Flughunde verenden zu Hunderten in australischer Hitzewelle

Die steigenden Temperaturen könnten im Laufe des Sommers noch Tausende Opfer fordern, warnen Tier- und Naturschutzgruppen.

Von Sarah Gibbens
Veröffentlicht am 10. Jan. 2018, 17:18 MEZ
Obwohl freiwillige Helfer viele Tiere retten konnten, starben sie dennoch zu Hunderten.
Foto von Facebook

Während die nördliche Hemisphäre und vor allem die USA von einem tief hängenden Polarwirbel, Schneestürmen und winterlichen Tierdruckgebieten heimgesucht wird, erlebt die südliche Halbkugel ganz andere Extreme.

In Australien herrschen derzeit Rekordtemperaturen von über 46 °C. Es ist so heiß, dass der Asphalt eines Highway-Abschnitts geschmolzen ist. Lokale Nachrichten berichten von einem Ansturm auf die Strände, da die Bewohner versuchen, den Gefahren eines Hitzeschlags oder Hitzekollapses zu entgehen.

Die wilden Tiere des Landes haben nicht minder unter den hohen Temperaturen zu leiden.

Laut der Naturschutzgruppe Help Save the Wildlife and Bushlands in Campbelltown südlich von Sydney hat man mehr als 400 tote Flughunde einer örtlichen Flughundkolonie entdeckt. Vermutlich starben sie durch die Hitze. Die Bilder der Gruppe zeigen reihenweise toter Flughunde, die vom Boden oder von den Bäumen gesammelt wurden.

Flughunde zählen zu den Fledertieren und kommen in Australien in sechs Arten vor. Die australische Regierung führt eine der Arten offiziell als vom Aussterben bedroht auf, zwei weitere als gefährdet. Andere Arten treten in großer Zahl auf und gelten gelegentlich gar als Ärgernis.

Flughunde tragen zur Gesundheit ihres Ökosystems bei, da sie zu den aktivsten Bestäubern des Landes gehören. Noch ist unklar, ob das Massensterben sich auf den generellen Bestand auswirken wird. Aber in einem Interview mit dem australischen Sender Sky News sagte ein Sprecher der Gruppe aus Campbelltown voraus, dass bis zum Ende des Sommers noch Tausende Flughunde an der Hitze sterben könnten.

Kate Ryan, eine Flughundkolonie-Managerin aus Campbelltown, erklärte dem Macarthur Advertiser gegenüber, dass die Hitze sich tödlich auf das Gehirn der Tiere auswirke.

„Das wäre, als würde man mitten in einer Sandgrube ohne Schatten stehen“, sagte sie über die Flughunde, die in den Bäumen schlafen.

Scott Heinrich, der Leiter des Flying Fox Conservation Fund, sagte, dass viele Flughunde aufgrund von Flüssigkeitsmangel von den Bäumen fallen. Zuletzt litt Australien 2014 unter vergleichbaren Temperaturen. Damals starben Schätzungen zufolge ungefähr 45.000 Flughunde durch die Hitze.

„Sie können ihren Körper bei diesen Temperaturen nicht mehr runterkühlen“, sagt Heinrich. „Sie kochen gewissermaßen in ihrem eigenen Körper.“

Die fliegenden Säugetiere sind nicht die einzigen Tiere des Landes, die mit der Hitze zu kämpfen haben.

Gruppen für den Schutz wilder Tiere spritzen Koalas, die in Bäumen sitzen, mit Wasser ab. Da sich die Tiere durch Menschen leicht erschrecken lassen, verwendet die Koala Clancy Foundation aus Melbourne eine Technik, bei der die Koalas mit einem bestimmten, besonders leisen Schlauch aus großer Entfernung abgeduscht werden.

Es ist unklar, ob während der aktuellen Hitzewelle bereits Koalas gestorben sind. Aber die Tiere haben zunehmend mit den heißen, trockenen australischen Sommern zu kämpfen. Manche Experten befürchten, dass der Klimawandel das Problem noch verschlimmern könnte.

Koalas nehmen Flüssigkeit hauptsächlich über saftige Eukalyptusblätter auf – die Bäume zählen zu ihren wichtigsten Lebensräumen. Im letzten März kamen Forscher der Universität von Sydney jedoch zu dem Schluss, dass das trockenere Klima die Blätter austrocknet und die Koalas zwingt, ihre Bäume zu verlassen.

„Die zunehmend heißen und trockenen Bedingungen bedeuten, dass der Lebensraum der Koalas von mehr Dürren und Hitzewellen betroffen sein wird“, äußerte sich die Forscherin Valentina Mella damals dazu.

Forschung und Studien lassen zunehmend vermuten, dass Australien das Gesicht des voranschreitenden Klimawandels sein könnte.

2016 veröffentlichte die australische Regierung einen Bericht zum Zustand des Klimas, der zeigte, dass sich das Meer und die Oberfläche des Bodens seit 1910 um durchschnittlich 1 °C erwärmt haben. In dem Bericht war außerdem nachzulesen, dass die Regenmenge seit 1970 um 19 Prozent zurückgegangen war und starke Hitzewellen häufiger und heftiger auftraten.

Erst letzten Oktober sagte eine Studie der Nationalen Universität in Canberra vorher, dass das Land bis 2040 Sommertemperaturen von bis zu 50 °C erleben könnte. (Lesenswert: Bis 2100 könnte der Großteil der Menschheit von tödlicher Hitze bedroht sein)

Neben den wilden Tieren, die von den australischen Tierschutzbehörden gerettet wurden, gab es in den sozialen Medien auch Kommentare von Australiern, die erzählen, dass sie Jägerliesten und Bilchbeutler beim Trinken aus Vogelbädern beobachtet hätten. Einige sollen sich auf der Suche nach Schatten auch unter Häusern versteckt haben. Die Tiere können sich auf heißem Asphalt außerdem die Pfoten verbrennen.

Die Wildtier-Rettungsgruppe Wildlife Information, Rescue and Education Service hat ein Merkblatt herausgegeben, um die Symptome eines Hitzekollapses bei diversen Tierarten zu erkennen.

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