Zu Hause oder zu Besuch? Luchse im Thüringer Wald

Eine neue Studie des BUND soll herausfinden, ob Luchse im Thüringer Wald wieder heimisch sind oder ihn nur durchstreifen. Ihr Bestand in Deutschland ist weiterhin vom Aussterben bedroht: Erst in dieser Woche wurde ein Tier illegal erschossen.

Von Nina Piatscheck
Veröffentlicht am 7. Jan. 2022, 15:29 MEZ
Springender Luchs im Schnee

Keine großen Sprünge: Der Luchs verbreitet sich in Deutschland bislang nur zögerlich. 

Foto von AdobeStock

Zum Jahresstart geht in Thüringen eine großangelegte neue Studie in die wichtige Phase: Mithilfe von insgesamt 30 Wildtierkameras soll in einem 550 Quadratkilometer großen Gebiet im Thüringer Wald erforscht werden, ob Luchse hier heimisch geworden sind oder nur „zu Besuch” kommen. Im Thüringer Wald wurden immer wieder Tiere gesichtet, so zum Beispiel bei Ilmenau, Suhl, Oberweisbach und Neuhaus am Rennweg. 

„Wir wollen feststellen, ob die Tiere im Thüringer Wald feste Streifgebiete haben”, sagt Dr. Markus Port, der beim BUND Thüringen das Projekt Luchs leitet. Die Reviere von Luchsen sind sehr groß, bei weiblichen Tieren zwischen 50 und 100 Quadratkilometern, bei männlichen sogar bis zu 400 Quadratkilometer. Im Februar beginnt die Paarungszeit der Tiere. „Hier sind die Luchse besonders umtriebig und gut zu beobachten”, so Port. 

Schreiduell der Luchse
Diese Luchse befinden sich wahrscheinlich gerade in einem Revierstreit.

Gemeinsam für den Luchs

Das Projekt ist ein Gemeinschaftsprojekt von BUND und WWF und wird vom Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz gefördert. Praktische Unterstützung kommt darüber hinaus von ThüringenForst sowie von privaten Waldbesitzenden und Jagenden.

Der Eurasische Luchs (Lynx lynx) galt in Thüringen fast 200 Jahre lang als ausgestorben. Dass im thüringischen Südharz und im benachbarten Eichsfeld sesshafte Luchse leben, wurde schon nachgewiesen. In Deutschland gibt es nach Angaben des WWF mittlerweile insgesamt etwa 130 ausgewachsene Tiere und 59 Jungtiere, die meisten von ihnen im Harz und im Bayerischen Wald.

BELIEBT

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    Erwischt von einer Kamerafalle: Eine Luchsmutter mit ihrem Nachwuchs im Thüringer Harz.

    Foto von BUND Thüringen

    Weiter stark gefährdet

    Trotz langsam wachsender Zahl ist der Fortbestand der Luchse in freier Wildbahn nach Angaben des BUND nicht sicher: Sie gelten hierzulande seit 2019 wieder als vom Aussterben bedroht. Die größten Gefahren sind das dichte Straßennetz mit seinen vielen Autos – und illegale Tötungen. Die letzte davon ereignete sich erst in dieser Woche: Unbekannte haben im Landkreis Sömmerda im Nordosten Thüringens einen Luchs erschossen. Mitarbeiter der Deutschen Bahn hatten das leblose Tier am Montag an einer Bahnstrecke gefunden. 

    Die Polizei ermittelt, denn Luchse sind streng geschützt – und nach Angaben des WWF sonst durchaus willkommen in Thüringen: Laut einer repräsentativen Umfrage verbinden mehr als zwei Drittel der Befragten positive Gefühle damit, dass die großen katzenartigen Raubtiere mit den Pinselohren frei in ihrer Umgebung leben. „Die Mehrheit der Thüringerinnen und Thüringer ist dem Luchs gegenüber positiv eingestellt”, sagt Port. „Das gilt nach meiner Erfahrung auch für die Jägerschaft.” Die Tötung des bei Buttstädt gefundenen Tieres sei die Tat eines Einzeltäters.

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