Hüpfende Meerschweinchen: Was ist Popcorning?

Zoomies, Binkys, Popcorning – drei Bezeichnungen für niedliches Tierverhalten, dessen Ursprung vermeintlich in überschäumender Freude liegt. Sind sie wirklich Zeichen des Glücks?

Von Katarina Fischer
Veröffentlicht am 6. Feb. 2025, 08:44 MEZ
Ein Meerschweinchen sitzt auf Gras und blickt zur Kamera.

Auf dem Sprung? Trotz ihrer kurzen Beinchen können Meerschweinchen beim Popcorning bis zu 25 Zentimeter hoch hüpfen.

Foto von scott / adobe.stock.com

Eigentlich halten sich Hausmeerschweinchen (Cavia porcellus) in Bodennähe auf – auf kurzen Beinen wackeln sie durch ihr Gehege. Doch manchmal heben die kleinen Fellkugeln auch mit allen Vieren ab: Im Lauf oder aus dem Stand machen sie einen hohen Hopser, schlagen wie ein Pferd mit den Hinterläufen aus und können sich in der Luft sogar um die eigene Achse drehen. Ein Verhalten, das an springende Maiskörner in der Pfanne erinnert und darum Popcorning genannt wird.

Je jünger, desto mehr Hopser

Das sieht nicht nur niedlich aus, sondern ist in den meisten Fällen auch ein gutes Zeichen. Hausmeerschweinchen popcornen oft in Situationen, in denen sie sich wohl fühlen, zum Beispiel wenn es Futter oder ein neues Bett aus Heu gibt, beim Spielen oder wenn sie etwas Neues entdecken – immer dann also, wenn sie von positiven Gefühlen geradezu übermannt werden. „Das Springen kann von den Tieren sehr wahrscheinlich nicht bewusst gesteuert werden“, sagt Ratgeber-Autorin und Kleintierexpertin Christine Wilde. „Vielmehr reagieren die Meerschweinchen unbewusst auf äußere Reize, die Muskeln ziehen sich zusammen und verursachen so den Luftsprung.“

Je jünger das Meerschweinchen, desto häufiger hüpft es in der Regel, was umso mehr die Annahme stützt, Popcorning sei ein Ausdruck von Lebensfreude. Davon tragen die Jüngsten, für die die Welt noch voller Überraschungen ist, schließlich besonders viel in sich. Ist ein hopsendes Meerschweinchen also ein glückliches Meerschweinchen?

Nicht zwangsläufig. Denn auch, wenn wir das Popcorning gern vermenschlichen und als Freudensprung wahrnehmen, kann es unter Umständen etwas ganz anderes bedeuten. Eine ähnliche Fehlinterpretation kennt man von den sogenannten Zoomies bei Hunden, die wie eine Explosion des Übermuts aussehen, in manchen Fällen aber schlicht ein Zeichen dafür sind, dass das Tier unausgelastet ist.

Ursprung im Fluchtverhalten

„Der Ursprung des Popcornings ist Fluchtverhalten“, sagt der Zoologische Mediziner John Chitty im Gespräch mit Vet Record, und dieses ist bei typischen Beutetieren wie Meerschweinchen besonders ausgeprägt. Tschudi-Meerschweinchen (Cavia tschudii), die wildlebenden engen Verwandten unserer Hausmeerschweinchen, überspringen, wenn sie vor Gefahr fliehen, bis zu 60 Zentimeter hohe Hindernisse. So große Sprünge können Hausmeerschweinchen nicht machen, weil ihnen die Fähigkeit während der Domestizierung abhanden gekommen ist. Immerhin erreichen sie beim Popcorning aber Höhen von fünf bis 25 Zentimetern.

Das Herumhüpfen dient außerdem dazu, Angreifer zu verwirren. Ein ähnliches Verhalten kann man auch bei Kaninchen beobachten. Sie machen sogenannte Binkys, Luftsprünge, die im Bewegungsablauf viel mit Popcorning gemeinsam haben. Und ebenso wie bei Meerschweinchen kann das impulsive Hopsen auch bei Kaninchen neben unbändiger Freude gegebenenfalls Angst ausdrücken. Es ist darum wichtig, zu prüfen, ob es Reize von außen gibt, die die Tiere erschreckt haben oder von ihnen als Bedrohung wahrgenommen werden könnten.

BELIEBT

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    Ein Flusspferd rennt über eine weite Wiese.

    „Manchmal überdeckt das Verhalten aber auch Unsicherheit oder leichten Stress“, so Wilde. Das käme zum Beispiel vor, wenn mehrere Meerschweinchen in einem kleineren Gehege gehalten werden und dadurch viele Sozialkontakte haben. Nicht zuletzt sollte man genau beobachten, ob es sich bei den Hüpfern wirklich um Popcorning handelt oder um Zuckungen, die auf Schmerzen oder Parasiten hinweisen können.

    Hat man aber diese Faktoren erfolgreich ausgeschlossen, kann man sich unbesorgt zurücklehnen und den flauschigen Nagetieren beim Hüpfen zusehen – vielleicht mit einer Tüte Popcorn.

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