Feuerkugel über Deutschland
Als Vorbote des Höhepunkts der Leoniden erstrahlte am gestrigen Nachthimmel ein ganz besonderes Phänomen.
Sternenbeobachter machen sich wieder einmal bereit für das Brüllen des himmlischen Löwen, denn Ende der Woche erreichen die Leoniden ihren diesjährigen Höhepunkt.
In der Nacht vom 17. zum 18. November werden ideale Sichtbedingungen herrschen, da der Mond in seiner Neumondphase ist und man daher auch schwächere Meteore entdecken kann. Bei einem klaren, dunklen Sternenhimmel fern der Stadtlichter kann man mit zehn bis 25 Meteore pro Stunde rechnen, wenn die Leoniden ihren Höhepunkt erreichen.
Einen kleinen Vorgeschmack auf das Spektakel gab es in Süddeutschland schon am Dienstagabend zu sehen, als ein sehr heller Lichtschweif über den Himmel zog. Zahlreiche Menschen in Bayern, Baden-Württemberg, dem Saarland und Südhessen beobachteten das Phänomen gegen 17:50 am Abendhimmel. Die International Meteor Organization hat mittlerweile an die 1.500 Berichte über die Sichtung des Meteors gesammelt, der über Frankfurt hinwegzog und bis nach München sichtbar war.
Die Feuerkugel (oder der Bolide), wie solche sehr hellen Meteore auch genannt werden, entstammt Astronomen zufolge einem Feld aus Kometentrümmern im All. Die Freiwillige Feuerwehr Höchen hat das Ereignis festgehalten:
Wie auch alle anderen jährlichen Meteorschauer ereignen sich die Leoniden, wenn die Erde ein Trümmerfeld aus Bruchstücken eines Kometen passiert, der um die Sonne kreist. Im Fall der Leoniden handelt es sich dabei um den Kometen Temple-Tuttle. Dieser eisige Besucher aus den äußeren Bereichen des Sonnensystems wurde 1865 entdeckt und zuletzt im Jahr 1998 von Beobachtern auf der Erde gesehen.
Wenn ein Komet nahe genug an die Sonne herankommt, hinterlässt er durch das schmelzende Eis Gesteinspartikel. Viele davon sind kaum größer als ein Sandkorn, aber auf der Umlaufbahn des Kometen sammeln sie sich zu Klumpen an. Die Erde passiert diesen Strom aus Kometenrückständen jedes Jahr ungefähr zur gleichen Zeit, wodurch einige der Kometenteile in unserer Atmosphäre verglühen und zu leuchtenden Meteoriten werden.
Die Leoniden gelten als recht temperamentvoll und sorgen gelegentlich für ein besonders spektakuläres Feuerwerk. Ungefähr alle 33 Jahre wird aus dem Meteorschauer ein regelrechter Sturm. Dann können durchaus ein paar Hundert Sternschnuppen pro Stunde gezählt werden. (Lesenswert: Sturm aus mysteriösen Radioblitzen aus den Tiefen des Weltalls)
Die Vorhersagen zur Intensität von Meteorschauern stecken noch in den Kinderschuhen, aber die vergangenen Höhepunkte scheinen grob mit den Zeitpunkten übereinzustimmen, an denen die Erde besonders dichte Trümmerwolken passiert hat. Diese entstehen, wenn Temple-Tuttle besonders dicht an der Sonne vorbeizieht.
Aktuellen Berechnungen zufolge wird der Komet 2031 und 2064 wieder in unserer Nachbarschaft auftauchen. Die nächste besonders dichte Trümmerwolke werden wir wohl erst wieder 2099 passieren, aber Astronomen glauben, dass wir gelegentlich mit kleineren Höhepunkten rechnen können, wenn unser Planet durch bisher nicht verzeichnete Trümmerströme zieht.
Auch wenn der himmlische Löwe den Vorhersagen zufolge in diesem Jahr also nicht so laut brüllen wird, lohnt es sich dennoch, den kühlen Novembernächten zu trotzen. Die Leoniden sind bekannt dafür, von Zeit zu Zeit auch helle Feuerbälle wie den gestrigen über den Himmel zu schicken, wenn wir im Trümmerfeld auf größere Objekte treffen.
WO KANN MAN DIE LEONIDEN SEHEN?
Die Leoniden erhielten ihren Namen, weil sie aus dem Radianten den Sternbilds Löwe zu entspringen scheinen. Die Sternschnuppen, die über den Nachthimmel rasen, lassen sich zu dieser Konstellation zurückverfolgen.
Auf der nördlichen Hemisphäre hat man kurz vor dem Morgengrauen den besten Blick auf das Ereignis. (Lesenswert: Der imposante Weg der Milchstraße am australischen Nachthimmel)