Seddiner Königshalle: Spektakuläres Bauwerk der nordischen Bronzezeit entdeckt
Es gibt viele Sagen um König Hinz, der einst in Brandenburg geherrscht haben soll. Jetzt wurden archäologische Überreste einer großen Halle entdeckt, die möglicherweise die Geschichte des Herrscher ergänzen.
Ausgrabungen in Seddin haben einen überdimensionalen Gebäudekomplex zutage gebracht, der einst möglicherweise von einem mächtigen Herrscher genutzt wurde.
Im brandenburgischen Seddin, in der Nähe von Perlenberg, soll vor fast 3.000 Jahren ein sagenumwobener König regiert haben, der von seinem Volk so sehr verehrt wurde, dass ihm nach seinem Tod ein monumentaler Grabhügel errichtet wurde. Bestattet wurde „König Hinz“ mit goldenem Schmuck und einem Schatz – soweit die Legende. Den Grabhügel gibt es wirklich, heute europaweit bekannt als Königsgrab von Seddin. Auch eine äußerst kostbare Grabausstattung konnte dort bereits vor über 100 Jahren geborgen werden. Das gewaltige Königsgrab gilt also tatsächlich als Beweis für einen mächtigen Herrscher, der einst in diesem Gebiet lebte.
Nahe seines Grabhügels wurde nun ein weiterer monumentaler Bau aus der nordischen Bronzezeit entdeckt, der die Geschichte von „König Hinz“ ergänzen könnte: ein riesiger Hallenkomplex, der entweder dem Herrscher oder seinem Vorgänger gehört haben könnte. Das Gebäude gilt aktuell als eines der größten Bauwerke der nordischen Bronzezeit, die je entdeckt wurden.
So ähnlich sah die „Königshalle“ wohl einst aus. Im Inneren war sie in mehrere Räume unterteilt und hatte sogar mehrere Stockwerke.
Der Grundriss der Königshalle zeigt ihre herausragende Größe.
Monumentale Bauten aus der nordischen Bronzezeit
Bereits 2023 wurden Archäolog*innen des Brandenburgischen Landesamts für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseums (BLDAM) und des Seminars für Ur- und Frühgeschichte der Universität Göttingen im Rahmen einer Forschungsgrabung auf erste Überreste des Gebäudekomplexes aufmerksam. Nach sorgsamer Planung wurde der Fund im Oktober freigelegt. Dabei kam der Grundriss einer 10 mal 30 Meter langen Halle zum Vorschein – für die Zeit außergewöhnliche Dimensionen.
„Die Größe des Gebäudes beträgt mit eingerechneter Apside – eine Art halbrunder Abschluss einer der Gebäudeseiten – über 250 Quadratmeter Grundfläche im Erdgeschoss“, sagt der Archäologe Immo Heske von der Universität Göttingen, der die Ausgrabungen gemeinsam mit Franz Schopper vom BLDAM leitet. Außerdem habe das Haus mit vermutlich zwei Stockwerken eine Höhe von etwa sieben Metern gehabt. Daraus ergibt sich im Endeffekt eine Nutzfläche von etwa 600 Quadratmetern.
Der Gebäudekomplex diente gleich mehreren Zwecken. Ein Teil des Untergeschosses wurde wohl als Wohnstätte genutzt – von einer bedeutenden Herrscherfamilie. Teile der Obergeschosse dienten außerdem als Speicher für Getreide, während der Westteil des Hauses, in dem eine große Feuerstelle nachgewiesen werden konnte, wohl als Versammlungsraum genutzt wurde.
Königshalle von König Hinz?
Über die Frage, wann die Königshalle genutzt wurde, geben vor allem bei den Grabungen aufgefundene Keramikreste Hinweise. Diese lassen darauf schließen, dass das Gebäude im 10. und 9. Jahrhundert v. Chr. bewohnt wurde. Erste Datierungen von Holzkohlefragmenten stützen diese Theorie. Somit kann die Halle grob in die Zeit datiert werden, in der auch das wenige hundert Meter entfernte Königsgrab errichtet wurde. Möglich ist also: Auch die Halle steht mit dem sagenumwobenen „König Hinz“ in Verbindung.
„Wem genau die Halle gehörte, ist nicht eindeutig zu entscheiden“, sagt Heske. Dennoch sei es möglich, dass der Fundkomplex in Seddin sowohl das Wohngebäude als auch die Grabstätte einer bedeutsamen Person der jüngeren Bronzezeit offenbaren, sagt er. Laut dem BLDAM sind die Funde in jedem Fall ein Beweis für die vielfältige Kulturlandschaft, die in der Region bereits damals existierte.