Elon Musks Weltraum-Tesla könnte auf die Erde stürzen
Mit jedem Umlauf um die Sonne steigt die Wahrscheinlichkeit dafür, dass der Sportwagen mit der Erde zusammenstößt. Bis es so weit ist, haben wir allerdings noch eine Menge Zeit.
Am 6. Februar schoss Elon Musks Falcon Heavy einen roten Tesla Roadster ins All, der sich nun auf einer gemütlichen Umlaufbahn um die Sonne befindet. Die Weltraumreise des Autos könnte in der fernen Zukunft aber wieder genau dort enden, wo sie begann: auf der Erde.
„Der Tesla wird wahrscheinlich in ein paar Millionen Jahren mit der Erde kollidieren“, sagt Hanno Rein von der Universität von Toronto.
So zumindest lautet Reins Schätzung, die auf Simulationen der künftigen Route des 2008er Tesla Roadsters basiert. Das Auto mit seinem Insassen, dem Dummy Starman, ist in einem Katalog des Jet Propulsion Laboratory der NASA bereits als Sonnensystemkörper aufgelistet.
Rein und seine Kollegen beschlossen vor Kurzem, den Orbit des Autos um ein paar Millionen Jahre vorzuspulen und zu sehen, welchen Weg das Gefährt beim längsten Roadtrip des Sonnensystems wohl nehmen würde. Da der Tesla sich derzeit auf einer Umlaufbahn befindet, die den Orbit der Erde und des Mars kreuzt, wird er schon früh auf seiner Reise durch relativ nahe Vorbeiflüge an den zwei Objekten durchgerüttelt.
Das erschwert eine Vorhersage über den zukünftigen Weg des Autos ein wenig. Wenn die Wissenschaftler aber genügend Simulationen durchlaufen lassen, können sie herausfinden, welche Ergebnisse am wahrscheinlichsten sind. Unabhängig davon, wo genau der Roadster sein Ende finden wird – dem Team zufolge hat er nur noch ein paar Millionen Jahre vor sich.
NAH, NÄHER, ZU NAH
Die unmittelbare Zukunft des Autos ist jedoch gewiss. Der nächste Beinahezusammenstoß mit der Erde wird sich 2091 ereignen, wenn er im Abstand unseres Mondes an der Erde vorbeifliegt. Mit dem richtigen Teleskop kann man diesen Kurzbesuch sogar mitverfolgen. Obwohl der Roadster nicht groß genug ist, um ihn einfach von den zahllosen kleinen Objekten zu unterscheiden, die regelmäßig an uns vorbeirauschen, könnte man ihn anhand seines Spektrums identifizieren.
„Anfangs wird er eine Menge naher Vorbeiflüge an der Erde haben“, sagt Rein. „Ein bisschen später wird er dann auch nahe an der Venus und am Mars vorbeifliegen. Bei jeder Nahbegegnung wird sich seine Umlaufbahn ein wenig verändern.“
Rein und seine Kollegen berechneten, dass praktisch keine Chance für einen versehentlichen Absturz des Roadsters auf dem Mars besteht. Allerdings gibt es eine sechsprozentige Chance, dass der Tesla in den nächsten paar Millionen Jahren mit der Erde zusammenstoßen wird – und eine 2,5-prozentige Chance für eine Kollision mit der Venus. Beide Zahlen stimmen grob mit den Wahrscheinlichkeiten für die sogenannten erdnahen Objekte oder NEOS (eng. near-Earth objects) überein.
Nach der ersten Jahrmillion erhöht sich die Wahrscheinlichkeit für eine Kollision mit einem der Planeten, sagt Rein. Nach drei Millionen Jahren beträgt die Wahrscheinlichkeit für einen Zusammenstoß mit der Erde demnach schon elf Prozent.
„Die Wahrscheinlichkeit einer Kollision nimmt mit der Zeit zu, da die Kollisionsrate relativ konstant ist“, erklärt er.
FEURIGER ABSCHIED
Renu Malhotra, eine Expertin für Planetendynamik an der Universität von Arizona, hält die Berechnungen von Rein und seinen Kollegen für zuverlässig. Obwohl ein Tesla Roadster ein eher ungewöhnliches Objekt im Weltall ist, verhält es sich ungefähr genauso wie ein natürliches Objekt mit derselben Masse und Größe.
„Meiner groben Berechnung nach kollidiert die Erde jedes Jahr mit diversen NEOs von der Größe des Roadsters, und diese Zusammenstöße sind für gewöhnlich eher unscheinbar“, sagt sie.
Aber Malhotra vermutet, dass der Roadster wahrscheinlich mit dem Stern im Zentrum unseres Sonnensystems zusammenstoßen wird.
„Ich denke, dass das wahrscheinlichste Ende eine Kollision mit der Sonne ist“, sagt sie. „Das zweitwahrscheinlichste Resultat ist ein Zusammenstoß mit der Erde, wie bei erdnahen Objekten.
Aber keine Sorge. Selbst wenn der Roadster schließlich wieder zu seinem Heimatplaneten zurückkehren wird, wird keiner von uns das mehr miterleben und der Zusammenstoß wird auch keine Gefahr darstellen. Das Auto ist so klein, dass es beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre vermutlich verglühen wird.
„Es ist möglich, dass ein paar Trümmer den Wiedereintritt überstehen. Es würde sehr heiß werden, aber [das Auto] würde auch so schnell sein, dass vielleicht nicht genügend Zeit bleibt, damit alles schmilzt“, sagt John McDowell vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics.
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