Warum sterben braune Labradore früher als ihre Artgenossen?

Die gesundheitlichen Probleme der Tiere scheinen indirekt mit ihrer Fellfarbe zusammenzuhängen.

Von Paul Heltzel
Veröffentlicht am 28. März 2019, 16:03 MEZ
Züchter greifen womöglich auf einen vergleichsweise kleinen Genpool zurück, um Labradorwelpen mit braunem Fell zu erhalten. ...
Züchter greifen womöglich auf einen vergleichsweise kleinen Genpool zurück, um Labradorwelpen mit braunem Fell zu erhalten. Das könnte unbeabsichtigte Folgen für die Gesundheit der Tiere haben.
Foto von Mark Raycroft, Minden Pictures/Nat Geo Image Collection

Labrador Retriever stehen nach wie vor an der Spitze der beliebtesten Hunderassen der Welt. Forschungen zeigen allerdings, dass potenzielle Hundehalter bei der Auswahl eines Welpen lieber auf Gesundheit statt auf Farbe achten sollten.

Schokoladenbraune Labradore haben eine deutlich kürzere Lebenserwartung als andere Farbschläge – ein Ergebnis, das auch die Forscher aus Sydney und London überraschte, die mehr als 33.000 britische Tierarztbefunde zu der Rasse auswerteten.

Tiere mit gelbem oder schwarzem Fell leben etwa 10 Prozent länger als ihre braunen Artgenossen, wie sie in ihrer Studie schlussfolgerten, die in „Canine Genetics and Epidemiology“ erschien. Die durchschnittliche Lebenserwartung eines Labradors beträgt zwölf Jahre. Speziell bei braunen Labradoren waren es jedoch nur 10,7 Jahre.

Trotzdem gehören Labrador Retriever einer anderen Studie zufolge noch zu den Hunderassen mit der höchsten Lebenserwartung.

Im Vergleich zu andersfarbigen Artgenossen scheinen braune Exemplare aber öfter an bestimmten, nicht lebensbedrohlichen Erkrankungen zu leiden. „Haut- und Ohrenkrankheiten traten bei den brauen Hunden signifikant öfter auf als bei schwarzen oder gelben Hunden“, schrieben die Forscher.

Allerdings bedeutet das nicht zwingend, dass die Pigmentgene und die kürzere Lebenserwartung direkt zusammenhängen, wie sie anmerken. Stattdessen könnte die selektive Zucht der schokoladenbraunen Tiere ungewollt genetische Konsequenzen für ihre Gesundheit mit sich gebracht haben, sagte der Hauptautor Paul McGreevy von der University of Sydney in einer Mitteilung. Die braune Farbe wird rezessiv vererbt, weshalb beide Eltern das Gen für diese Farbe tragen müssen, um braune Welpen zeugen zu können.

„Züchter, die auf diesen Farbschlag abzielen, werden daher mit größerer Wahrscheinlichkeit nur Labradore verpaaren, die das Gen für die braune Fellfarbe tragen“, sagte McGreevy. Dadurch schrumpft der Genpool, was zu einem größeren Anteil von Genen führen kann, die Ohren- und Hautkrankheiten begünstigen, wie er meint. Letztendlich könnte sich das auch auf die Lebenserwartung auswirken.

Bei schokoladenbrauen Hunden gab es beispielsweise doppelt so viele Fälle von pyotraumatischer Dermatitis wie bei anderen Farbschlägen. Die entzündeten Haustellen entstehen zumeist durch Hautreizungen – zum Beispiel durch Flohbisse oder verfilztes Fell –, in deren Folge das Tier die Haut wund kratzt und leckt.

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    Die Fellfarbe von Tieren wurde schon zuvor mit ihrem gesundheitlichen Zustand in Verbindung gebracht. Einige Forscher vermuten beispielsweise, dass das Gen für die schwarze Fellfarbe von Wölfen auch in Zusammenhang mit einem geringeren Entzündungsrisiko oder der Bekämpfung von Infektionen stehen könnte.

    „Forschungen an Menschen haben auf einen Zusammenhang zwischen Entzündungen und sowohl Lebenserwartung als auch Lebensqualität hingedeutet“, so McGreevy. „Durch einen ähnlichen Prozess akkumulieren sich vielleicht die Schäden durch wiederkehrende Entzündungen an Haut und Ohren, zu denen braune Labradore neigen, und führen zu einer immunologischen Belastung, die letzten Endes ihre Lebenserwartung verkürzt.“

    Bei manchen Hunderassen besteht ein Zusammenhang zwischen Fellfarbe und erhöhter Aggression oder Taubheit und Blindheit, wie die Forscher anmerken.

    Labradore haben aber noch ein anderes Problem, wie sich aus den tierärztlichen Unterlagen ergab: Sie neigen zu Übergewicht. Fast 9 Prozent der Tiere in Großbritannien waren entweder übergewichtig oder fettleibig. Besonders kastrierte Rüden hatten ein erhöhtes Risiko für Übergewicht (11,4 Prozent bei kastrierten Rüden im Vergleich zu 4 Prozent bei intakten Tieren). Allerdings verwiesen die Forscher darauf, dass eine Kastration auch gesundheitliche Vorteile mit sich bringen kann und das Risiko für Hodenerkrankungen und andere Krankheiten senkt. Bei Hündinnen fanden die Wissenschaftler keinen Zusammenhang zwischen Sterilisation und Gewicht.

    Insgesamt, so hofft das Team, werden ihre Ergebnisse Tierärzten vielleicht dabei helfen, potenzielle Gesundheitsprobleme schneller zu erkennen. Im Idealfall berücksichtigen auch Züchter diese Erkenntnisse, um gesündere und langlebigere Hunde in die Welt zu setzen.

    „Labrador Retriever neigen bekanntermaßen zu vielen Krankheiten, aber es mangelt derzeit an akkuraten Informationen darüber, wie verbreitet bestimmte Gesundheitsprobleme unter Haustieren sind“, sagte McGreevy.

    „Das ist die erste Studie, die eine große Zahl von Labradoren anhand von Aufzeichnungen aus hunderten Tierkliniken in Großbritannien untersuchte“, sagte er. „Sie liefert Haltern Informationen über Probleme, die Hundehalter bei der Anschaffung eines Labrador Retrievers berücksichtigen sollten.“

    Der Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht.

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