Die Menschen des Amazonas und ihre Affen

Ein National Geographic-Fotograf ergründet die Beziehung zwischen den indigenen Menschen des Amazonas und ihren Affen – und die Geschichte dahinter.

Von Alexa Keefe
bilder von Charlie Hamilton James
Veröffentlicht am 21. Dez. 2017, 11:26 MEZ

Als Charlie Hamilton James vor ein paar Jahren die indigenen Machiguenga im peruanischen Amazonas fotografierte, fiel ihm etwas Ungewöhnliches auf:

„Jeden Tag sprangen alle Kinder aus der Gemeinschaft durch unser Camp, um zum Fluss zu laufen und dort zu baden“, sagt er. „Da war ein Mädchen, Yoina, das immer sein kleines Tamarin-Äffchen dabeihatte. Das Problem war, dass der Affe Wasser hasste. Er saß also zitternd auf Yoinas Kopf und sah ziemlich verstimmt aus. Ich hatte noch nie zuvor jemanden gesehen, der so nonchalant mit einem Äffchen auf dem Kopf herumspazierte. Das hat meine Aufmerksamkeit erregt. Es schien, als wäre Yoinas Kopf für den Affen ein sicherer Ort.“

Ein Porträt von Yoina mit ihrem Tamarin-Äffchen wurde zu einem von Hamilton James‘ Lieblingsbildern. Ab da, so sagt er, „war ich ein bisschen besessen davon, Menschen mit ihren Affen zu fotografieren.“

Seither hat er das Phänomen auch bei anderen indigenen Gruppen gesehen, die er in Peru und im östlichen Amazonasgebiet Brasiliens besucht hat. Die Affen gehören unterschiedlichen Arten an, aber alle reiten auf die gleiche Weise auf dem Kopf ihrer zumeist weiblichen Besitzer. Außerdem hat er die überraschende Geschichte hinter diesem Umstand erfahren:

„All die Menschen, die ich mit ihren Affen fotografiert habe, leben im Wald, wo Affen einen sehr wichtigen Teil ihrer Nahrung ausmachen. Die Affen werden mit Pfeil und Bogen gejagt. Wenn es Mütter mit Jungen sind, halten sich die Jungtiere an ihnen fest, wenn die Mütter tot vom Baum fallen. Der Leichnam der Mutter wird eingesammelt und das Jungtier wird als Haustier behalten. (Lesenswert: Der Affe, der in die Kälte ging)

Zwischen dem Babyäffchen und dem ‚neuen Elternteil‘ entsteht dann eine enge Bindung. Üblicherweise wird das Äffchen einer der Frauen der Gemeinschaft übergeben. Das Äffchen geht mit seiner neuen Mutter überall hin und verbringt die meiste Zeit auf ihrem Kopf. Wenn die Äffchen älter werden, werden sie eigenständiger und laufen mehr herum und auch zu anderen Leuten, aber die enge Bindung zu ihrem besonderen Menschen bleibt bestehen.

Trotz des brutalen Beginns zeigen die Liebe und die Bindung zwischen den Menschen und ihren Affen die tiefe Verbindung der indigenen Menschen des Amazonas und der Natur. Und das ist es, was ich in meinen Porträts abzubilden versuche.“ (Lesenswert: 80 Jahre verschollen: Mysteriöses Tier des Amazonas wiederentdeckt)

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