Churchill

Von Robin Esrock
Veröffentlicht am 2. Nov. 2017, 13:25 MEZ
Eisbären und Belugas sind die Hauptattraktionen der kanadischen Stadt, in der sich die Tiere jedes Jahr in großer Zahl versammeln.
Foto von Michio Hoshino, Minden Pictures, Corbis

In die kleine Stadt Churchill im kanadischen Manitoba führen keine asphaltierten Straßen. Um zu den entlegenen Ufern im Südwesten der Hudson Bay zu kommen, ist die Anreise mit dem Zug oder per Flugzeug notwendig. Es lohnt sich aber, denn dort können die berühmtesten saisonalen Einwohner der Gegend beobachtet werden: Eisbären. Von Juli bis November wandern etwa 1.000 der Tiere nach Churchill, was der Stadt den Spitznamen „Eisbärenhauptstadt der Welt“ einbrachte. Hier verbringen die größten Landraubtiere der Erde den Sommer und warten auf den Winter, wenn die Bucht zufriert und sie vom Eis aus Ringelrobben jagen können. Der Sommer bringt außerdem Tausende Belugas, auch Weißwale genannt, an die Küste der Stadt – ein weiterer guter Grund für einen Besuch.

„Nirgendwo sonst auf der Welt kann wie in Churchill mit Belugas interagiert werden“, sagt Michael Goodyear, der ehemalige verantwortliche Direktor des Churchill Northern Studies Centre. „Den Sommer über gibt es hier Tausende Belugas in dem Meeresarm.“ Tatsächlich übersteigt die Anzahl der Wale, die nach ihrer Überwinterung in der Arktis hierherkommen, die menschliche Population von Churchill von etwa 1.000 Menschen im Verhältnis 3:1. Die schiere Fülle an wilden Tieren ist überwältigend. Laut Tourguide Neil Mumby steht Churchill mit seinen ikonischen tierischen Besuchern bei vielen Gästen auf der Liste der Dinge, die sie in ihrem Leben unbedingt einmal gesehen haben wollen.

Reisezeit: Der Klimawandel hat die Jahreszeiten in Churchill verändert und damit auch die Wanderungen der Tiere. Für Besucher bedeutet das, dass sie ihre Reisepläne entsprechend anpassen sollten. Die beliebteste Zeit, um die Eisbären zu beobachten, ist von Mitte Oktober bis Ende November. Auf diesen Ausflügen führen selbstgebaute Tundrafahrzeuge die Besucher (sicher) auf den Weg der migrierenden Eisbären. Für diese Jahreszeiten sind Reservierungen ein Muss, da viele der Touren schnell ausgebucht sind. Die Sommersaison beginnt in Churchill Anfang Juli und kann bis Anfang September gehen. In der Zeit tauchen im Mündungsgebiet des Churchill River Tausende von Belugas auf. Auch Eisbären, die die Küste entlangwandern oder in der Hudson Bay schwimmen, sind im Sommer kein seltener Anblick.

Reisemöglichkeiten: Winter ist die beste Jahreszeit, um Eisbären zu beobachten und eine Tour mit einem Tundrafahrzeug zu machen. Entsprechende Fahrten können über Frontiers North Adventures und Great White Bear Tours gebucht werden. Im Sommer können Reisende über entsprechende Angebote von Sea North Tours oder Lazy Bear Expeditions mit den Belugas schnorcheln. Letztere bieten in den Sommermonaten auch Eisbär-Erlebnistouren per Boot an, auf denen die Tiere beobachtet werden können. Aber egal, wann es nach Churchill geht: Es sollten sich auf jeden Fall wasserdichte Wanderstiefel im Gepäck befinden. Fast jeder Ort innerhalb der Stadt ist zu Fuß erreichbar, und je nach Jahreszeit sind Dreck, Matsch, Eis, Schnee oder Schneematsch immer dabei.

Unterkunft: Während der Eisbärsaison sind die Hotels in Churchill schnell ausgebucht. Dementsprechend sollte lieber ein paar Monate im Voraus reserviert werden. Die Unterkünfte sind einfach eingerichtet, aber zentral gelegen und haben meist Restaurants und WLAN. Das Aurora Inn, die Lazy Bear Lodge, das Tundra Inn und das Seaport Hotel sind gute Optionen. Wem die Stadt zu urban ist, der sollte einen Blick auf Churchill Wild werfen. Das familiengeführte Unternehmen bietet an seinen drei abgelegenen Eco Lodges Eisbärspaziergänge an. Eisbärfans werden auch an einem Besuch in der Tundra Buggy Lodge Gefallen finden. Dort können Gäste in zwei Schlafwagen tief in der Tundra übernachten, mitten im Bärenland. Die etwa 100 Meter lange Lodge hat offene Decks, serviert Gerichte mit lokalen Zutaten in ihrem Restaurant und veranstaltet Abendvorträge mit Eisbärexperten.

Kulinarische Empfehlungen: Trotz Churchills Abgeschiedenheit sollten die kulinarischen Optionen die meisten Besucher zufriedenstellen. Die Restaurants beim Seaport Hotel und beim Tundra Inn servieren typische Kneipenkost, während auf der Speisekarte der Lazy Bear Lodge regionale Gerichte stehen, darunter auch Elch und Seesaibling. In Gypsy‘s Bakery and Restaurant verkauft die Familie Da Silva seit 25 Jahren frischgebackene portugiesische Brötchen (Papa secos), Piroggen und regionale Spezialitäten wie Manitoba-Hecht. Lasst euch die Mahlzeit für euer Abenteuer einfach einpacken.

Kaufempfehlungen: Jenseits der obligatorischen Eisbär- und Belugasouvenirs kann in Churchill auch außergewöhnliche Inuit-Kunst erstanden werden, die von angesehenen Künstlern aus dem ganzen Land stammt. Für solche und andere Produkte des Nordens stattet ihr am besten Geschäften wie der Arctic Trading Company und Fifty Eight North einen Besuch ab.

Buchtipps:Im Reich der Eisbären: Ein Leben für die Arktis“ von Robert Norsing. Dieses Porträt des ikonischen und gefährdeten Bären Kanadas und seines sich verändernden Lebensraumes vom bekannten Naturfotografen Norbert Rosing kombiniert atemberaubende Fotografien mit persönlichen Einsichten des Autors.

Schon gewusst? Wenn es aussieht, als würde ein Beluga im Wasser den Kopf wenden, um einen anzusehen, stimmt das vermutlich. Belugas gehören nicht nur zu den ruffreudigsten Walen (die frühen Walfänger haben sie deshalb auch als Kanarienvögel bezeichnet), sie sind auch die einzigen Wale mit einem flexiblen Hals. Anders als bei anderen Walen sind die sieben Halswirbel der Belugas nicht miteinander verwachsen, weshalb die Tiere nicken und ihren Kopf drehen können.

 

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