Amazonastiere entdecken ihr Spiegelbild

Mit Hilfe eines Spiegels können Forscher viel über die geistigen Fähigkeiten von Tieren lernen.

Von Richie Hertzberg
Veröffentlicht am 12. Juli 2018, 13:05 MESZ
Amazonastiere entdecken ihr Spiegelbild
Im Rahmen eines Workshops für Wildtierfotografie wurde ein Spiegel im Amazonas-Regenwald aufgestellt.

Ein Spiegel kann mehr zeigen als nur eine Reflexion. Er kann Eigenschaften wie Eitelkeit oder Unsicherheit offenbaren. Und wenn er einem Tier vorgehalten wird, kann er ein nützliches Werkzeug sein, um auf gewisse Aspekte der Intelligenz oder die Fähigkeit zur Selbstwahrnehmung zu schließen.

Mark Fernley vom Projekt „Untamed Photography“ hat an mehreren Stellen im Amazonasregenwald einen Spiegel und eine Kamera aufgestellt. Er wollte beobachten und einfangen, wie die Tiere des Waldes reagieren, wenn sie mit ihrem eigenen Spiegelbild konfrontiert werden. Obwohl ihm das bei diversen Tierarten wie beispielweise wilden Schweinen und Trompetervögeln gelang, war er vor allem an der Reaktion von Großkatzen interessiert.

2015 erzählte die Tierpsychologin Diana Reiss vom Hunter College in New York National Geographic, dass für die Selbstwahrnehmung „ein hoher Grad an komplexer Integration von Informationen über einen selbst, die eigenen Bewegungen und das, was man vor sich im Spiegel sieht, nötig ist“.

Selbst Menschen begreifen erst mit etwa zwei Jahren, dass das, was sie im Spiegel sehen, sie selbst sind.

BIN ICH’S ODER BIN ICH’S NICHT?

Schon seit Jahrhunderten quälen sich Philosophen mit dem Konzept des Ichbewusstseins. Manche lehnen die Existenz eines Selbst sogar strikt ab. Um Sachverhalte überhaupt sinnvoll beleuchten zu können, nehmen wir als Arbeitshypothese einfach mal an, dass Menschen existieren und sich ihrer eigenen Existenz bewusst sind. Wie aber können wir ohne verbale Bestätigung wissen, ob für Tiere das Gleiche gilt?

Es gibt ein paar Hinweise im Verhalten der Tiere, die Experten zufolge als Beleg dafür gelten können, dass sie eine Selbstwahrnehmung haben. Oft wiederholen sie vor dem Spiegel beispielsweise unnatürliche Bewegungen. Das lässt vermuten, dass sie die Verbindung zwischen ihrem Spiegelbild und sich selbst herstellen können. Mitunter positionieren sie sich auch so vor dem Spiegel, dass sie sonst nur schwer erreichbare Körperstellen sehen können.

Sowohl bei Delfinen und Elefanten als auch bei einigen Menschenaffen konnten derartige Verhaltensweisen bereits beobachtet werden.

Unabhängig davon, was nun als ichbewusstes Verhalten gilt und was nicht, ist es oft einfach interessant, die Begegnungen der Tiere mit ihrem Spiegelbild zu beobachten. Betrachten sie ihre Reflexion als potenziellen Rivalen? Interessieren sie sich dafür? Begreifen sie überhaupt, was sie da sehen?

Derartige Fragen beschäftigen nicht nur zahlreiche Haustierbesitzer, die Videos ihrer tierischen Mitbewohner und deren Begegnung mit Spiegeln aufnehmen, sondern eben auch Wissenschaftler und Forscher.

 

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