Dieser kuriose Wurm hat seinen Darmausgang im Mund

In Malaysia hat ein Mann kürzlich ein Video eines bizarren Tieres aufgenommen, das Experten zufolge bisher noch nicht wissenschaftlich beschrieben wurde.

Von Liz Langley
Veröffentlicht am 9. Nov. 2017, 03:38 MEZ
Der Mund dieses seltsamen Wurms ist auch sein Darmausgang

Danish Ho fing dieses Krabbeltierchen kürzlich mit seiner Kamera ein und postete das Video auf seiner Facebook-Seite. Er erzählte National Geographic, dass er an einem schönen Tag in den Bergen Malaysias wandern war und „Affen, Blutegel, Skorpione, Schlangen“ und dieses eigenartige Tier sah, welches er nicht kannte.

Ho dachte, dass es vielleicht eine Schlange sei, und filmte es. Unser Leser Terri Shofner machte uns dann auf Hos Video dieses seltsamen Geschöpfs aufmerksam. Experten sagen, dass es sich wahrscheinlich um eine bisher unbekannte Art der Gattung Bipalium handeln könnte, die zu den Landplanarien gehören.

Das Video ist ungewöhnlich: Normalerweise leben diese Würmer unterirdisch und kommen nur an die Oberfläche, wenn es nass und dunkel ist, sagt Peter Ducey, ein Biologe von der State University of New York in Cortland.

Die Gelegenheit, einen Bipalium-Vertreter aus der Nähe zu sehen, öffnet ein Fenster in eine sehr bizarre Welt.

SCHMUTZIGES MUNDWERK

Der Mund und der Darmausgang der Tiere befinden sich an ihrer Körperunterseite und bilden gewissermaßen eine unappetitliche Einheit.

Wenn die Würmer bereit für eine Mahlzeit sind, entfaltet sich „ein tuchähnlicher Rachen, der mit Drüsen besetzt ist“ aus ihrer Multitasking-Öffnung. Dieser Rachen „legt sich um das Tier, das es verzehren will“, was laut Ducey für gewöhnlich Regenwürmer sind.

Diese Rachenmembran sondert dann Enzyme ab, die das Opfer verflüssigen, welches dann aufgeschlürft wird. Die breiten Köpfe enthalten vermutlich Sinnesorgane, mit denen die chemischen Spuren potenzieller Partner oder Opfer aufgenommen werden können.

Ihr Darm verzweigt sich durch ihren ganzen Körper, um die Nährstoffe zu verteilen, da diese Würmer kein Kreislaufsystem haben.

Etwa einen Tag später „scheiden die Würmer die Abfallprodukte aus derselben Öffnung wieder aus“, so Ducey.

SEXY STRATEGIEN

Alle Bipalium-Arten sind Hermaphroditen und daher flexibel, was die Produktion von Nachwuchs angeht.

Einige Arten tauschen Sperma über innerkörperliche Besamung aus und legen dann Eikapseln auf den Boden oder darin hinein, erklärt Ducey.

Viele können sich durch Teilung auch asexuell fortpflanzen.

„Sie lassen einen Teil ihres Körpers zurück, während sie über den Boden kriechen. Aus diesem Teil wachsen dann alle notwendigen Körperteile – und voila, ein weiterer Wurm.“  

Manche Würmer bedienen sich sogar beider Möglichkeiten der Fortpflanzung.

REISE UM DIE WELT

Es gibt etwa Hundert Arten der Gattung Bipalium, die in ihrer Größe von nur wenigen Zentimetern bis zu etwa 30 Zentimetern variieren können und mitunter herrliche Farben und Muster aufweisen, so Ducey.

Obwohl es umfangreiche wissenschaftliche Literatur zu der Gattung gibt, wurden viele der einzelnen Arten noch nicht klassifiziert. Wissenschaftler müssten eine DNA-Probe des Wurms in dem Video nehmen, um ihn zu identifizieren.

Manche Bipalium-Arten haben sich als invasive Arten auch schon über Asien hinaus verbreitet.

„Bipalium kewense hat sich über Topfpflanzen über die Welt verbreitet“, sagt Mary Wickens per E-Mail. Sie ist eine Biologin an der Texas A&M Universität.

Diese Art „frisst Schnecken, andere Würmer und andere kleine Lebewesen – aber ahnungslose Gärtner sind ziemlich angewidert, wenn sie diese Tiere sehen.“

Bipalium-Arten enthalten das gleiche Toxin wie Kugelfische und können bei Verzehr schädlich sein. Da so viele Arten noch nicht bestimmt sind, raten Experten dazu, die Tiere nicht anzufassen, sollte man ihnen begegnen.

SEHEN HEISST GLAUBEN

Ho schrieb in seiner Nachricht an National Geographic, dass er sich fragte, ob diese Tiere Augen haben. Bipalium-Würmer haben am äußeren Rand ihres langen Kopfes viele augenähnliche Organe. Laut Ducey ist aber nur wenig darüber bekannt, wie sie funktionieren.

„Sie könnten den Unterschied zwischen hell und dunkel erkennen, aber vermutlich kein Bild erzeugen.“

Weil ihre Köpfe zu weich zum Graben sind, lassen sie sich in Löchern nieder, die von anderen Tieren gegraben wurden, so Ducey. Die Liste an faszinierenden Fakten über dieses Sci-Fi-Tierchen wird immer länger.

„[Steven] Spielberg muss davon erfahren, oder?“

BELIEBT

    mehr anzeigen
    loading

    Nat Geo Entdecken

    • Tiere
    • Umwelt
    • Geschichte und Kultur
    • Wissenschaft
    • Reise und Abenteuer
    • Fotografie

    Über uns

    Abonnement

    • Magazin-Abo
    • TV-Abo
    • Bücher
    • Disney+

    Folgen Sie uns

    Copyright © 1996-2015 National Geographic Society. Copyright © 2015-2024 National Geographic Partners, LLC. All rights reserved