Ironton: 130 Jahre altes Schiffswrack liegt fast unversehrt am Boden eines Sees

1894 ging das Schiff Ironton im Huronsee, einem der fünf Großen Seen Nordamerikas, unter. Über hundert Jahre später konnte ein Forschungsteam das Wrack aufspüren – erstaunlich intakt und inklusive eines noch immer befestigten Rettungsboots.

Von Lisa Lamm
Veröffentlicht am 2. Apr. 2024, 08:55 MESZ
Der Bug des Wracks unter Wasser.

Bis heute kann man erkennen, wie die Ironton einst ausgesehen haben muss, als sie noch über die Großen Gewässer Nordamerikas fuhr.

Foto von NOAA/ Undersea Vehicles Program UNCW

Es ist der 26. September 1894, als auf dem Huronsee in den USA, dem drittgrößten See der Welt, ein Unglück passiert. Das dreimastige Segelschiff Ironton wird vom Wind in die Fahrbahn des Frachtschiffs Ohio geweht. Die Folge: Ein Frontalzusammenstoß, bei dem beide Schiffe untergehen – und über 120 Jahre unentdeckt am Seeboden liegen.

Bis zum Jahr 2017 als ein Team der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) und des Ocean Exploration Trust das Gebiet untersucht – und die Ohio findet. Die Ironton bleibt weitere vier Jahre verschollen. Erst im Jahr 2021 wird sie entdeckt: in aufrechter Position auf dem Grund stehend und unglaublich gut erhalten

Ironton durch die Temperatur im See erhalten

Um die Ironton ausgehend vom Fundort der Ohio zu finden, bezogen die Forschenden die Koordinaten des Zusammenstoßes und die damals herrschenden Wetterbedingungen in ihre Berechnungen mit ein. Eine erste Suche blieb dennoch erfolglos und das Team musste seinen Suchradius erweitern. Schließlich wurden sie fündig: Ein Sonar-Bild zeigte ein Wrack, das der Ironton erstaunlich ähnlich sah. Aufnahmen eines Unterwasserroboters bestätigten die Vermutung: Es handelt sich wirklich um die Ironton.

Dieses Bild wurde mithilfe des Fächerecholots erstellt, einer Messmethode mit der die Beschaffenheit von Objekten unter Wasser bestimmt werden kann.

Foto von Ocean Exploration Trust/NOAA

Der genaue Fundort des Wracks liegt im Thunder Bay National Marine Sanctuary and Underwater Preserve, einem Wasserschutzgebiet im US-Bundesstaates Michigan, nahe der Grenze zu Kanada. Sowohl auf dem Sonar-Bild als auch auf den Unterwasseraufnahmen ist das etwa 58 Meter lange Schiff extrem gut zu erkennen – mitsamt seiner drei aufrechten Masten und einem Rettungsboot, das noch immer am Schiff befestigt ist. Verantwortlich für den guten Erhaltungszustand ist das kalte Süßwasser des Huronsees, der für die unzähligen Wracks an seinem Grund bekannt ist. 

Rettungsboot noch immer am Schiff befestigt

In der Unglücksnacht vor 130 Jahren überlebten alle Crewmitglieder der Ohio, aber nur zwei Mitglieder der siebenköpfigen Crew der Ironton. Einer der Überlebenden, William Wooley, berichtete der Zeitung Duluth News Tribune nach seiner Rettung: „Wir sichteten einen Dampfer. Er kam über unseren Bug, und wir stießen mit ihm zusammen.“ Er habe noch gesehen, wie ein Loch im Bug des Schiffes entstand und der Rumpf zersplitterte.

BELIEBT

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    Gleichzeitig riss die Ironton ein über drei Meter langes Loch in den Rumpf der Ohio. Das schwer beladene Schiff sank an Ort und Stelle, die 16 Crewmitglieder konnten sich aber retten. Die nicht beladene Ironton trieb weiter – und sank weit entfernt von der Unfallstelle. Zum Tod der fünf Crewmitglieder kam es dann durch einen fatalen Fehler, der noch heute beim Betrachten des Wracks auffällt: Niemand löste die Leine des Rettungsboots vom sinkenden Schiff. Es ging mitsamt der Ironton unter. 

    Die beiden Überlebenden konnten sich retten, indem sie sich an schwimmende Wrackteile klammerten, Kapitän Girard und vier weitere Männer starben.

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