Kurioser Fund aus England: Bemalter Penisknochen eines Hundes entdeckt

In einem Schacht in Surrey haben Archäologen mehrere fast 2.000 Jahre alte Tierknochen entdeckt. Darunter ist auch der Penisknochen eines Hundes, der vermutlich in einem Ritual zum Einsatz kam.

Von Lisa Lamm
Veröffentlicht am 3. Feb. 2025, 08:54 MEZ
Der Knochen vor einem schwarzen Hintergrund.

An dem ausgegrabenen Penisknochen sind bis heute Spuren roter Farbe zu erkennen.

Foto von Ellen Green

Im Jahr 2015 entdeckten Archäolog*innen einen etwa vier Meter tiefen Schacht im Kalksteinboden nahe der Stadt Ewell in Surrey, England. Darin: Hunderte von Menschen- und Tierknochen. Erste Untersuchungen zeigten bereits damals, dass der Schacht vor fast 2.000 Jahren von Römern erbaut wurde, die in der Gegend siedelten.

Die Archäologin Ellen Green von der Reading University in England hat sich den Fund von damals nun näher angeschaut. Dabei stand für sie ein ganz besonderer Knochen im Fokus: der rot bemalte Penisknochen eines Hundes. Seine Einfärbung deutet laut Green auf eine rituelle Verwendung hin, möglicherweise im Rahmen eines Fruchtbarkeitsrituals. Ihre Studie veröffentlichte die Archäologin im Fachmagazin Oxford Journal of Archaeology.

Fast 2.000 Jahre alter Penisknochen

Der Schacht, in dem der Knochen gefunden wurde, gehört zum Fundkomplex Nescot, einer archäologischen Stätte südlich von London. Genutzt wurde er von den Römern etwa 50 Jahre lang – bis ins 2. Jahrhundert n. Chr. –, wie ein Münzfund am Grund des Schachts zeigt. Archäolog*innen konnten bislang die Überreste von mindestens 21 Menschen und 282 Tiere an der Fundstelle identifizieren.

Unter den Tausenden Knochen und Knochenfragmenten stach der Penisknochen, auch Baculum genannt, besonders hervor. Er weist als einziger Knochen Spuren von roter Farbe auf, die Greens Analysen zufolge durch Eisenoxid entstanden sind. Da in Nescot kein natürliches Eisenoxid vorkommt und der Penisknochen der einzige ist, der eingefärbt wurde, geht Green davon aus, dass er gezielt von Menschen bemalt wurde. Das Fleisch wurde laut der Archäologin zuvor vom Knochen entfernt.

Der Knochen vor einem schwarzen Hintergrund.

An dem ausgegrabenen Penisknochen sind bis heute Spuren roter Farbe zu erkennen.

Foto von Ellen Green

Haben am Schacht einst Fruchtbarkeitsrituale stattgefunden?

Green vermutet, dass mit dem Knochen ein Ritual durchgeführt wurde. „Der Penis hatte in der römischen Welt viele Assoziationen und wurde als Glücksbringer und zur Abwehr des bösen Blicks verwendet“, sagt die Archäologin gegenüber dem Wissenschaftsmagazin Live Science. Außerdem standen Hunde im Alten Rom für Fruchtbarkeit, weshalb der Knochen auch in einem solchen Ritual geopfert worden sein könnte. 

Dafür spricht die Tatsache, dass Hundeknochen bislang am häufigsten im Schacht identifiziert werden konnten –  gefolgt von Knochen von Fohlen und Lämmern. Das sind Tiere, die oft im Frühling geboren werden und somit ebenfalls Fruchtbarkeit verkörperten. Bei den Ritualen ging es den Menschen jedoch vermutlich nicht darum, möglichst viele eigene Nachkommen zu zeugen, schreibt Green in ihrer Studie. Vielmehr erhofften sie sich wahrscheinlich eine „landwirtschaftliche Fruchtbarkeit“ – also eine reiche Ernte.

Insgesamt, so Green, könne man das Mysterium des bemalten Penisknochens aber nicht restlos aufklären. „Dies ist das einzige Beispiel, das ich finden konnte, bei dem ein echter Penis möglicherweise als rituelles Objekt verwendet wurde“, sagt sie. Ein Muster, das für einen rituellen Gebrauch des Penisknochens spricht, lässt sich bislang also nicht erkennen.

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    Draufsicht auf die drei Hundeskelette in ihrer Grube.
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