Mode: Echter Pelz soll im Labor gezüchtet werden

Die Luxusmarke Fendi will weiter Pelzmäntel verkaufen. In Zukunft sollen die Tierfelle aber im Reagenzglas entstehen – mithilfe genmanipulierter Hefe.

Von National Geographic
Veröffentlicht am 12. Jan. 2023, 08:41 MEZ
Mehrere Pelzjacken hängen nebeneinander in einem Schrank.

Fein und flauschig: Pelz soll in Zukunft künstlich gezüchtet werden.

Foto von TIGERRAW / Adobe Stock

Ob Gucci, Versace oder Armani: Immer mehr Luxusmodeanbieter verzichten auf den Einsatz von Echtpelz. In Städten wie Los Angeles oder Sao Paolo wurde der Handel von Pelzmänteln komplett verboten. Das Betreiben von Pelzfarmen wird in immer mehr Ländern illegal. Und trotzdem: Es gibt weiterhin Menschen, die Pelz kaufen wollen – und Hersteller, die diese Nachfrage bedienen. 

Vorne mit dabei: die italienische Luxusmarke Fendi, die zum Konzern LVMH gehört. Bis zu seinem Tod 2019 war Designer Karl Lagerfeld kreativer Kopf hinter Fendi. Dass die Häutung zehntausender Tiere für die Mode nicht mehr zeitgemäß ist, hat man nun offenbar dort auch eingesehen – und investiert in die Forschung: Gemeinsam mit dem Imperial College London und der renommierten Designschmiede Central Saint Martin soll in Zukunft echter Pelz im Labor entstehen.

Echter Pelz ohne tote Tiere

Gelingen soll dies mithilfe von Bioingenieuren. „In den vergangenen zehn Jahren hat sich unser Wissen über die natürlichen Herstellungsprozesse biologischer Materialien extrem verbessert”, sagt Tom Ellis, leitender Professor des Projekts. Nun soll dieses Wissen helfen, nachhaltige Fasern zu entwickeln. Und eben Laborpelz. 

Dafür sollen Gene von Tieren wie Zobel und Fuchs in modifizierte Hefe eingebaut werden. Die Hefezellen sollen dann Proteine erzeugen, aus denen Haare entstehen können. Tierhaare wachsen, genau wie Nägel, aus Kombinationen des Proteins Keratin. Die richtige Kombination zu finden, ist die erste Herausforderung für das Team: Ein typisches Säugetiergenom umfasst zwischen 100 und 200 Keratin-Gene. 

„Unser Ziel ist es, genügend Keratine für eine Faser herzustellen, die eine angemessene Länge für ein pelzartiges Material hat”, so Ellis. Das Forschungsprojekt ist 2022 gestartet.

BELIEBT

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    Menschen und Tierfelle

    Tierfelle und -häute waren für das Überleben der Menschheit über Jahrtausende existenziell. Über die vergangenen Jahrzehnte wurden jedoch Alternativen entwickelt und Pelz wurde immer mehr zum dekorativen Element: Bommeln an Mützen oder Schlüsselanhängern, Verzierung von Kapuzen. Tierschützer kämpfen seit Jahrzehnten für ein Verbot von Pelzen. In den vergangenen zehn Jahren erzielten sie dabei große Erfolge. 

    Die Umsätze der Industrie sind stark rückläufig. Trotzdem: Europa gilt als weltweit größter Exporteur von Pelzen. Die meisten Felle kommen aus Dänemark und Finnland. In Deutschland haben nach Angaben des Deutschen Tierschutzbundes 2018 die letzten Pelzfarmen geschlossen. 

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