UV-Licht bringt Chamäleons zum Leuchten

Eine Studie offenbarte, dass die Tiere unter UV-Bestrahlung leuchtende Muster aufweisen.

Von Elaina Zachos
Veröffentlicht am 19. Jan. 2018, 15:20 MEZ, Aktualisiert am 5. Feb. 2021, 07:40 MEZ
Die Tuberkel dieses Chamäleons leuchten unter UV-Licht in einem hellen Blau.
Foto von David Prötzel

Chamäleons haben mit ihrer hervorschnellenden Zungen, ihren unabhängig voneinander bewegbaren Augen und ihrer Fähigkeit, die Farbe zu wechseln, schon ein ganzes Arsenal an eindrucksvollen Eigenschaften. Jetzt stellt sich heraus: Sie leuchten auch noch im Dunkeln.

Eine Studie, die im Januar 2018 im Fachmagazin „Scientific Reports“ veröffentlicht wurde, dokumentierte damit den ersten bekannten Fall von Knochenfluoreszenz bei Wirbeltieren.

Licht ins Dunkel

Proteine, Pigmente und anderes Material in Knochen sorgen dafür, dass sie unter UV-Licht leuchten – deshalb hat man unter Schwarzlicht auch so ein strahlendes Lächeln. Etwa 75 Prozent aller Tiefseetiere können im Dunkeln leuchten, unter Meerestieren ist es also ein recht verbreitetes Merkmal.

Foto von David Prötzel

Bei Landwirbeltieren kommt es jedoch relativ selten vor. Im März 2017 wurde der erste fluoreszierende Frosch im Amazonas entdeckt.

Am 15. Januar 2018 veröffentlichten deutsche Wissenschaftler dann eine Studie, die zeigte, dass die Knochen von Chamäleons unter UV-Licht leuchten. Sie testeten 160 Exemplare von 31 Arten der auf Madagaskar heimischen Gattung Calumma auf das Licht. Mikro-CT-Scans offenbarten, dass das helle, blaue Leuchten vom Skelett der Echsen ausging und selbst durch ihre Haut hindurch sichtbar war.

Die Haut der Chamäleons ist stellenweise mit Tuberkeln versehen – kleinen, runden knochigen Wölbungen. Die Tiere verfügen über vier Hautschichten mit unterschiedlichen Pigmenten, die ihnen beim Farbwechsel helfen. Als die Wissenschaftler die Chamäleons mit UV-Licht bestrahlten, leuchteten Tuberkel an ihrem Kopf und Körper auf.

„Wir konnten unseren Augen kaum glauben, als wir die Chamäleons in unserer Sammlung mit einer UV-Lampe anstrahlten“, sagte der Hauptautor David Prötzel in einer Mitteilung. Er ist ein Doktorand an der Zoologischen Staatssammlung München. „Und fast alle Arten wiesen blaue, zuvor unsichtbare Muster auf ihrem Kopf auf, manche sogar am ganzen Körper.“

Den Wissenschaftlern zufolge sind die Lücken, in denen die Tuberkel aus der Haut ragen, gewissermaßen „Fenster“, durch die das UV-Licht zu den Knochen vordringen und dort absorbiert werden kann.

Für die Chamäleons wirkt das Leuchten vermutlich noch heller und intensiver als für Menschen. Blau ist in dem bewaldeten Lebensraum der Echsen eine seltene Farbe. Durch das blaue Leuchten würden die Tiere in ihrer grünen Umgebung daher wohl hervorstechen.

BELIEBT

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    Farbvielfalt

    Die Farbänderung von Chamäleons wird von vielen Faktoren beeinflusst. Sie könnte durch eine Stimmungsänderung – beispielsweise durch Angst oder Wut – ausgelöst werden, aber auch durch Veränderungen in Temperatur, Feuchtigkeit oder Licht. Männchen nehmen mitunter leuchtendere Farben an, um Weibchen anzulocken oder ihre Dominanz auszudrücken. Braun und Grau wären in dem Kontext eher unterwürfige Farben. Ein Farbwechsel kann auch signalisieren, ob ein Weibchen einen männlichen Partner annimmt oder ablehnt – oder auf eine Trächtigkeit hindeuten. (Lesenswert: Erstaunliche Bilder: Baby-Chamäleon realisiert nicht, dass es geschlüpft ist)

    Chamäleons können aber nicht jede beliebige Farbe annehmen und ihre Umgebung nicht exakt nachahmen. Auf einem gestreiften oder gepunkteten Hintergrund kann so eine Echse dieses Muster nicht annehmen. 

    Foto von David Prötzel

    Stattdessen haben die Arten ein festes Spektrum an Mustern und Farben zur Verfügung. Durch Nervenimpulse und Hormone kann sich ihre Haut ausdehnen oder zusammenziehen und so verschiedene Schichten für bestimmte Farben und Muster kombinieren. (Lesenswert: Chamäleons - Eine ehrliche Haut)

    Die Wissenschaftler sind sich noch nicht ganz sicher, warum die Chamäleonknochen in der Dunkelheit leuchten. Da sich die leuchtenden Tuberkelmuster von Art zu Art unterscheiden, könnten sie den Tieren vielleicht dabei helfen, Artgenossen zu erkennen. Die Forscher fanden auch heraus, dass Männchen mehr Tuberkel besitzen als Weibchen. Womöglich zeigt dieses Merkmal also auch Paarungsbereitschaft an.

    Die Biofluoreszenz könnte außerdem dazu dienen, die Chamäleons vor übermäßigem Sonnenlicht zu schützen, Bestäuber anzulocken oder Fressfeinde abzuschrecken. Schlussendlich warten vielleicht noch mehr leuchtende Landtiere auf ihre Entdeckung.

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    Ist dieses Nano-Chamäleon das kleinste Reptil der Welt?

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