Intaktes Ei aus der Römerzeit gefunden: Inhalt bis heute flüssig

Ein 1.700 Jahre altes unversehrtes Hühnerei aus England enthält noch immer flüssiges Eiweiß und Eigelb. Der Sensationsfund aus Birminghamshire wurde einst von Römern in einer Grube vergraben – und ist so bis heute intakt geblieben.

Von Lisa Lamm
Veröffentlicht am 14. Feb. 2024, 16:06 MEZ
Nahaufnahme des Eis auf einem hellen Untergrund.

 Ein extrem seltenes Bild: Ein 1.700 Jahre altes, intaktes Hühnerei aus der Römerzeit.

Foto von Oxford Archaeology

Etwas war eindeutig faul, als Archäolog*innen vor einigen Jahren eine Grabung in der Nähe der englischen Stadt Aylesbury in Birminghamshire durchführten. Bei ihren Untersuchungen waren sie auf vier Eier aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. gestoßen – und fanden sich, nachdem sie versehentlich drei von ihnen zerstört hatten, in einer Wolke aus Schwefelgestank wieder, der sich über 1.700 Jahre in ihrem Inneren zusammengebraut hatte. 

Nachdem der olfaktorische Schreck überwunden war, wurde das verbliebene vierte Ei vorsichtig von dem Archäologen Steven Leech vom Oxford Archaeology-Projekt geborgen. Nun, mehrere Jahre nach dem Fund, hat man es erstmals durchleuchtet. Dabei kam heraus: Nicht nur die Schale des Eis ist unversehrt, auch der Inhalt ist noch enthalten – und überraschenderweise flüssig.

Blick ins Innere des römischen Eis

Schon im Jahr 2019, als der Fund des Eis erstmals publik gemacht wurde, sprachen die Forschenden von einer Sensation. „Das römische Ei ist eine wirklich einzigartige Entdeckung. Obwohl schon früher römische Eierschalenfragmente gefunden wurden, ist dies das einzige vollständige römische Ei, das in Großbritannien bekannt ist“, hieß es damals in einer Meldung von Oxford Archaeology. 

Mithilfe eines CT-Scans, den die Konservatorin Dana Goodburn-Brown von der University of Kent durchführte, kam schließlich auch das flüssige Innere des Eis ans Licht: 1.700 Jahre altes Eiweiß und Eigelb. Edward Biddulph, leitender Projektmanager bei Oxford Archaeology, sagt gegenüber der BBC: „Wir waren völlig verblüfft, als wir den Inhalt sahen. Wir hatten erwartet, dass die Flüssigkeit bereits ausgelaufen sein würde.“ 

Hühnereier als Opfergabe

Die Grube, in die die Eier im späten 3. Jahrhundert gelegt wurden, ist Teil der Grabungsstätte Berryfields, an der sich einst eine römische Siedlung befand. Vermutlich nutzten Bewohner*innen und Besucher*innen der Stätte die Grube damals als Opferplatz, an dem sie Gaben für die Götter in die Erde legten. So fanden die Archäolog*innen an dieser Stelle unter anderem Münzen, Werkzeuge und Gefäße – und die Eier. Auch bei ihnen handelte es sich den Forschenden von Oxford Archaeology zufolge aller Wahrscheinlichkeit nach um Opfergaben. Erhalten blieb das organische Material, weil die Grube seit dem 3. Jahrhundert stets wassergesättigt war.

Als nächstes wollen die Forschenden den Inhalt des letzten der vier Eier freisetzen – allerdings anders als bei den ersten drei unter kontrollierten Bedingungen. Wie das geschehen soll, steht noch nicht fest. Laut Biddulph dürfte der Prozess aber so ähnlich verlaufen wie das Eierblasen zu Ostern. Zerstören will das Team die Schale des 1.700 Jahre alten Sensations-Eis nämlich auf keinen Fall.

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