Bilder vom dreckigsten Fluss der Welt

Ein kürzlich gefasster Gerichtsbeschluss in Indien hat den Ganges zur juristischen Person erklärt und könnte daher die ökologische Rettung des Flusses herbeiführen.

Von Austa Somvichian-Clausen
bilder von Giulio Di Sturco
Veröffentlicht am 9. Nov. 2017, 03:31 MEZ
Eine Frau überquert einen kleinen Kanal des Ganges
Eine Frau überquert einen kleinen Kanal des Ganges auf einer überschwemmten Brücke aus Müll.
Foto von Giulio Di Sturco, Institute

Das Bild einer Frau, die über Wasser läuft, würde den Betrachter unter normalen Umständen vielleicht mit Ehrfurcht erfüllen. In diesem Fall löst es aber eher ein Gefühl des Schreckens aus.

Der Fotograf Giulio Di Sturco hat solche Szenen in seiner Serie „Death of a River“ (dt. Tod eines Flusses) eingefangen: eine Frau, die den Ganges auf einer Brücke aus schlammigen Sandsäcken und Müll überquert. Sie zeigen das Ausmaß des Zerfalls, der dem geheiligten Fluss zusetzt.

„Der Ganges ist ein Paradebeispiel für den ungelösten Widerspruch zwischen dem Menschen und der Umwelt“, sagt Di Sturco. Der Fluss ist mit jedem Bereich des indischen Lebens eng verknüpft – er ist eine Quelle für Wasser, Energie und die Lebensgrundlage für mehr als 500 Millionen Menschen, die an seinen Ufern leben.

Hindus auf der ganzen Welt verehren den Fluss seit Jahrhunderten. Ihr Glaube geht auf die Geschichte der reinigenden Flussgöttin Ganga zurück. Diese reinigenden Eigenschaften hat der Ganges selbst jedoch nicht – sein Wasser wird jeden Tag mit vielen Millionen Litern ungeklärten und chemischen Abwassers verunreinigt. Hinzu kommen Hunderte von Leichen, die täglich in eingeäscherter Form oder manchmal auch einfach in Stoff gewickelt in den Fluss geworfen werden.

Aber seit einem kürzlich erfolgten Gerichtsbeschluss ändern sich die Dinge für die „Ganga Mata“ oder Heilige Mutter in Indien. Das Obergericht Uttarakhand High Court hat den Ganges und seinen wichtigsten Nebenfluss, den Yamuna, zu juristischen Personen erklärt.

Der Beschluss bedeutet, dass die Verschmutzung oder sonstige Schädigung der Flüsse dem rechtlichen Äquivalent der Schädigung einer Person entsprechen könnte. Auch wenn Umweltschützer den Beschluss begrüßen, bleibt die Frage, ob er auch umgesetzt wird – und falls ja, in welchem Ausmaß.

Die rechtliche Anerkennung des Ganges als Person erfolgte nach mehr als 30 Jahren, in denen die Regierung mit nur begrenztem Erfolg versucht hat, den Fluss wieder in seinen ursprünglichen Zustand zu versetzen. Laut offizieller Schätzungen schwankt die Gesamtsumme der Gelder, die für diese Bestrebungen ausgegeben wurden, zwischen 600 Millionen und bis zu drei Milliarden Dollar.

Der neue Gerichtsbeschluss könnte aber auch mehr Möglichkeiten für die kommunale Beteiligung bieten. Wenn ein Bürger für den Ganges einen Fall vor Gericht bringen kann, könnte das ein mächtiges Werkzeug für Gemeinden und Aktivisten sein, um den Fluss zu schützen.

Die Galerie zeigt Bilder des Fotografen Giulio Di Sturco. Di Sturco hat über acht Jahre lang das Leben der Menschen fotografiert, die an den Ufern des Ganges leben. Im Laufe des Jahres wird er als Höhepunkt seiner jahrelangen Arbeit ein Buch veröffentlichen. Mehr von seiner Arbeit kann man sich auf seiner Website ansehen.

Austa Somvichian-Clausen auf Twitter und Instagram folgen.

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