Galerie: Historische Bunkeranlagen in Deutschland
Die meisten deutschen Bunker sind im Laufe der Jahrzehnte verfallen. Doch einige geschichtlich relevante Schutzräume aus dem 2. Weltkrieg und dem Kalten Krieg stehen bis heute - und können sogar besucht werden.

Regierungsbunker Bad Neuenahr-Ahrweiler, Eingangssperrbauwerk
Als im Kalten Krieg das atomare Säbelrasseln lauter wurde, gab die Bundesregierung den Bau eines geheimen unterirdischen Atomschutzbunkers als Ausweichsitz im Angriffsfall in Auftrag. Baubeginn war im Jahr 1960. Als Standort für die Anlage wurde die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler in Rheinland-Pfalz gewählt.
Ein 1.340 Meter langer, ehemaliger Eisenbahntunnel durch den Trotzenberg bildete die Basis für das unterirdische Bauwerk. Unter 110 Meter dickem Fels sollten im Falle eines Atomschlags bis zu 3.000 Menschen – Mitarbeiter der Regierung, des Militärs sowie Zivilisten – bis zu 30 Tage Schutz finden und die sogenannte Notverwaltung des Bundes gewährleisten. Der Bunker war autark konzipiert und verfügte über Lebensmittelvorräte und eine eigene Strom- und Wasserversorgung.
Regierungsbunker Bad Neuenahr-Ahrweiler, Sanitätsbereich
Der Bau des Regierungsbunkers kostete Schätzungen zufolge rund 3 Milliarden D-Mark. Nach sechs Jahren war er fertiggestellt, wurde aber nie genutzt. Nach der Aufgabe und dem großteiligen Rückbau der Anlage in den Neunzigerjahren, ist in den verbliebenen Schutzräumen heute die Dokumentationsstätte Regierungsbunker untergebracht, in der man einen Einblick in die Zeit des Kalten Kriegs gewinnen kann.
Hamburger Flakturm IV St. Pauli, April 1945
Im Zweiten Weltkrieg war Hamburg nicht nur die zweitgrößte deutsche Metropole, sondern auch Bunkerhauptstadt. Nirgendwo sonst wurden so viele Anlagen gebaut wie in der Hansestadt: 1.051 zählte man nach Kriegsende. Die wohl bekannteste ist der Hochbunker an der Feldstraße – der Flakturm IV St. Pauli.
Auf einer Grundfläche von 75 mal 75 Metern ragt der massive Gefechtsturm 38 Meter in die Höhe und ist damit einer der größten jemals gebauten Bunker. Nach nicht einmal einem Jahr Bauzeit – unter dem Arbeitseinsatz Tausender Zwangsarbeiter – wurde er im Jahr 1942 fertiggestellt. 3,5 Meter dicke Wände und eine 5 Meter dicke Decke aus Beton mit Stahlarmierung boten während der Luftangriffe auf Hamburg bis zu 25.000 Menschen Schutz. Auf dem Dach befanden sich Geschütze, die anfliegende Bomber durch gezieltes Flak-Feuer abwehren sollten.
Hamburger Flakturm IV St. Pauli, Baustelle 2021
Der militärische Erfolg des Flakturms blieb hinter den Erwartungen zurück. In propagandistischer Hinsicht erfüllte er aber seinen Zweck: Die enormen Ausmaße und der einschüchternde Anblick des Bunkers suggerierten der Bevölkerung ein Gefühl von Sicherheit, Wehrhaftigkeit und Überlegenheit und förderten so die Moral.
Weil der Bau nur mithilfe einer die umliegende Innenstadt gefährdenden Sprengung hätte beseitigt werden können, steht er bis heute und inzwischen unter auch Denkmalschutz. In dem „Medienbunker“ sind verschiedene Firmen und Nachtclubs zu Hause. Seit 2020 wird der Hochbunker aufgestockt. Bald sollen Besuchende über einen Bergpfad das mit Hunderten Bäumen begrünte Dach besteigen und den Blick über Hamburg schweifen lassen können.
Bundesbankbunker Cochem, Bunkergang
Von 1964 bis 1988 war er eines der bestgehüteten Geheimnisse der BRD: Der Bundesbankbunker im rheinland-pfälzischen Cochem. Die Anlage aus den frühen Sechzigerjahren lag gut versteckt zwischen Moselhängen unter zwei Tarnwohnhäusern im Wohngebiet Cochem-Cond. Im Ernstfall sollte sie der Bundesbank als Notfallzentrale dienen.
Dabei hatte der Bunker nicht nur den Zweck, Menschenleben zu retten, sondern vor allem die deutsche Wirtschaft. Weil man befürchtete, dass aus dem Ostblock eingeschleustes Falschgeld in der BRD eine massive Geldentwertung verursachen könnte, wurden in den unterirdischen Räumlichkeiten 15 Milliarden D-Mark einer Ersatzwährung – die BBk II – aufbewahrt. Diese sollte im Fall einer Hyperinflation die Kaufkraft erhalten. Bis auf einen Prüfer der Bundesbank, der den Bestand alle drei Monate stichprobenartig prüfte, durfte niemand den Bunker betreten.
Bundesbankbunker Cochem, Zentrale
Mit Ende des Kalten Kriegs verlor der Bunker seine Bedeutung und wurde im Jahr 1997 endgültig aufgegeben. Im Jahr 2014 wurde die gesamte Anlage, die inzwischen als Beispiel für die Bunkerarchitektur ihrer Zeit unter Denkmalschutz gestellt wurde, verkauft, saniert und zu einem Museum umgebaut. Heute kann man den einst streng geheimen Bundesbankbunker Cochem im Rahmen einer Führung erkunden.
U-Boot-Bunker „Valentin“, Baustelle Ostseite 1943
Der Bau der verbunkerten U-Boot-Werft nahe den Ortschaften Bremen-Farge und Neuenkirchen begann im Jahr 1943. Tausende von Zwangsarbeitenden aus ganz Europa und Nordafrika, darunter Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge, wurden bei diesem größten Rüstungsprojekt der Kriegsmarine eingesetzt. Mehr als 1.600 von ihnen verloren während der Bauzeit ihr Leben: durch Unterernährung, Krankheiten oder willkürliche Tötungen.
U-Boot-Bunker „Valentin“, Außenansicht heute
Geplant war, unter der sieben Meter dicken Bunkerdecke, die jedem Bombenangriff standhalten sollte, U-Boote des Typs XXI herzustellen – doch dazu kam es nicht. Im März 1945, als aufgrund des Kriegsverlaufs der Bau abgebrochen wurde, war das Gebäude nur zu 95 Prozent fertiggestellt.
Seit 2005 steht der Bunker, der teilweise begehbar ist, als Ort der Erinnerung an den Krieg und die Verbrechen der Nationalsozialisten unter Denkmalschutz. Im Jahr 2015 wurde die Gedenkstätte Denkort Bunker Valentin eröffnet.
Stasi-Bunker Lübschützer Teiche, Arbeitsraum
Rund 20 Kilometer östlich von Leipzig in der Nähe der Ortschaft Machern ließ die Bezirksverwaltung für Staatssicherheit (BVfS) Leipzig zwischen den Jahren 1968 und 1972 eine Bunkeranlage als Ausweichführungsstelle im Angriffsfall bauen – getarnt als betriebliche Ferienanlage.
Auf einem 5,2 Hektar großen Areal entstanden in der äußeren Sicherheitszone mehrere Bungalows, die das Grundstück nach außen als Feriendorf tarnten. In der inneren Sicherheitszone befand sich die eigentliche unterirdische Bunkeranlage mit einer Fläche von 1.500 Quadratmetern. Eine Woche lang hätte die Staatssicherheit hier im Notfall ihre Funktion aufrechterhalten können.
Stasi-Bunker Lübschützer Teiche, Tarnungsbungalow
Im Jahr 1989 entdeckte der Pfarrer der Gemeinde Machern die Anlage und machte sie in Zusammenarbeit mit der Bürgerbewegung der Öffentlichkeit zugänglich. Seit dem Jahr 1995 steht sie unter Denkmalschutz. Im Rahmen von Führungen können Gebäude und Bunkeranlage, die größtenteils noch über ihre ursprüngliche Ausstattung verfügen, besichtigt werden. Das Außengelände darf man auf eigene Faust erkunden.
