Klimawandel: Wo hat sich Deutschland 2022 am stärksten erwärmt?
Seit Jahren erhöht sich die Jahresmitteltemperatur durch den Klimawandel – auch in Deutschland. Doch regional gibt es große Unterschiede.
Temperaturrekorde und Dürren: Vor allem im Süden und Westen Deutschlands haben sich die Regionen 2022 stärker erwärmt als in den Vorjahren. Die anhaltende Hitze sorgte für ein Rekordtief des Rheinpegels.
2022 – ein Jahr der Extreme mit sommerlichen Dürreperioden und Waldbränden. Nach den Aufzeichnungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) war der Sommer 2022 in Deutschland einer der wärmsten und trockensten – und vor allem der sonnigste – seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881. „Wir dürften damit in Zeiten des Klimawandels einen bald typischen Sommer erlebt haben“, sagt Uwe Kirsche vom DWD.
Doch nicht nur im Sommer macht sich der Klimawandel hierzulande immer stärker bemerkbar: In Deutschland war das Jahr 2022 generell sehr warm. Um 1,2 bis 3,2 Grad Celsius wichen die Temperaturen vom langjährigen Jahresmittel von 10,2 Grad Celsius ab – ein enormer Anstieg. Aber welche Regionen haben sich in Deutschland dieses Jahr im Vergleich zu den Vorjahren am stärksten erwärmt?
Starke Erwärmung im Südwesten
Die Temperaturdifferenzen zur Jahresmitteltemperatur in Deutschland. Im Südwesten sind die Abweichungen höher als im Nordosten.
274 Wetterstationen des DWD sammelten das ganze Jahr über deutschlandweit Daten zum Klima und den Temperaturen. Dabei wurde ein durchschnittlicher Temperaturanstieg von ganzen 2,4 Grad gegenüber der Mitteltemperatur der Vorjahre registriert. Im Zuge des Klimawandels erwärmt sich Deutschland allgemein schneller als der globale Durchschnitt. Laut dem DWD liegt das daran, dass sich die Landregionen schneller erwärmen als die Meere.
Ein Blick auf die Regionen in Deutschland, die sich im Jahr 2022 am stärksten erwärmt haben, unterstreicht das: Im Süden und Westen Deutschlands – fernab vom Meer – war der Unterschied zum Temperaturmittel der Vorjahre besonders hoch. Mit 3,2 Grad Celsius verzeichneten die Messstationen in Ohlsbach und Öhringen in Baden-Württemberg und Birx/Rhön in Thüringen den größten Anstieg.
Während Orte in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, im Saarland, Hessen und Thüringen die Plätze in den Top Ten belegen, landen Orte in Küstennähe und in Norddeutschland auf den hinteren Plätzen. Am wenigsten von der Erwärmung betroffen war im Jahr 2022 die Region um Münster und Osnabrück: Hier wurde mit 1,2 Grad Celsius der geringste Temperaturanstieg gemessen.
Unter den deutschen Großstädten sind Frankfurt am Main und Stuttgart mit Werten von 2,9 und 2,7 Grad Celsius über dem Durchschnitt Spitzenreiter bei der Erwärmung. In München wich die Durchschnittstemperatur mit einem Plus von 2,2 Grad Celsius am wenigsten vom langjährigen Jahresmittel ab.
Klimaprognosen der nächsten zehn Jahre
Eine Ensemblemittelvorhersage setzt sich aus mehreren verschiedenen Klimavorhersagen zusammen. Die Vorhersagen für Deutschland zeigen, dass sich das Land bis 2031 auch in Küstennähe stärker erwärmen wird.
Auch im kommenden Jahrzehnt werden die Abweichungen von der Jahresmitteltemperatur wahrscheinlich deutlich höher ausfallen. Die Klimaprognose des DWD zeigt, dass zwischen 2027 und 2031 auch Regionen im Osten und Norden Deutschlands von der Erwärmung betroffen sein werden.
Die Zahl der Extremwetterereignisse wird durch die steigenden Temperaturen zunehmen. Auch in den kommenden Jahren muss demnach mit Dürren gerechnet werden, die negative Folgen für die Land- und Forstwirtschaft, die Binnenschifffahrt und die Wasserverfügbarkeit nach sich ziehen. In Zukunft wird die Bedeutung von dekadischen Klimavorhersagen wie der des DWD vermutlich zunehmen, denn sie bieten eine wichtige Unterstützung bei wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Entscheidungen vor dem Hintergrund des Klimawandels.