch.
Auf der ganzen Welt gibt es Menschen, die Ostern feiern – ob nun in religiöser Tradition oder beim säkularen Osterfest mit Feuer und Eiersuche.
An manchen Orten der Welt begeht man Ostern allerdings mit Bräuchen, die uns hierzulande merkwürdig bis kaum nachvollziehbar erscheinen. Deutschland hat seinen Osterhasen, der für die Kinder bunte Eier versteckt. In Frankreich gibt es geflügelte Glocken, die nach Rom fliegen und für die Kinder Süßigkeiten mitbringen.
In anderen Ländern gibt es wundersame, unterhaltsame oder einfach nur schmerzhafte Traditionen ...
Echte Kreuzigung
In christlich geprägten Ländern ist die biblische Ostergeschichte wohl den meisten aus der Kirche, der Schule, dem Theater oder einfach den Medien bekannt. Einige „Nacherzählungen“ der Passion Christi haben in den letzten Jahren jedoch recht zweifelhafte Bekanntheit erlangt.
Auf den Philippinen veranstalten einige Städte echte Kreuzigungen. Zuschauer strömen zu Tausenden herbei, um dabei zuzusehen, wie Freiwillige während der Prozessionen ausgepeitscht und dann an ein Kreuz genagelt werden.
Warum aber liefern sich manche Menschen freiwillig solchen Qualen aus? Rolando Ocampo sagt in diesem Video, dass er Gott etwas schuldig sei. Der Herr hätte seine Gebete erhört, als seine Frau und seine Tochter während der Geburt in Lebensgefahr schwebten.
„Ich habe dem Herrn gesagt, wenn meine Frau das Baby gesund zur Welt bringt, würde ich mich am Karfreitag kreuzigen lassen“, sagt er.
Frau und Kind erholten sich – und jedes Jahr begleicht Ocampo seine Schuld. „Ab dem Zeitpunkt, da ich mich ausziehe und auf dem Kreuz liege, ist es, als würde Christus meinen Körper übernehmen“, sagt er.
Offizielle Vertreter der katholischen Kirche raten von dieser Praktik jedoch aufs Dringlichste ab.
Schnaps und Peitschenhiebe
In der Slowakei kann der Ostermontag wild und nass werden.
1899 verkündet das „Petit Journal“ in Frankreich die Rückkehr der Osterglocken.
Dort ziehen die Männer am Morgen los, um junge Frauen mit kaltem Wasser zu übergießen und ihnen mit einer handgemachten, hübsch geschmückten Weidenrute leichte, nicht schmerzhafte Schläge zu versetzen.
Im Gegenzug erhalten sie als Geschenk ein bemaltes Ei, Gebäck oder ein Schlückchen Wodka.
Der Brauch entstammt vorchristlichen Traditionen zur Begrüßung des Frühlings und soll den Körper und die Seele reinigen. Die Weidenzweige sollen Krankheiten aus dem Körper schlagen, während das Wasser reinigend wirken und die Fruchtbarkeit anregen soll.
In vielen Gebieten ist diese Tradition in der Moderne verschwunden, in anderen wird sie noch abgeschwächt praktiziert.
Wo Frauen früher noch in den Fluss geworfen wurden, werden sie heute mit Wasserspritzpistolen oder Parfumfläschchen angesprüht. Das Peitschen mit den Weidenzweigen wird oft ganz weggelassen. Zum Teil ist dafür die ehemalige kommunistische Regierung des Landes verantwortlich, da sie versucht hat, religiöse Bräuche zu unterbringen. Außerdem zieht es immer mehr Menschen von ländlichen Gegenden in die Stadt, wo solche Bräuche kaum bis gar nicht gepflegt werden.
Crime Time zu Ostern
Ah, Ostern ... die beste Zeit für einen guten Krimi! So zumindest sieht man das in Norwegen.
Die Norweger verschlingen Oster-Krimis – oder Påskekrim –, als wären es Schokoladeneier, egal ob in Form von Büchern, Serien oder Comics auf ihren Milchkartons.
Laut Visit Norway, dem offiziellen Reiseführer des Landes, geht diese einzigartige weltliche Tradition auf das Jahr 1923 zurück. Damals hofften zwei junge, mittellose Autoren auf einen Erfolg ihrer Bücher.
Am Palmsonntag ließ der Verlag Glydendal, mit dem sie zusammenarbeiteten, den Titel des Buches auf der Titelseite der Zeitung „Aftenposten“ abdrucken.
Die meisten Leser hielten die Werbung für das Buch „Bergenstoget plyndret i natt!“ (dt. etwa: Zug nach Bergen in der Nacht überfallen!) für eine Schlagzeile. Durch den Aufruhr um die Anzeige wurden nicht nur zahlreiche Exemplare verkauft, sondern angeblich auch die Tradition des norwegischen Oster-Krimis ins Leben gerufen. Ob das nun wahr ist oder nicht, der Osterbrauch erfreut sich sowohl bei Lesern als auch Verlegern größter Beliebtheit.
„Es ist kein Zufall, dass wir kurz vor Ostern ein großes Krimi-Festival haben“, sagte der aktuelle Sprecher für Gyldendal, Bjarne Buset, auf Visit Norway.
Das Wunder des heiligen Feuers
Einen Tag vor Ostersonntag versammeln sich die Gläubigen an der Grabeskirche in Jerusalem – jenem Ort, an dem der Überlieferung zufolge Jesus gekreuzigt und begraben wurde und wieder auferstanden ist. Dort soll sich seit über 1.200 Jahren jedes Jahr ein Wunder ereignen.
In Gegenwart des Jerusalemer Patriarchen soll sich dort das Heilige Feuer von selbst auf dem Grabe Christi entzünden. Im Anschluss wird es präsentiert, um daran Kerzen zu entzünden und das Feuer – und den Glauben – unter den Anwesenden zu verbreiten. Danach wird das Feuer in einem speziellen Flugzeug nach Russland, Griechenland und in andere christlich-orthodoxe Länder gebracht.
In Griechenland „wird die Heilsbotschaft verlesen, und wenn Christus auferstanden ist, wird mit der Entzündung des Feuers gefeiert“, erzählt Pfarrer Mark Morozowich von der Katholischen Universität von Amerika in Washington, D.C.
„Oft gibt es Feuerwerk oder es wird sogar mit Waffen geschossen. Sie reichen das Feuer auf dem ganzen Platz herum und symbolisieren damit das neue Leben von Christus.“
Die Evolution des Osterhasen
Bei vielen Ostertraditionen spielt der Osterhase eine Rolle, der bunt bemalte Eier für die Kinder dalässt. Schon lange vor dem Christentum hatten Eier eine offensichtliche symbolische Verbindung zur Zeit der Wiedergeburt.
„Frühlingsriten wurden zu Osterbräuchen, und die Kirche und Kulturen haben sich angepasst, um diese Symbole für sich zu verwenden und ein neues Verständnis dafür zu schaffen“, sagt Morozowich.
„Die berühmten ukrainischen Ostereier sind zum Beispiel Eier, die die Ukrainer schon seit Jahrtausenden anfertigen.“
Der Ursprung des Osterhasen lässt sich hingegen nicht ganz so leicht bestimmen. Allerdings gibt es keinen Zweifel daran, dass der Hase in Europa schon seit Langem ein Symbol der Fruchtbarkeit ist.
Die ersten Geschichten über den deutschen Osterhasen, der Eier legt und versteckt, stammen aus dem 17. Jahrhundert. Während der Fastenzeit wurde auf Eier verzichtet, sodass es im Anschluss einen Überschuss an Eiern zu entdecken und verzehren gab.
Schmelztiegel
Über deutsche Einwanderer gelangte die Tradition nach Amerika, wo der Osterhase seine ganz eigene Form annahm. Dort wird er oft als menschengroßer Hase dargestellt, der am Ostermorgen Körbchen mit Eiern und Schokolade bringt.
Das sei ein Beispiel für die Schmelztiegelkultur, sagt Pam Frese, eine Anthropologin am College of Wooster.
„Was wir machen, ist ein Mix, eine Kombination aus Traditionen von vermutlich allen europäischen Einwanderern, die es gab, und daraus entsteht etwas einzigartiges Amerikanisches“, so Frese.
Der amerikanische Hase wurde vor allem nach dem Bürgerkrieg beliebt, als die zivilreligiösen Feiertage aufkamen. Bald schon tauchte er auch auf Grußkarten auf.
„Während der Depression wurde der Hase beispielsweise oft in Fabriken dargestellt, wo kleine Tiere die Eier für ihn anfertigten, die er dann austrug.“
Frese mutmaßt, dass die Immigranten aus neuen Ländern und neuer Glaubensrichtungen diese Tradition im Laufe der Zeit vielleicht noch weiter verändern werden, wie es schon seit Jahrtausenden geschieht.
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