Dinosaurier legte blaue Eier

Entgegen der bisherigen Annahmen entdeckten Paläontologen durch ein versteinertes Gelege, dass farbige Eierschalen keine „Erfindung“ moderner Vögel sind.

Von John Pickrell
Veröffentlicht am 9. Nov. 2017, 03:42 MEZ
Ein versteinertes Gelege, das in China gefunden wurde, gehörte dem Oviraptor Heyuannia huangi, einer gefierten Art aus der späten Kreidezeit, die einen Papageienschnabel hatte.
Foto von Tzu-Ruei Yang, The Paleowonders Museum of Fossils and Minerals, Taiwan

Rotkehlchen mögen für ihre strahlend blauen Eier bekannt sein, aber ein gefiederter Dinosaurier kann bei seinen farbigen Eiern noch mit Größe auftrumpfen.

Als sich Forscher versteinerte Eierschalen aus China ansahen, fanden sie Hinweise darauf, dass ein allesfressender und straußenähnlicher Dinosaurier Gelege aus blau-grünen Eiern produziert hat. Die Farbe sollte die Eier in den offenen Nestern am Boden vermutlich tarnen.

Diese Entdeckung korrigiert eine weit verbreitete Annahme: „Alle dachten, Dinosauriereier waren weiß“, sagt die Co-Autorin der Studie Jasmina Wiemann von der Yale-Universität.

Viele Vögel legen weiße Eier, ebenso wie alle Echsen, Schildkröten, Krokodile und die einzigen eierlegenden Säugetiere, das Schnabeltier und der Ameisenigel. Aus diesem Grund nahmen Ornithologen lange Zeit an, dass sich farbige Eierschalen ausschließlich nach dem Aussterben der nicht flugfähigen Saurier bei einigen Vogelgruppen entwickelt haben. [Lesenswert: Überraschender Zusammenhang zwischen Flugfähigkeit und Eiform bei Vögeln]

„Nachdem die Vorstellung aufgekommen war, dass sich farbige Eier erst bei Vögeln entwickelt hatten und ein Merkmal moderner Vögel sind, hat niemand mehr darüber nachgedacht oder zu fragen gewagt, ob Dinosauriereier farbig waren“, sagt Wiemann.

Nun drängt eine Studie von Wiemann und ihren Kollegen in Deutschland und Kalifornien den Ursprung der farbigen Eier bis in die späte Kreidezeit zurück.

Wie sie in der Fachzeitschrift „PeerJ“ berichten, legte eine Oviraptor-Art namens Heyuannia huangi Eier mit einer blau-grünen Färbung. Heyuannia war eine gefiederte Art mit einem Papageienschnabel, die auf den Hinterbeinen lief und etwa anderthalb Meter lang war. Die Fossilien der Tiere finden sich hauptsächlich in den Fossilfundstätten im Osten Chinas.

Durch den Versteinerungsprozess sind viele Dinosauriereier mittlerweile braun oder schwarz, aber die Eier von Heyuannia haben einen ungewöhnlichen blauen Teint. Aus diesem Grund fragten sich die Wissenschaftler, ob an den Eiern noch Spuren ihrer ursprünglichen Farbe zu finden seien.

Mit Hilfe von chemischen Analysen konnten sie Spuren von zwei Pigmenten entdecken, die man gemeinhin in modernen Vogeleiern findet: Biliverdin und Protoporphyrin. Vor Millionen von Jahren hatten die Eier wahrscheinlich eine grünlichere Färbung, sagt Wiemann. Vermutlich sahen sie den Eiern der am Boden brütenden Emus und Kasuare der heutigen Zeit ähnlich, die in der umliegenden Vegetation gut getarnt sind.

„Ursprünglich wurde mir beigebracht, dass all diese seltsamen Farben wie blau-grüne Schattierungen, die Fossilien aufweisen können, durch mineralische Ausfällung entstanden sein können“, sagt Wiemann.

„Wir haben viele Eierschalen getestet, und eines Tages hatten wir ein positives Ergebnis für diese Oviraptoreneier. Das war eine riesige Überraschung. Ich konnte es gar nicht glauben.“

BELIEBT

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    Chemische Analysen der versteinerten Eier förderten Spuren der Pigmente Biliverdin und Protoporphyrin zutage, die man normalerweise in modernen Vogeleiern findet.
    Foto von Tzu-Ruei Yang, The Paleowonders Museum of Fossils and Minerals, Taiwan

    MOLEKULARE REVOLUTION

    Die Entdeckung verdeutliche, wie sehr sich unsere Ansichten zur Konservierung von Dinosauriern verändert hätten und wie viel mehr wir über das ursprüngliche Tier noch lernen könnten, sagt David Varricchio. Der Experte für Dinosaurierreproduktion von der Montana State Universität war an der Studie nicht beteiligt.

    Die Entdeckung der Pigmentspuren „dient als Beispiel für das wachsende Feld und das Potenzial der molekularen Paläontologie“, so Varricchio. „Mit den neuen Maschinen und neuen Techniken ist es sehr spannend, was man in Fossilien potenziell entdecken könnte.“ [Lesenswert: Beeindruckendes Dinosaurierfossil gehört einer neuen Art]

    Einige Paläontologen behaupten, dass Theropoden – zu denen auch die Vorfahren der heutigen Vögel zählen – offene Nester mit teilweise freiliegenden Gelegen hatten, sagt Varricchio. Die neue Entdeckung unterstützt diese Vorstellung, da auch heutzutage pigmentierte Eier nur bei jenen Arten vorkommen, deren Eier freiliegen.

    Aber farbige Eier sind nur ein Beispiel in einer Reihe von Merkmalen, die man vorher einzig Vögeln zugeschrieben hatte – darunter auch Federn und Gabelbeine –, die sie aber tatsächlich von Dinosauriern geerbt haben, sagt Mark Norrell. Der Paläontologe arbeitet am American Museum of Natura History in New York City.

    „Dinosaurier haben farbige Eierschalen entwickelt, bevor sich die Vögel entwickelt haben – und Vögel haben farbige Eierschalen, weil sie bei ihren Vorfahren auftraten, den flugunfähigen Dinosauriern“, sagt er. [Lesenswert: Riesiges Ei enthält einen Babydrachen]

    Wiemann sucht nun nach weiteren Beispielen für farbige Eier und beginnt bei fleischfressenden Arten, die eng mit Vögeln verwandt sind, welche offene Nester hatten. Außerdem will sie herausfinden, ob es Dinosaurier gab, die Eier mit Sprenkeln oder Streifen gelegt haben.

    „Viele Bodenbrüter haben gemusterte Eier, die voller Sprenkel sind“, sagt Norrell. „Es wäre wirklich klasse, wenn wir zeigen könnten, dass einige dieser Dinosauriereier ebenfalls getarnt waren.“

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