In-vitro-Embryos sollen Nashornart vor dem Aussterben retten

Erstmals konnten lebensfähige Embryos der Unterart geschaffen werden. Manche Experten zweifeln am Sinn des Unterfangens.

Von Annie Roth
Veröffentlicht am 9. Juli 2018, 16:42 MESZ
Baby Rhino
Foto von National Geographic

Wissenschaftler haben auf dem Weg zur Rettung des Nördlichen Breitmaulnashorns einen bedeutenden Fortschritt erzielt: Erstmals gelang es ihnen, im Labor Hybridembryos zu erschaffen.

Per In-vitro-Fertilisation (IVF) befruchteten sie Eizellen der verwandten Unterart des Südlichen Breitmaulnashorns mit eingefrorenem Sperma Nördlicher Breitmaulnashörner. Der Erfolg, der in „Nature Communications“ dokumentiert wurde, ist Experten zufolge ein Hoffnungsschimmer für das gefährdetste Säugetier der Welt.

Aufgrund der ungezügelten Wilderei und des Verlusts von Lebensraum ist das Nördliche Breitmaulnashorn praktisch verschwunden. Artenschützer hatten mehrere Versuche gestartet, die Tiere in Gefangenschaft zu züchten, was größtenteils jedoch nicht gelang.

Die Unterart wurde im März 2018 für funktional ausgestorben erklärt, nachdem das letzte Männchen Sudan verstorben war. Weltweit gibt es aktuell nur noch zwei weibliche Nördliche Breitmaulnashörner, die beide in Gefangenschaft leben und unfruchtbar sind. Mit dem Tod Sudans hängt das Überleben der Art nun folglich von den menschlichen Möglichkeiten ab, Nashörner mit künstlichen Mitteln zu züchten.

Im Verlauf der letzten dreißig Jahre haben Wissenschaftler Sperma und Eizellen von einer Handvoll Nördlicher Breitmaulnashörner gesammelt, darunter auch von Sudan. Anfang 2018 wurde Sudans Sperma schließlich von AVANTEA benutzt, um Eizellen eines Südlichen Breitmaulnashorns zu befruchten. Das italienische Biotechnologie-Unternehmen ist auf die Befruchtung von Nutztieren spezialisiert.

„Unsere Ergebnisse sind zuverlässig, reproduzierbar und sehr vielversprechend“, äußerte sich der Studienleiter Thomas Hildebrandt in einer Mitteilung. Der Wissenschaftler ist der Abteilungsleiter für Reproduktionsmanagement am Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin.

Hildebrandt zufolge haben die Embryos „eine sehr große Chance, nach der Implantierung in eine Leihmutter eine Trächtigkeit auszulösen“. Bei der entsprechenden Leihmutter würde es sich dann um ein Südliches Breitmaulnashorn handeln. Die Unterart gilt laut der Weltnaturschutzunion aktuell als potenziell gefährdet.

Die Embryos bleiben eingefroren, bis Hildebrandt und seine Kollegen herausfinden, wie sie die kostbare Fracht erfolgreich implantieren können.

Besteht die Chance auf reinrassige Embroys?

Hildebrandt glaubt, dass die Technik auch eingesetzt werden könnte, um genetisch reinrassige Nördliche Breitmaulnashörner zu erschaffen.

„Wir sind ausreichend vorbereitet, um nach Kenia zu fliegen und den letzten zwei Nördlichen Breitmaulnashornweibchen Eizellen zu entnehmen, um reinrassige Nördliche Breitmaulnashörner zu züchten“, sagte er.

Mit Hilfe dieser Methode lassen sich zwar ein paar reinrassige Exemplare erschaffen, allerdings warnen Experten, dass es schwierig werden dürfte, damit eine Population zu züchten, die sich selbst erhalten kann.

Die Zahl der noch lebenden Nördlichen Breitmaulnashörner und das begrenzte genetische Material, das den Forschern zur Verfügung steht, „reichen vermutlich nicht, um eine genetische Vielfalt zu erhalten“, sagt Nucharin Songsasen. Die Biologin arbeitet am at Center for Species Survival am Smithsonian Conservation Biology Institute.

Songsasen, die an der Studie nicht beteiligt war, sagt aber, sie freue sich darüber, dass den Biologen nun “ein neues Werkzeug für die Rettung bedrohter Arten” zur Verfügung steht.

Das bedeutet aber nicht, dass diese Technologie auch Arten zurückbringen kann, die der Ausrottung so nahe sind, sagt sie. Wenn Populationen erst einmal so klein sind, ist Inzucht praktisch unvermeidbar, was im Laufe der Zeit dazu führen würde, dass die Unterart ausstirbt.

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