Kennedy-Attentat: Ex-Leibwächter bringt neue Mordtheorie ins Spiel
Viele offene Fragen ranken sich um das Attentat auf John F. Kennedy am 22. November 1963. Jetzt enthüllt ein ehemaliger Leibwächter neue Details. Gab es doch mehr als einen Schützen?
Robert Kennedy, Jackie Kennedy und Edward Kennedy bei der Beerdigung von Präsident John F. Kennedy am 25. November 1963 in Washington.
Die undurchsichtigen Umstände des Attentats lesen sich wie ein Thriller: Am 22. November 1963 wird US-Präsident John F. Kennedy gegen 12.30 Uhr in Dallas in seiner Limousine erschossen. Innerhalb von 90 Minuten verhaftet die Polizei Lee Harvey Oswald als den mutmaßlichen Schützen. Drei Gewehrkugeln soll er abgefeuert und kurz darauf auch einen Polizisten ermordet haben.
Oswald bestreitet die Taten. Zwei Tage später wird er in Polizeigewahrsam von dem Nachtclubbesitzer Jack Ruby erschossen – noch bevor es zu einer Anklage kommt. Fehler und Pannen bei den Ermittlungen lassen rasch Zweifel an der offiziellen Darstellung aufkommen, wonach Oswald der alleinige Täter gewesen sei. Ruby, dem Mafia-Verbindungen nachgesagt werden, stirbt gut drei Jahre später an einem Blutgerinnsel.
Kein Wunder, dass das Attentat auf JFK bis heute Rätsel aufwirft. Handelten Oswald und Ruby auf eigene Faust? Oder waren sie nur ein kleines Rädchen in einem politischen Mordkomplott? Gab es womöglich weitere Schützen?
Lee Harvey Oswald nach seiner Festnahme
Geheimnis um „die magische Kugel“
John Landis war nur wenige Meter vom US-Präsidenten entfernt, als die tödlichen Schüsse fielen. Als Leibwächter kümmerte er sich an jenem Tag um den Schutz der First Lady Jackie Kennedy, die ebenfalls in der Limousine saß. Jetzt, 60 Jahre später, bricht er sein Schweigen. Sein neues Buch „The Final Witness“ liefert neuen Stoff für Mordtheorien. Im Mittelpunkt steht die umstrittene These der „magischen Kugel“, auch bekannt als Eine-Kugel-Theorie.
Laut offiziellem Bericht wurde der US-Präsident von zwei Kugeln getroffen. Der erste Gewehrschuss ging fehl, die zweite Kugel durchschlug Kennedys Hals. Das dritte Projektil traf ihn in den Kopf. Vor allem um die zweite Kugel entstanden bald viele Verschwörungsmythen. Nachdem sie Kennedys Hals durchschlagen hatte, traf sie den Ermittlern zufolge auch den ebenfalls im Auto sitzenden Gouverneur von Texas, John Connally. Und das gleich mehrfach: an Oberkörper, Hand und Bein. Kritiker hielten dies für extrem unwahrscheinlich und sprachen deshalb spöttisch von einer „magischen Kugel“.
Die Ermittler waren zu ihrem Schluss gekommen, weil sie die Kugel offenbar auf einer Bahre gefunden hatten, mit der Connelly ins Krankenhaus gebracht worden war. Sie gingen davon aus, dass das Projektil dort aus Connellys Körper gefallen war.
Einer der letzten Zeugen: Ex-Leibwächter John Landis
JFK-Mord: Gab es einen weiteren Schützen?
Landis dagegen erzählt eine andere Geschichte. Sollte sie stimmen, bringt sie die Ein-Kugel-Theorie mächtig ins Wanken: Er selbst habe das Projektil in der Präsidenten-Limousine gefunden und später auf Kennedys Bahre gelegt. „Es war ein Beweisstück‘“, sagte der 88-Jährige jetzt der New York Times, „und ich wollte nicht, dass es verschwindet.“
In all dem Chaos habe er eine schnelle Entscheidung treffen müssen. Also habe er sich die Kugel geschnappt. Wie sie später auf Connallys Bahre gelangen konnte, wisse er nicht. Stimmen Landis’ Behauptungen, könnte die Eine-Kugel-Theorie also falsch sein. Ebenso gut könnte eine weitere Kugel abgefeuert worden sein, die dann Connally traf.
Warum Landis 60 Jahre geschwiegen hat? „Ich hatte Angst, dass ich etwas falsch gemacht haben könnte und dass ich nicht darüber reden sollte.“ Lange habe er geglaubt, dass Oswald der einzige Schütze war. „Jetzt beginne ich daran zu zweifeln.“ Bestätigen oder widerlegen lassen sich seine Behauptungen indes nicht. Und so reihen sie sich ein in die ohnehin lange Liste der Mordtheorien rund um das JFK-Attentat.