Verloren geglaubte Residenz von König Harald II. entdeckt

Archäologen in England haben die einstige Residenz des letzten angelsächsischen Königs entdeckt. Das Gebäude wurde bereits auf dem Wandteppich von Bayeux abgebildet.

Von Lisa Lamm
Veröffentlicht am 7. Feb. 2025, 16:35 MEZ
Zwei Menschen auf Pferden auf dem Wandteppich.

Dieser Ausschnitt des Wandteppichs zeigt vermutlich Harald II. wie er von einer Reise aus der Normandie zurückkehrt.

Foto von THE SOCIETY OF ANTIQUARIES OF LONDON

Im Oktober 1066 fiel Wilhelm der Eroberer, Herzog der Normandie, in England ein und bezwang dort den letzten angelsächsischen König – Harald II. Diese sogenannte Schlacht bei Hastings sowie die Ereignisse in den Jahren zuvor, die zu Wilhelms Sieg führten, sind auf dem Wandteppich von Bayeux abgebildet. Der Teppich wurde vermutlich bereits im 11. Jahrhundert von einem Halbbruder Wilhelms in Auftrag gegeben und ist heute eines der wichtigsten Artefakte der englischen Geschichte.

Neben Westminster und Hastings wird nur ein einziger weiterer Schauplatz dieser Geschichte zweimal auf dem Wandteppich abgebildet: Die Residenz von König Harald II. in Bosham in Sussex. Den ehemaligen Standort dieses Hauses haben Archäolog*innen nun auf dem Grundstück eines Privathauses identifiziert – und damit ein Stück englischer Geschichte aufgearbeitet.

Abbildungen Haralds in verschiedenen Situationen.

Dieser Ausschnitt des Wandteppichs zeigt Harald II. in seiner Residenz in Bosham (links), bei einem Festmahl (Mitte) und beim Aufbruch auf eine Reise in die Normandie (rechts).

Foto von THE SOCIETY OF ANTIQUARIES OF LONDON

Ein Zentrum angelsächsischer Macht

Die Eroberung Englands durch die Normannen war ein Wendepunkt in der Geschichte des Landes. „Die englische Aristokratie wurde von einer neuen herrschenden Klasse verdrängt“, sagt Oliver Creighton von der University of Exeter, Mitautor der Studie, die zum Fund veröffentlicht wurde. Da aus dieser Zeit bisher nur wenige Überreste gefunden wurden, so Creighton, sei die Identifikation des Gebäudes umso bahnbrechender. „Wir haben ein angelsächsisches Musterhaus gefunden.“

Dabei ist die Vermutung, dass sich das Haus auf dem Grundstück des privaten Hauses befindet, nicht neu. Bereits in den letzten Jahren munkelten Forschende, dass sich Haralds Residenz dort befunden haben könnte. Das Forschungsteam konnte die Theorie nun durch eine genauere Analyse von Aufzeichnungen belegen, die aus Ausgrabungen von 2006 hervorgingen.

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    Dabei konnte das Team die Existenz zweier mittelalterlicher Gebäude bestätigen, von denen eines heute zum Teil in das Privathaus integriert ist. Doch das ist nicht alles: Dass der Ort sogar noch älter ist, bestätigen die Überreste einer Latrine, die vermutlich aus dem 10. Jahrhundert stammt. Zu dieser Zeit begannen Angehörige der englischen Elite, eigene Toiletten in ihren Residenzen zu verbauen.

    „Die Erkenntnis, dass bei den Ausgrabungen im Jahr 2006 tatsächlich ein angelsächsisches Badezimmer gefunden wurde, bestätigt, dass das Privathaus an der Stelle einer elitären Residenz aus der Zeit vor der normannischen Eroberung steht“, sagt Duncan Wright, Archäologe und Mitautor der Studie. Gemeinsam mit historischen Aufzeichnungen und Karten könne man somit bestätigen, dass es sich tatsächlich um den Standort der ehemaligen königlichen Residenz Haralds II. handeln muss.

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