Gedenkzeremonie für Nashornbullen Sudan
Er war das letzte Männchen seiner Art. Sudan wurde am 31. März in einer Zeremonie im Ol Pejeta Conservancy gedacht.
Als der letzte Nördliche Breitmaulnashornbulle Sudan am 20. März verstarb, hat die Welt um ihn getrauert.
Nur wenige waren wohl aber persönlich so von diesem Verlust betroffen wie seine Pfleger, die Tag und Nacht für ihn gesorgt haben.
Ein Team aus Tierärzten, Tierschützern und bewaffneten Wachen hat sich im kenianischen Ol Pejeta Conservancy um den Bullen und die beiden alten Weibchen gekümmert.
Am Samstagmorgen hatte das Ol Pejeta eine Gedenkveranstaltung für Sudan abgehalten, nach dessen Tod es jetzt nur noch zwei Nördliche Breitmaulnashörner auf der Welt gibt.
Die Zeremonie begann mit der kenianischen Nationalhymne, einem Gedicht und einer Schweigeminute.
„Lebe wohl, Sudan“, war auf der Facebook-Seite der Organisation zu lesen. „Du hast deine Arbeit getan und auf die Notlage der Nashornarten auf der ganzen Welt aufmerksam gemacht. Jetzt liegt es an uns sicherzustellen, dass die Nashornbestände des Planeten wieder aufblühen.“
Einer der Sprecher auf der Veranstaltung war James Mwenda, ein Pfleger des Tieres, der über Sudans Leben sprach und die Welt dazu anhielt, seinen Tod nicht umsonst sein zu lassen. Eine Karotte – Sudans Lieblingsgemüse – wurde auf einer Gedenktafel niedergelegt.
Auch der Ehrengast Najib Balala, der Kabinettssekretär für Natur und Tourismus, sprach auf der Veranstaltung.
WILDEREI-PANDEMIE
Mit Sudans Gesundheit ging es Anfang des Jahres bergab. Anfang März entwickelte sich an einem seiner Hinterbeine eine Infektion, von der er sich nicht mehr erholte. Als klar wurde, dass das Tier kaum noch stehen konnte, fasste das Ol Pejeta Conservancy den Entschluss, es einzuschläfern.
Auch wenn das Schicksal von Sudans Unterart damit wohl besiegelt ist, will das Conservancy die Artenschutzprobleme nicht aus den Augen verlieren, die Sudan in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gebracht hat.
Nashorn-Hörner, die unter anderem in der traditionellen chinesischen Medizin Anwendung finden, zählen zu den lukrativsten Objekten auf dem Wildtier-Schwarzmarkt.
Weltweit gibt es nur noch knapp über 29.000 Nashörner – vor dem 19. Jahrhundert umfasste ihr Bestand noch Hunderttausende Exemplare. In den letzten zehn Jahren hat die Wilderei zudem dramatisch zugenommen.
„Das ist Krieg“, sagte Xolani Nicholus Funda 2016, der Chef-Ranger des Kruger-Nationalparks. „Das frustriert uns sehr. Der Nashornkrieg – das ist wie mit Drogen.“
ZUKUNFT UNGEWISS
Im April 2017 machte eine Aktion der Nashornpfleger im Ol Pejeta bereits medienwirksam auf die Situation der Tiere aufmerksam: Sie legten für Sudan ein Profil bei einer Dating-App an.
Mit der augenzwinkernden Aktion sollte Geld für Forschungen zur künstlichen Besamung der Tiere gesammelt werden.
Die zwei verbleibenden Weibchen der Unterart des Nördlichen Breitmaulnashorns sind Sudans Tochter und Enkelin. Eine von ihnen ist unfruchtbar und die andere wird sich allein nicht fortpflanzen können. Allerdings wurde das genetische Material mehrerer Nördlicher Breitmaulnashörner (darunter auch Sudans) eingelagert.
Wissenschaftler hoffen, eines Tage mit Hilfe von In-vitro-Fertilisation ein neues Nördliches Breitmaulnashorn züchten zu können. Auch die Hybridisierung mit den genetisch ähnlichen Südlichen Breitmaulnashörnern ist im Gespräch.