Fridays for Future: „Wir kämpfen für unser Leben“

Die Klimaproteste sind Teil einer weltweiten Jugendbewegung, die nicht weniger zum Ziel hat als die Rettung der Welt.

Von Alejandra Borunda
Veröffentlicht am 20. März 2019, 18:06 MEZ

Tausende junger Menschen auf der ganzen Welt nahmen auch am vergangenen Freitag wieder an großen, teils international koordinierten Schulstreiks teil, um auf etwas aufmerksam zu machen, das sie als existentielle Bedrohung wahrnehmen: den Klimawandel. Von Vanuatu bis Berlin versammeln sich Scharen von Schülern, die Schilder tragen, Sprechchöre anstimmen und ihre Sorge zum Ausdruck bringen, um diejenigen, die die Macht dazu haben, zum Handeln aufzufordern.

Diese jungen Menschen haben nie eine Welt erlebt, die nicht vom Klimawandel geprägt war – und sie sind diejenigen, die sich mit den schlimmsten Folgen des Phänomens auseinandersetzen werden müssen, sagt Nadia Nazar, eine der Organisatorinnen des Streiks in Washington, D.C.

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„Wir sind die erste Generation, die vom Klimawandel signifikant betroffen sein wird – und die letzte Generation, die noch etwas dagegen unternehmen kann“, sagte sie.

Mehr als 1.700 Streiks wurden so koordiniert, dass sie den gesamten Tag abdeckten, angefangen bei östlichen Ländern wie Australien und Vanuatu bis an die Westküste der USA. Mit Ausnahme der Antarktis wurde auf jedem Kontinent der Welt gestreikt. Allein auf Australiens Straßen erwartete man mehr als 40.000 Schüler und Studenten, und auch auf den Straßen zahlreicher europäischer Metropolen drängten sich junge Menschen dicht an dicht.

Eine wachsende Bewegung

Die Streiks gehören zu einer größeren Bewegung, die im Herbst 2018 begann, als die junge Schwedin Greta Thunberg mit Schildern vor dem schwedischen Parlament protestierte. Sie wollte die führenden Politiker ihres Landes dazu bringen, den Klimawandel als Problem anzuerkennen (und hoffentlich auch etwas dagegen zu unternehmen). Ihre Aktion nannte sie einen „Schulstreik für das Klima“.

Ihre Streiks erhielten in den Medien ein bisschen Aufmerksamkeit – und dann ein bisschen mehr. Und noch mehr. Auf der ganzen Welt begannen junge Menschen freitags mit eigenen, zunächst oft noch recht einsamen Streiks in ihren Heimatorten. In den USA protestierte die 13-jährige Alexandria Villasenor dick angezogen auf einer kühlen Metallbank vor dem Hauptquartier der Vereinten Nationen in New York City.

Die regelmäßige wöchentliche Teilnahme an den Streiks stellte für viele junge Menschen jedoch eine Hürde dar, insbesondere, wenn ihre Schulen, Freunde und Familien sie nicht unterstützten. Die 16-jährige Isra Hirsi, eine der Mitorganisatorinnen des U.S. Youth Climate Strike, sagte am Freitag, dass sich nicht jeder die Zeit nehmen kann, um die Schule ausfallen zu lassen – oder überhaupt in der Lage ist, an jene Orte zu fahren, an denen sie sich mit ihrem Protest Gehör verschaffen können. Das bedeute aber nicht, dass ihnen der Klimawandel egal ist oder sie nichts dagegen unternehmen wollen.

Hirsi und andere junge Aktivisten wollten daher einen Protest an einem Tag organisieren, der es Kindern und Jugendlichen im ganzen Land ermöglicht, geschlossener und öffentlichkeitswirksamer zusammenzukommen.

„Es ist toll, wenn man jede Woche streiken gehen kann“, sagte sie. „Aber es ist auch ein Privileg, dazu in der Lage zu sein. Und es gibt so viele Menschen, denen dieses Thema etwas bedeutet, die aber nicht jede Woche oder auch nur an diesem Freitag die Schule ausfallen lassen können. Wir wollten, dass sich jeder Gehör verschaffen kann.“

„Wir kämpfen für unser Leben“

Weltweit setzen sich daher jeden Freitag unzählige Menschen für eine bessere Zukunft ein. Auch in den USA klingelten letzte Woche Donnerstag noch bis spät abends die Telefone der Organisatoren. Viele Leute baten darum, noch mehr Streiks anzumelden, oder fragten, wo der nächstgelegene Streik in ihrer Umgebung sei, was sie mitbringen sollten und wie sie selbst aktiv werden können.

In Washington saßen die Organisatoren des landesweiten Streiks noch bis in die Nacht zusammen, schrieben Nachrichten und planten den kommenden Tag. Am Ende der stressigen Planungsphase nahmen sie sich einen Moment Zeit, um sich an den Händen zu nehmen, durchzuatmen und Nazar zuzuhören, die ruhig darüber sprach, wofür sie kämpften:

„Wir kämpfen für unser Leben, für die Menschen auf der ganzen Welt, die [vom Klimawandel] betroffen sind, für Ökosysteme und Landschaften, die seit Abermillionen von Jahren existieren und die in den letzten paar Jahrzehnten durch unser Handeln zerstört wurden“, sagte sie.

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    „Ein Verbrechen gegen unsere Zukunft“

    Am 28. Oktober 2018 veröffentlichte das IPCC einen Bericht mit der Warnung, dass die Treibhausgasemissionen durch koordinierte, internationale Vorgehensweisen reduziert werden müssten, da sich der Planet sonst fast mit Sicherheit stärker als 1,5 °C erwärmen würde. Die Folgen einer solchen Erwärmung würden zudem potenziell deutlich verheerender sein, als man zuvor angenommen hatte. Die Deadline? Bis zum Jahr 2030 müssten die Emissionen entsprechend reduziert werden.

    Weltweit hörten viele junge Menschen diese Zahl und stellten fest, dass sie gerade dann eigentlich in ihren besten Jahren sein sollten.

    „Ich habe eine Menge Ziele und Träume, die ich noch erreichen und verwirklichen will, bis ich 25 bin“, sagt Karla Stephan, eine 14-jährige Organisatorin des D.C.-Streiks aus Bethesda, Maryland. „Aber in nur elf Jahren werden die Schäden durch den Klimawandel unumkehrbar sein. Das ist einfach etwas, das ich nicht akzeptieren werde.“

    Als die Jugendlichen sich umsahen, bemerkten sie, dass kaum etwas getan wurde, um das Problem anzugehen. Und so beschlossen Stephan und viele andere, dass es an ihnen lag, die Konversation über das Thema voranzutreiben.

    „Unwissenheit ist kein Segen“, sagt Stephan. „Sie ist der Tod. Sie ist ein Verbrechen gegen unsere Zukunft.“

    Der Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht.

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