Erstmals Bauchnabel in Dino-Fossil gefunden

Es ist der wohl älteste Bauchnabel der Welt: Ein internationales Team von Forschenden hat den ersten Beweis dafür entdeckt, dass auch Dinosaurier Bauchnabel hatten – in den 125 Millionen Jahre alten fossilen Überresten eines Psittacosaurus.

Von Lisa Lamm
Veröffentlicht am 6. Juli 2022, 09:42 MESZ
Darstellung des Dinosauriers mit der Nabelnarbe.

Der erste Dino-Bauchnabel: Auf der versteinerten Haut des Psittacosaurus fanden die Forschenden diese lange Nabelnarbe.

Foto von Jagged Fang Designs

Wir Menschen sind nicht die einzigen Lebewesen, die einen Bauchnabel haben. Auch Höhere Säugetiere, die sogenannten Plazentatiere, werden über eine Nabelschnur ernährt – durch deren Abtrennung nach der Geburt der Bauchnabel entsteht.

Es gibt allerdings nicht nur diese uns bekannteste Form des Bauchnabels. Hühnerküken weisen beispielsweise eine Art Bauchnabel auf, der durch die Verbindung des Embryos mit dem Dottersack im Ei entsteht. Die nach der Geburt zurückbleibende Narbe bildet sich beim Huhn allerdings zurück – im Gegensatz zu Menschen und Plazentatieren bleibt der Bauchnabel also nicht im Erwachsenenalter erhalten.

Auch Dinosaurier wuchsen im Ei heran – und wurden über einen Dottersack ernährt. Nachweise über Bauchnabel bei Dinosauriern gab es bisher allerdings nicht. Doch ein internationales Team aus Forschenden, darunter Hauptautor Phil Bell von der University of New England, Australien, schreibt die Geschichte des Bauchnabels nun neu: Sie entdeckten in der 125 Millionen Jahre alten fossilen Haut des mit dem Triceratops verwandten Psittacosaurus eine Nabelnarbe. Es ist der wohl älteste Bauchnabel der Welt – und der erste Nachweis eines Bauchnabels bei nicht-aviatischen, also Nicht-Vogel-Dinosauriern. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forschenden in der Fachzeitschrift BMC Biology.

Bild der Umrisse des Skeletts und der Weichteile des Psittacosaurus. Die Nabelnarbe wird mithilfe der Laserstimulierten Fluoreszenz (LSF) sichtbar (b).

Foto von Phil Bell et al.

Der Bauchnabel aus der Kreidezeit

Entdeckt wurde der 125 Millionen Jahre alte Bauchnabel bei der Untersuchung der Haut eines Psittacosaurus-Exemplars, das bereits 2002 erstmals beschrieben wurde. Seither machte der Dinosaurier bereits 2021 Schlagzeilen als Forschende seine Kloake genauer beschrieben und Ähnlichkeiten mit dem Körperausgang von Vögeln fanden. Nun konnte das Exemplar mithilfe der Laserstimulierten Fluoreszenz (LSF), einem Messverfahren, dass die Schuppen der fossilen Dinohaut besonders detailreich darstellt, zu einer weiteren Sensation verhelfen.

„Die neuartige Laser-Fluoreszenz-Bildgebung zeigt die Schuppen in unglaublichem Detail. So konnten wir das Exemplar in einem völlig neuen Licht betrachten“, sagt Co-Autor Michael Pittman, Paläobiologe von der Chinesischen Universität Hongkong. Auf diese Weise fand man in der 125 Millionen Jahre alten Haut „eine langgestreckte Struktur in der Mitte des Abdomens, die durch eine Reihe gepaarter Schuppen begrenzt wird“­ ­– der Nabel des Dinosauriers.

Möglich wurde die Entdeckung durch den außergewöhnlich gut erhaltenen Zustand des Psittacosaurus: „Bei dem Exemplar handelt es sich um ein hervorragend erhaltenes Skelett, das auf dem Rücken liegend gefunden wurde und fast vollständig mit fossiler Haut, einschließlich der Schuppen, bedeckt war“, so die Forschenden. „Es ist das wichtigste Fossil, das wir für das Studium der Dinosaurierhaut haben.”

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    Hatten alle Dinosaurier einen Nabel?

    Ob alle nicht-aviatischen Dinosaurier einen Bauchnabel hatten, können die Forschenden bisher allerdings nicht genau sagen. Auch nicht, wie lange der Nabel bei den einzelnen Dinosauriern erhalten blieb. Durch das Alter, das der Psittacosaurus bei seinem Tod hatte, weiß man aber, dass er seinen Nabel mindestens bis zur Geschlechtsreife behielt – im Gegensatz zu Hühnern oder den meisten modernen Reptilien.

    Dennoch liefert die Entdeckung wichtige Einblicke in die Geschichte des Psittacosaurus, einem etwa zwei Meter langen, zweibeinigen Pflanzenfresser, der während der Kreidezeit in China lebte. „Die Enthüllung gibt uns einen tiefen Einblick in das Leben und das Aussehen des Tieres“, so Bell. Außerdem zeige der Fund, wie sich das Tier sowohl als Embryo im Ei als auch nach der Geburt physiologisch entwickelte.

    „Das bemerkenswerte Exemplar von Psittacosaurus liefert weiterhin überraschende Details, die für die Rekonstruktion der Weichteile von Dinosauriern von zentraler Bedeutung sind. Wir fügen diesen Details unsere Identifizierung der Nabelnarbe hinzu“, so die Forschenden. Spannend bleibt, welche Geheimnisse das Fossil in Zukunft noch preisgeben wird.

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