Geheimnisvoller Kolibri hat höchstfrequenten Ruf im Vogelreich

Der Schwarzkolibri stößt einen schrillen Ruf aus, der eher an das Zirpen einer Grille erinnert und auf einen besonderen Körperbau hindeutet.

Von Carrie Arnold
Veröffentlicht am 9. Apr. 2018, 11:35 MESZ
Kolibri
Der Schwarzkolibri lebt in einem artenreichen Regenwald, den noch 40 weitere Kolibriarten bevölkern.
Foto von Ana Lucia Mello

Eulen schuhuen, Enten quaken und der Schwarzkolibri ...? Der klingt wie eine Grille. Der Ruf des brasilianischen Vogels ist so hoch, dass der Neurowissenschaftler Claudio Mello zunächst gar nicht dachte, dass er von einem Vogel stammt.

Er untersuchte während mehrerer Ausflüge im Mata Atlântica den Erwerb der Lautäußerung bei Kolibris und hörte Geschichten über einen seltsamen schwarzen Kolibri, der aussah, als würde er singen, aber keine Laute von sich zu geben schien.

Fasziniert machte sich Mello auf die Suche nach dem Tier, fand es schließlich und konnte seine Rufe aufzeichnen. Aber als der Forscher von der Oregon Health and Science University sich die Aufnahmen anhören wollte, stellte er fest, dass seine Geräte die hochfrequenten Rufe des Vogels nicht einfangen konnten.

Der Schwarzkolibri hat einen besonders hochfrequenten Ruf, der eigentlich über der bekannten Hörschwelle von Vögeln liegt.
Foto von Ana Lucia Mello

Auf einem späteren Ausflug brachte Mello deshalb Geräte mit, die für die Aufzeichnung von Ultraschalllauten von Fledermäusen entwickelt wurden. Als er diese Aufnahmen dann 20-fach verlangsamte, hörte er ein überraschend komplexes Lied.

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    „Es klang wie Insekten oder vielleicht ein Frosch“, sagt Mello, der das Phänomen in einer neuen Studie in „Current Biology“ dokumentierte.

    Mello glaubt, dass der hochfrequente Ruf dem Schwarzkolibri (Florisuga fusca) so eine Art private Kommunikationsleitung in dem lauten Regenwald verschafft, der 40 weitere Kolibriarten beherbergt.

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    Ansonsten ist über die schwarzen Vögel nur wenig bekannt, daher wissen weder Mello noch andere Biologen, wie die Tiere ihr Lied einsetzen oder ob es geschlechtsspezifische Unterschiede darin gibt. Was Mello aber weiß, ist das: Es handelt sich um den höchstfrequenten bekannten Ruf eines Vogels.

    Tatsächlich ist die Frequenz sogar dermaßen höher als bei anderen Vögeln, dass Mello glaubt, die Schwarzkolibris hätten spezialisierte Stimmbänder.

    Ein weiteres Mysterium ist, wie die Vögel ihre eigenen Rufe hören können. Die Frequenz ihrer Laute liegt über 10 kHz – im oberen Bereich dessen, was Menschen zu hören vermögen, und über dem, was Vögel dem aktuellen Wissensstand nach hören können. Das schrille Rauschen von Radios liegt ebenfalls etwa bei 10 kHz.

    „Das ist ziemlich mysteriös“, sagt er. „Ich habe keine Ahnung, ob die Vögel das überhaupt hören können.“

    Mello würde gern das Innenohr der Tiere untersuchen und dessen Struktur mit jener in den Ohren anderer Kolibris vergleichen. Außerdem möchte er der „spannenden Frage“ nachgehen, ob die Schwarzkolibris ihren eigenen Ruf hören können – und was es bedeutet, wenn das nicht der Fall ist.

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