Neuer Neonfisch in Tiefwasserriff entdeckt

Die farbenfrohen Fische in Gelb und Rosa wurden nach der griechischen Liebesgöttin benannt.

Von Michael Greshko
Veröffentlicht am 26. Sept. 2018, 18:21 MESZ
Etwa 130 Meter unter der Oberfläche des Atlantiks schwimmt ein Fahnenbarsch der Art Tosanoides aphrodite durch ...
Etwa 130 Meter unter der Oberfläche des Atlantiks schwimmt ein Fahnenbarsch der Art Tosanoides aphrodite durch sein heimisches Riff. Bisher wurde diese Art nur auf den Inseln der Sankt-Peter-und-Sankt-Pauls-Felsen gefunden.
Foto von Luiz Rocha, California Academy of Sciences

Mitten im Atlantik, in über 100 Metern Tiefe, lebt die griechische Göttin der Liebe weiter – in Gestalt eines farbenfrohen Riffbewohners. 

In einer Studie, die in „ZooKeys“ erschien, beschrieben Forscher der California Academy of Sciences eine neue Art der Fahnenbarsche. Sie tauften den Riff-Fisch auf den Namen Tosanoides aphrodite. Der gelb-rosa Fisch verzauberte die Forscher während eines Tauchgangs so sehr, dass sie den großen Stumpfnasen-Sechskiemerhai zunächst gar nicht bemerkten, der über sie hinwegschwamm. 

„Das ist von allen Fischen, die ich je beschrieben habe, zweifelsfrei der mit der spektakulärsten Färbung“, schrieb der Ichthyologe Luiz Rocha von der California Academy of Sciences in einer E-Mail. 

Der Aphrodite-Fahnenbarsch ist zudem der einzige Vertreter seiner Gattung, der je im Atlantik entdeckt wurde. All seine Verwandten der Gattung Tosanoides – darunter auch die nach dem ehemaligen US-Präsidenten benannte Art Tosanoides obama – leben im Pazifik.

Bunter Liebesfisch

Tosanoides aphrodite wurde bislang nur im Gewässer rund um die Inselgruppe der Sankt-Peter-und-Sankt-Pauls-Felsen gefunden. Der raue Archipel befindet sich mitten im Atlantik, etwa 930 Kilometer nordöstlich von der Küste Brasiliens entfernt. 

Im Sommer 2017 begaben sich Rocha und sein Kollege Hudson Pinheiro zu den Inseln und tauchten dort fast 120 Meter tief hinab, um ein Riff zu erforschen. Ende Juni entdeckten sie plötzlich einen rosa Farbspritzer in den Winkeln des Riffs. Bei näherer Betrachtung offenbarte sich ihnen ein auffällig gefärbter Fisch von sieben bis acht Zentimetern Länge. Den Rest des Tages verbrachte das Duo damit, einige Exemplare der bunten Meeresbewohner einzufangen, da sie schon ahnten, dass es sich um eine unentdeckte Art handeln könnte. 

BELIEBT

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    Ein männlicher Tosanoides aphrodite von den Sankt-Peter-und-Sankt-Pauls-Felsen in Brasilien.
    Ein männlicher Tosanoides aphrodite von den Sankt-Peter-und-Sankt-Pauls-Felsen in Brasilien.
    Foto von Luiz Rocha, California Academy of Sciences

    Insgesamt sammelten Pinheiro und Rocha drei ausgewachsene Männchen, zwei ausgewachsene Weibchen und zwei weibliche Jungtiere ein. Die Männchen und Weibchen der Art sehen unterschiedlich aus – die Männchen zeigen beispielsweise ein viel kräftigeres Rosa. 

    Da der Archipel so klein und isoliert ist und sich inmitten der großen Meeresströmungen des Atlantiks befindet, ist er ein perfektes „natürliches Labor“, in dem sich die Ausbreitung von Lebewesen über Land und im Wasser untersuchen lässt. Schon seit 1799 statten Wissenschaftler der Inselgruppe regelmäßig Besuche ab, darunter auch Charles Darwin, der ihre Artenvielfalt nach einem Besuch im Jahr 1832 beschrieb. „Die Haie und die Seeleute in den Booten befanden sich in einem unablässigen Kampf darum, wer sich den größeren Anteil der Beute an den Angelleinen sichern würde“, schrieb er später in „The Voyage of the Beagle“. 

    Seit 1998 wird in Brasilien eine kleine Forschungsstation auf der Insel betireben. Sie ermöglicht es den Wissenschaftlern, die Riffe in 30 bis 150 Metern Tiefe zu erforschen. Obwohl sie sich bereits in der dunkleren mesopelagialen Zone des Meeres befinden, zeichnen sie sich durch eine bemerkenswerte Artenvielfalt aus. Frühere Studien ergaben, dass sieben Arten von Riff-Fischen des Archipels nirgendwo sonst auf der Erde vorkommen. Tosanoides aphrodite ist die Achte. 

    „Die Schönheit des Aphrodite-Fahnenbarschs hat uns während seiner Entdeckung verzaubert – genauso, wie Aphrodites Schönheit die griechischen Götter verzauberte“, schreiben die Forscher.  

    Der Hauptautor Pinheiro hofft, dass die neue Art den Riffen in der mesopelagialen Zone mehr Aufmerksamkeit verschaffen wird. Anfang des Jahres betonte ein Zusammenschluss von Meeresforschern – darunter auch Pinheiro und Rocha –, dass diese Riffe trotz ihrer tieferen Lage sowohl schädlichen menschlichen Einflüssen wie Verschmutzung und Überfischung als auch den Auswirkungen des Klimawandels ausgesetzt sind. Als Rocha und Pinheiro 2017 an den Sankt-Peter-und-Sankt-Pauls-Felsen tauchten, bemerkten sie Müll und Angelleinen in den Tiefen des Riffs, in dem der Aphrodite-Fahnenbarsch zu Hause ist. 

    „Dort versteckt sich eine völlig unerforschte biologische Vielfalt. Wir haben Belege dafür, dass diese Lebensräume an vielen Orten der Welt bereits zerstört werden“, warnt Pinheiro. 

    Der Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht.

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