Gefährliche Kolosse: Historische Bilder von Vulkanen und ihren Eruptionen
Ein aktiver Vulkan hat eine Zerstörungskraft, der wir Menschen nichts entgegenzusetzen haben. Immer wieder kommt es an verschiedenen Orten dieser Welt zu einem Ausbruch: Ein faszinierendes Schauspiel mit verheerenden Folgen.

Antiker Klassiker
Einer der berühmtesten Vulkane der Welt ist der Vesuv im Süden Italiens. Als er im Jahr 1944 ausbrach, hüllte er die Luftstreitkräfte der Alliierten, die gerade einen Angriff auf die deutschen Truppen flogen, in eine Aschewolke. Die Eruption forderte in den umliegenden Dörfern Schätzungen zufolge 45 Todesopfer und zerstörte 88 Flugzeuge der nahe gelegenen Luftbasis der Alliierten.
Bei einem Ausbruch des Vesuvs im Jahr 79 n. Chr. wurden die römischen Städte Pompeji und Herculaneum unter seiner Asche begraben. Heute leben wieder etwa drei Millionen Menschen am Fuße des Vulkans – obwohl Geologen davor warnen, dass eine zukünftige Eruption eine weitaus größere Zerstörungskraft haben könnte als die der Antike.
Eruption von historischem Ausmaß
Im Januar 1914 bricht in der japanischen Präfektur Kagoshima auf der Insel Kyūshū der Sakurajima – zu Deutsch Kirschblüteninsel – aus. Es ist die gewaltigste Eruption in der Geschichte des Landes. Auf diesem Bild sieht man einen Erkundungstrupp, der mit dem Boot vor der Gefahr flieht.
Dem historischen Ausbruch gingen mehrere hundert Erdbeben in der Region voraus. Auch heute noch ist der Sakurajima aktiv.
Seine erste Eruption fand im Jahr 708 n. Chr. statt. Entstanden ist er Geologen zufolge vor 13.000 Jahren in der Aira-Caldera, dem Krater eines 9.000 Jahre älteren Vulkans. Der Sakurajima überragt die umliegende Kagoshima-Bucht um 1.117 Meter.
Glühende Flüsse
Obwohl weitaus mehr Menschen durch die explosiven Gase und die Aschewolke ums Leben kommen, die bei einer Eruption freigesetzt werden, kommen den meisten zuerst glühende Lavaströme in den Sinn, wenn sie an einen Vulkanausbruch denken. Auf diesem Bild fließt Lava durch eine aktive Fissur der Virunga-Vulkane, die im Grenzgebiet zwischen Ruanda, Uganda und der Demokratischen Republik Kongo liegen.
Der Fotograf Chris Johns, der die Aufnahme im Mai 1989 machte, sagt: „Es hörte sich an wie ein Güterzug, der durch ein Gewitter fährt.“
Die Vulkane gehören zum Ostafrikanischen Grabenbruch. An dieser Stelle driften seit Millionen von Jahren drei tektonische Platten auseinander, was zu der Entstehung mehrerer Vulkane geführt hat.
Katastrophe der Superlative
Am 15. Juni 1991 brach im Westen der philippinischen Insel Luzon der Pinatubo mit unvorstellbarer Macht aus – es war die zweitgrößte Landeruption des 20. Jahrhunderts. Dank frühzeitiger Warnungen konnten Zehntausende rechtzeitig aus dem Gebiet evakuiert werden, trotzdem kostete die Katastrophe 850 Menschen das Leben.
Insbesondere die riesigen Asche- und Gaswolken in Verbindung mit Lahars – Schlamm- und Schuttströmen, die aus dem Vulkan austreten – richteten immensen Schaden an.
Der Pinatubo gab mehr Feinstaub in die Atmosphäre ab als jeder andere Vulkan seit dem Ausbruch des Krakatau im Jahr 1883. Die freigesetzten Schwefelgase bildeten in den Monaten nach dem Ausbruch eine Nebelschicht, die das Sonnenlicht abschirmte. Dies wiederum führte in den Folgejahren zu einem Sinken der Temperaturen um 0,5 Grad Celsius.
Der Fotograf Alberto Garcia schoss dieses Foto von der Rückbank eines Transporters. „Zum Glück haben wir alle überlebt”, sagt er.
Gefahr im Hintergrund
Ian Osborne schwimmt im Pool des Hotels in Old Towne, das seine Familie auf der karibischen Insel Montserrat betreibt. Er scheint unbeeindruckt von der Aschewolke zu sein, die aus dem Vulkan Soufrière Hills im Hintergrund aufsteigt. Old Towne liegt nördlich der Sperrzone: Einem unbewohnbaren Gebiet, das mehr als die halbe Inselfläche einschließt und in dem seit 1995 fast ununterbrochen vulkanische Aktivitäten verzeichnet werden.
Nach einer langen Zeit der Inaktivität kam es im Jahr 1995 zu einer explosionsartigen Eruption, bei der zwei Drittel der 13.000 Inselbewohner ihr Zuhause verloren. Ungefähr 8.000 Menschen verließen Montserrat für immer: Die meisten zogen nach Großbritannien, zu dessen Überseegebiet die Insel gehört.
Bei einem weiteren Ausbruch im Jahr 1997 wurde Plymouth, die Hauptstadt Montserrats, durch Glutströme und Asche völlig verwüstet. Die, die weiterhin auf der Insel blieben, mussten einen Weg finden, mit der ständigen Gefahr und den andauernden vulkanischen Aktivitäten zu leben.
Das von der British Geological Survey geförderte Montserrat Volcano Observatory hat vor einigen Jahren begonnen, detaillierte Messungen am Soufrière Hills durchzuführen, sodass der Vulkan inzwischen zu den am besten untersuchten der Welt zählt.
Aktives Weltnaturerbe
Der sizilianische Vulkan Ätna ist seit mehreren Jahrhunderten aktiv. Mit einer Höhe von 3.357 Metern erhebt er sich über dem Ionischen Meer und der historischen Hafenstadt Catania, die beide im Hintergrund dieses Fotos zu sehen sind.
Der Name Ätna leitet sich von dem indo-europäischen Wort *aidh- ab, was „brennen“ bedeutet – diese Aufnahme einer Eruption des Piano del Lago-Kraters erklärt den sprachlichen Ursprung sehr gut. Im Jahr 2013 wurde der Ätna in die Weltnaturerbe-Liste der UNESCO aufgenommen.
Der Kettenraucher
Der Popocatépetl liegt am Rand des mexikanischen Hochlands. Er markiert den zweithöchsten Punkt des Landes und ist sein aktivster Vulkan. Archäologen vermuten, dass die Pyramide von Cholula – die größte der Welt – zu Ehren des Vulkans, der auch als El Popo bekannt ist, erbaut wurde. Die spanischen Eroberer errichteten auf der Spitze der Pyramide im 16. Jahrhundert die Kirche „Iglesia de Nuestra Señora de los Remedios“.
Ein Mann, der in der Nähe des Vulkans lebt, erklärte der Fotografin Sarah Leen, dass die lokale Bevölkerung noch einen anderen Namen für den Vulkan benutzen würde. „Wir nennen ihn jetzt ‚Zencapopoca’ – das ist Nahuatl für ‚Kettenraucher‘.“
An Tagen mit guten Sichtbedingungen kann man den Popocatépetl sogar von Mexico City aus sehen, das etwa 70 Kilometer südöstlich des Vulkans liegt. Seit der Ankunft der Spanier im 16. Jahrhundert wurden 15 große Ausbrüche des Popocatépetls verzeichnet.
Vulkanwissenschaft
Ein Vulkanologe in einem hitzebeständigen Schutzanzug sammelt Lavaproben des Ätna. Diese sehr direkte Art der Überwachung ist Bestandteil der wissenschaftlichen Analyse, die es Experten ermöglicht, zukünftige Eruptionen präzise vorauszusagen.
Vulkanische Farbpalette
Der Östliche Rift des Ostafrikanischen Grabens liegt in Tansania, ebenso wie der Mount Ol Doinyo Lengai, ein Schichtvulkan, dessen Name so viel bedeutet wie „Gottesberg“. Diese Nachtaufnahme mit Langzeitbelichtung zeigt die ausfließende Lava als rot glühendes Band. Mit bloßem Auge betrachtet hat Lava jedoch eine braune Farbe und die Konsistenz von Olivenöl.
Erkaltet die Lava, sieht sie zunächst schwarz aus. Ist sie einige Tage der Witterung ausgesetzt, verfärbt sie sich abermals und wird weiß.
Mit vereinten Kräften
Eine gleichzeitige Eruption der Vulkane Semeru (hinten) und Bromo (links) mit dem Vulkan Batok (vorne). Sie sind drei der 12 Vulkane in der Tengger-Caldera auf der Insel Java, Indonesien. Für die lokale Bevölkerung hatte diese Formation lange eine spirituelle Bedeutung. Indonesien zählt zu den Ländern mit der höchsten vulkanischen Aktivität.
Höllischer Arbeitsplatz
Die Minenarbeiter, die an der Basis des Vulkans Ijen in Jawa Timur im Osten Javas große Schwefelklumpen abbauen, sind einem ständigen Risiko für Leib und Leben ausgesetzt. Sie haben mit giftigen Dämpfen und extremer Hitze zu kämpfen – zusätzlich zu der immer lauernden Eruptionsgefahr – und müssen den Schwefel, der sich spontan selbst entzünden kann, von Hand in Körben transportieren.
Schornstein im Eis
Der Mount Erebus auf der Ross-Insel ist der südlichste aktive Vulkan der Welt und mit einer Höhe von 3.794 Metern nach dem Mount Sidley der höchste Vulkan der Antarktis. Er ist seit 1972 aktiv und wird regelmäßig durch das New Mexico Institute of Mining and Technology untersucht.
Aschewolke
Diese Aufnahme der International Space Station (ISS) vom 12. Juni 2009 zeigt eine Eruption des Sarytschew, der seit dem Jahr 1760 regelmäßig ausbricht. Er liegt auf den Kurilen, einer Inselkette, die die russische Halbinsel Kamtschatka mit der japanischen Insel Hokkaidō verbindet.
Die Aschewolke, die bei der dreitägigen Eruption im Jahr 2009 entstand, erreichte eine Höhe von 15.000 Metern und führte zu einer starken Beeinträchtigung des Luftverkehrs. Oberhalb der Aschewolke hat sich durch die Abkühlung der aufsteigenden Luftmassen eine weiße Pileus-Wolke gebildet.
Rotes Funkeln
Ein Teilnehmer einer National Geographic Expedition zum Nyiragongo im Jahr 2011 wandert über die erkaltete Lava des Vulkans. In der untersten Ebene des Nyiragongo in der Demokratischen Republik Kongo liegt ein permanenter Kratersee, dessen Reflektion den Boden rot leuchten lässt.
Die Lava des Vulkans besteht aus dem seltenen Gestein Nephelinit, was ihr eine extrem dünnflüssige Konsistenz verleiht.
Hauptstadt in Schutt und Asche
Plymouth, die offizielle Hauptstadt der Insel Montserrat, wurde nach ihrer Zerstörung durch die pyroklastischen Ströme des Soufrière Hills im Jahr 1997 nicht wieder aufgebaut. Der Zutritt zu dem Stadtgebiet ist heute verboten. In Folge der Eruption starben 19 Menschen, von denen einige gerade erst in die Stadt zurückgekehrt waren, nachdem sie im Jahr 1995 erstmals evakuiert werden musste.
Pyroklastische Ströme sind eine heiße Mischung aus Gasen und Gestein, die mit einer Geschwindigkeit von bis zu 700 Kilometern pro Stunde aus einem Vulkan herausschnellen. Ihre Konsistenz ist vergleichbar mit der von flüssigem Beton und sie sind eine ebenso häufige wie tödliche Begleiterscheinung eines Vulkanausbruchs.
