Ohne Verbot geht es nicht: Trotz Förderung kaum Rückbau von Schottergärten
Schottergärten, die mit Steinen und Kies aufgefüllt werden, sind aufgrund ihrer vermeintlich pflegeleichten Handhabung beliebt. Die Gärten sind jedoch weder besonders pflegeleicht noch umweltfreundlich und in weiten Teilen Deutschlands sogar explizit verboten.
Schottergärten sind nur ein fragwürdiger, vorübergehender Trend? Scheinbar nicht. Denn trotz negativer Einflüsse auf Umwelt, Klima und Artenvielfalt zieren die sterilen Steinwüsten noch immer die Vorgärten mancher Häuser. Geht man vom geltenden Recht aus, sind Schottergärten in ganz Deutschland eigentlich längst verboten. Einige Bundesländer und Kommunen finanzieren nun sogar ihren Rückbau – bisher mit wenig Erfolg.
Die Landesbauordnungen der Bundesländer – mit Ausnahme von Bremen und Sachsen-Anhalt – untersagen mit gleich zwei Bestimmungen theoretisch auch ohne explizites Verbot das Anlegen eines Schottergartens: Unbebaute Flächen sollten demnach wasseraufnahmefähig belassen werden und seien zusätzlich zu bepflanzen oder wenigstens zu begrünen. Ein Schottergarten erfüllt keines dieser Kriterien.
Vielerorts verboten
Da diese Regelungen vielerorts nicht eingehalten wurden, gibt es in einigen Bundesländern nun explizite Verbote der insektenfeindlichen ‚Gärten‘ – wie zum Beispiel seit Juli 2020 in Baden-Württemberg. Doch nicht nur das: Mit bis zu 1.300 Euro wollen einige Kommunen des Bundeslandes Schottergarten-Besitzer sogar beim Rückbau der Steinflächen unterstützen – mit wenig Zuspruch. „Bisher wurde noch kein Antrag gestellt“, sagte der Sprecher der Stadt Walldorf.
„Die Schotterliebhaber sind in der Regel sehr überzeugt von ihrem ‚Garten‘“, sagt Thomas Westenfelder, Geschäftsführer eines Garten- und Landschaftsbaubetriebs im Kreis Karlsruhe. Auch die Stadt Karlsruhe hat ein Förderbudget für den Rückbau der Schottergärten über einen Zeitraum von sechs Wochen eingerichtet. Das Interesse sei aber auch hier gering ausgefallen: Ein Sprecher der Stadt bestätigte insgesamt drei bewilligte Förderungen.
Mit kreativen Ideen Rückbau fördern
Was also tun, um deutsche Vorgärten wieder grüner werden zu lassen? Die Stadt Emden in Niedersachsen versuchte sich an einer kreativen Lösung und startete in Kooperation mit dem Ökowerk Emden und der Bingo-Umweltstiftung einen Wettbewerb. Gesucht wurden die hässlichsten Schottergärten Emdens. Der Gewinn für zehn Nominierte: eine Umgestaltung des steinernen Vorgartens zu einer pflegeleichten, naturnahen Grünfläche mit einem Budget von 150 Euro.
„Wir werden in dem Projekt einen Katalog erstellen, aus dem Eigentümer sich individuelle Lösungen für ihren Garten aussuchen können – insektenfreundlich und pflegeleicht“, erklärt Dr. Katharina Mohr, Geschäftsführerin des Ökowerks Emden. Oberbürgermeister Tim Kruithoff sagt über das Projekt: „Gartenbesitzer können schon mit kleinen Maßnahmen viel für Insekten tun. Als Stadtverwaltung ist es uns wichtig, hier Überzeugungsarbeit zu leisten.“
Und überzeugt waren überraschend viele Emdener: Von 21 Gärten in der engeren Auswahl wurden zehn als Gewinner ausgezeichnet. Mit Kreativität zu mehr Grün im Vorgarten – vielleicht in Zukunft auch eine Chance für Baden-Württemberg.