Adventure Trip, Tag 5: Am Ende der Welt
Am Ende der Reise heißt es Abschied nehmen vom Oslofjord – und die letzte eisige Nacht unter freiem Himmel überstehen.
Gehört zu einem Abenteuer immer auch die Lebensgefahr? Streng genommen macht das echte Abenteuer zumindest das Risiko aus, physisch, emotional oder mental verletzt zu werden. Sich diesen Gefahren bewusst zu stellen, zeichnet den wahren Abenteurer aus. So weit die Theorie, die vor allem auf den Studien des Sportpsychologen Siegbert Warwitz basiert.
In der Praxis paddelten in den vergangenen fünf Tagen elf Menschen durch die Einsamkeit der Schären im Oslofjord – im Rahmen des NATIONAL GEOGRAPHIC Adventure Trips. Und war es gefährlich?
Ganz ehrlich: Wir wollten nicht Arved Fuchs oder Reinhold Messner nacheifern. Wir wollten ein paar Tage im Freien verbringen, uns selbst und vor allem die Natur erleben und erkunden. Es gab durchaus Situationen, wo einigen mulmig wurde, etwa, als wir in unseren etwas wackeligen Kajaks bei strammen sechs Beaufort mit Wind und Welle von hinten gen Norden „surften“. Trotz unseres Kentertrainings war niemand scharf darauf, mit dem Kopf senkrecht nach unten im Fjord zu treiben – nicht mal für ein paar Augenblicke.
Etwas angespannt sind wir auch angesichts der Rückfahrt mit der Colorline-Fähre von Oslo nach Kiel in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag. Am Abend fegt Sturmtief „Sebastian“ mit bis zu 140 km/h über Norddeutschland – und wir auf hoher See?
Die letzte Nacht im Zelt war eisig. Der Winter kommt (nicht nur bei „Game of Thrones“). Tim hatte die zweitschlimmste Nacht seines Lebens, sein Schlafsack war längst nicht so warm wie erwartet. Statt zu schlafen, hat er stundenlang vor sich hingezittert – was besonders nervenzehrend war, weil Fotograf Hardy in seinem Zelt akustisch einen Wald zerlegte. Die wohl bedachten 20 Meter Abstand (man lernt ja dazu) halfen da gar nichts, Tim war etwas mürbe heute früh. Im Morgengrauen wagten sich Sonja, Norman und Günther trotz der Kälte auf eine morgendliche Paddeltour gen Sonnenaufgang. Nach zwei Stunden waren sie wieder da, und so wie die drei in diesem Moment strahlten, muss man sich glückliche Menschen vorstellen.
Nach dem Frühstück unter freiem Himmel schauten wir am „Ende der Welt“ vorbei. So nennen die Norweger seit den 30er Jahren die Felsen an der Südspitze des Oslofjords, ein rekonstruiertes Hängefeuer erinnert an die uralte Seefahrer-Tradition des Landes: Auf einem kleinen Türmchen aus Feldsteinen hängt oben eine Holzstange mit einem Korb daran, in dem man – die Stange wie bei einer Wippe hinabgeneigt – ein Leuchtfeuer entfachen kann. Solche Feuer haben früher den Seeleuten den Küstenverlauf angezeigt und vor Felsen, Untiefen und Inseln gewarnt. Heute ist hier ein Ausflugslokal, das dem ursprünglichen Charme der vom Meer rundgeschliffenen Felsen aber nichts anhaben kann. Ein schöner Abschluss und Abschied vom Fjord!
Und so geht unser diesjähriger Adventure Trip 2017 zu Ende. Wir haben mit dem Meer und dem Wetter gekämpft, wir haben viel gelacht, aber auch ein wenig still gelitten (Sehnenscheiden schmerzen, die Finger haben Blasen), und wir haben in unserer Gruppe tolle Menschen kennengelernt. Für uns war das ein großartiges Abenteuer.
Der NATIONAL GEOGRAPHIC Adventure Trip ist eine Kooperation mit Fjällräven, Swarovski Optik und der Globetrotter Akademie.