Schädel eines Wikingers mit geschnitzten Schneidezähnen.

Wikinger sorgten sich um ihre Zähne

Wikinger litten häufig an Karies und anderen Zahnproblemen. Eine Studie aus Göteborg hat nachweisen können, dass sie eine ganze Reihe von Methoden nutzten, um ihre Mundhygiene zu verbessern.

Wikingerschädel mit geschnitzten Schneidezähnen aus Fjälkinge, Schweden, in der Ausstellung „Vikings!“. Dass Wikinger sich um ihre Zähne bemühten, konnten bereits mehrere Funde zeigen – nun wird dies durch eine neue Studie bestätigt.

Foto von Wolfgang Sauber / Wikimedia Commons
Von Lisa Lamm
Veröffentlicht am 22. Dez. 2023, 08:57 MEZ

Hygiene ist wohl nicht das erste, was vielen zu den Wikingern einfällt. Doch archäologische Funde zeigen, dass auch Haar- und Körperpflege für die Nordleute eine Rolle spielten. So benutzten die nordischen Krieger bereits Seife, Kämme, Pinzetten und sogar eine Art Q-Tip.  

Auch ihre Zähne waren den nordischen Völkern offenbar wichtig, wie jetzt eine neue Studie der Universität Göteborg in Schweden zeigt, die in der Fachzeitschrift Plos One veröffentlicht wurde. Laut dieser nutzten Wikinger bereits überraschend ausgeklügelte Methoden, um mit Zahnschmerzen umzugehen – an denen wohl eine Vielzahl der Erwachsenen litt. 

Einer der Runensteine vor einem dunklen Hintergrund.

Zahnverfall und Behandlungsversuche

Insgesamt untersuchten die Forschenden 3.293 Zähne einer schwedischen Wikingerpopulation aus dem heutigen Varnhem in Südschweden. Sie stammen von 133 Erwachsenen und 38 Kindern und Jugendlichen und wurden auf einem Friedhof gefunden, der zwischen dem 10. und 12. Jahrhundert in Benutzung war. Das Ergebnis der Untersuchungen zeigt: Während die Kleinkinder und Jugendlichen allesamt gesunde Zähne hatten, litt mehr als die Hälfte der Erwachsenen an Zahnverfall, also Karies. Besonders betroffen waren die Zahnwurzeln – was vermutlich starke Schmerzen zur Folge hatte.

Damit unterscheiden sich die Wikinger nicht von anderen europäischen Völkern in dieser Zeit. Was die Forschenden allerdings überraschte, waren die Methoden, mit denen die Wikinger versuchten, ihre Zahnprobleme in den Griff zu bekommen.

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    Zwei Bilder von Zähnen mit Spuren und braunen Stellen.

    Diese Zähne gehören zu Wikingern, die zwischen dem 10. und 12. Jahrhundert lebten. Die Rillen in den Zähnen zeugen von der Nutzung von Zahnstochern und anderen Hilfsmitteln, die der Zahnhygiene dienten.

    Foto von Carolina Bertilsson and Henrik Lund

    „Es gab mehrere Anzeichen dafür, dass die Wikinger ihre Zähne bearbeitet haben, darunter Hinweise auf die Verwendung von Zahnstochern, [...] und sogar die zahnärztliche Behandlung von Zähnen mit Infektionen“, sagt Studienautorin Carolina Bertilsson, Zahnärztin und Forscherin an der Universität Göteborg.

    Erstaunliches Wissen über Zahnkunde

    Laut Bertilsson und ihrem Team waren die Methoden, die die Wikinger nutzten, um ihre Zahnschmerzen zu behandeln, den heutigen schon recht ähnlich. Beispielsweise feilten sie Löcher in den Backenzähnen aus, um Infektionen durch die Kariesbakterien zu vermeiden und so die Schmerzen zu lindern. „Die Zahnheilkunde in der Wikingerzeit war wahrscheinlich ausgeklügelter als bisher angenommen“, so Bertilsson.

    Nahaufnahme dreier Zähne, von denen der mittlere ein Loch aufweist.

    Das Loch in einem der Zähne diente zur Kariesbehandlung.

    Foto von Carolina Bertilsson and Henrik Lund

    Darüber hinaus gab es wohl auch schon damals Behandlungen, die das Aussehen der Zähne verändern sollten. So fanden die Forschenden Anzeichen dafür, dass die Wikinger ihre Vorderzähne spitz feilten. Dabei handelt es sich um eine Praxis, die bisher nur bei männlichen Erwachsenen festgestellt wurde und möglicherweise als Statussymbol oder Mittler zur Identifikation galt.

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