Medikamente – auf die richtige Einnahme kommt es an

Bis zu 50 Prozent aller Patienten nehmen ihre Medikamente nicht wie verordnet ein.

Von National Geographic
Veröffentlicht am 15. Nov. 2018, 16:16 MEZ
So entsteht ein Medikament

Fast die Hälfte aller Amerikaner hat in den letzten 30 Tagen ein verschreibungspflichtiges Medikament eingenommen, Mehr als 20 Prozent nutzten drei oder mehr Präparate. Arzneimittel finden üblicherweise bei medizinischen Eingriffen Anwendung, aber auch zur Vorsorge und der Behandlung oder Eindämmung einer stetig wachsenden Zahl an Krankheiten und anderen Leiden. Mit der steigenden Lebenserwartung altert die Weltbevölkerung zusehends, was zusammen mit einer besseren Gesundheitsversorgung dazu führt, dass immer mehr Menschen Medikamente benötigen. Umso wichtiger ist es da, dass die Arzneimittel auch korrekt angewendet werden.

Erfahrungsberichten zufolge nehmen bis zu 50 Prozent aller Patienten ihre Medikamente nicht wie verordnet ein. Schon während der ersten zehn Tage einer medikamentösen Behandlung verwendet fast ein Drittel der Patienten die Präparate nicht korrekt – und 45 Prozent von ihnen ist das auch bewusst. Im Rahmen einer britischen Studie wurde ein Patient gefragt, warum er seine Arzneimittel nicht einnahm. Der Patient verwies auf die Aufschrift „Nehmen Sie eine Tablette morgens ein“ und erklärte, dass er selten vor dem Mittag aufstehen würde.

Das klingt wie ein Einzelfall, aber Millionen Menschen verändern Dosierung, Zeiten und Häufigkeit der Einnahme ihrer Arzneimittel eigenmächtig – oder setzen sie gleich ganz ab. Was auf den ersten Blick wie eine geringfügige Umstellung aussieht, kann die Wirkung des Medikaments signifikant verändern. In manchen Fällen wird es schlicht unbrauchbar, im schlimmsten Fall jedoch kann es sich schädlich auf den Organismus auswirken.

Viele Praktizierende im Gesundheitswesen folgen der ungeschriebenen Richtlinie der fünf „R“s: der richtige Patient, das richtige Medikament, die richtige Dosierung, die richtige Zeit und die richtige Behandlung. Die wissenschaftliche Erklärung hinter dieser Regel ist ebenso einfach wie logisch: Jedes Medikament wird sorgfältig zur spezifischen Behandlung eines ganz bestimmten Leidens entwickelt. Normalerweise wird es einer bestimmten Person von einem qualifizierten Arzt verschrieben. Auf diese Weise erreicht das richtige Präparat die richtige Person. Zwei Menschen könnten an der gleichen Krankheit leiden, doch was für den einen richtig ist, muss es nicht automatisch auch für den anderen sein.

Deswegen führen Ärzte Gespräche mit ihren Patienten. Bevor sie ein Medikament verschreiben, stellen sie Fragen zur Gesundheit, dem Lebensstil, Allergien und der Einnahme anderer Arzneimittel. Auch Freizeitdrogen, Kräuter, Nahrungsergänzungsmittel und Vitamine werden miteinbezogen.

Zunächst helfen diese wichtigen Informationen bei der Vermeidung allergischer Reaktionen. Zehn Prozent der Weltbevölkerung gibt an, allergisch auf Penizillin zu reagieren, was eines der am häufigsten verschriebenen Antibiotika ist. Außerdem kommt es so seltener zu Wechselwirkungen zwischen Medikamenten, bei denen andere Substanzen die Wirkung des Arzneimittels auf den Körper verändern können. So kann Alkohol beispielsweise Benommenheit steigern und die Reaktionsfähigkeit verzögern, was den Patienten einer größeren Unfallgefahr aussetzt. Manche Dekongestiva (enthalten z. B. in Nasensprays) können den Blutdruck erhöhen, was sie für Menschen mit chronischem Bluthochdruck gefährlich macht. Sogar etwas scheinbar Harmloses wie Grapefruitsaft kann Leberschäden oder Nierenversagen verursachen, da es den Körper dazu bringt, Statine einzulagern, die in Cholesterinsenkern enthalten sind.

Die richtige Dosierung eines Arzneimittels kann von Mensch zu Mensch variieren. Bei zu niedriger Gabe wirkt das Medikament unter Umständen nicht, bei zu hoher Dosierung könnte es gefährlich werden. Ein wesentlicher Faktor bei der Bestimmung ist das Alter des Patienten. Die Alterung verlangsamt den Stoffwechsel und senkt die Leistungsfähigkeit von Leber und Nieren, den Wirkstoff zu verarbeiten. Das bedeutet, dass er möglicherweise länger im Körper verbleibt als bei einem jüngeren Menschen.

Bei Antibiotika ist es wichtig, jede einzelne Dosis zur vorgeschriebenen Zeit und bis zum Ende der Behandlungsdauer einzunehmen. Eine zu niedrige Dosierung kann die Infektion verschlimmern, wieder aufflammen oder sogar eine Resistenz gegen den Wirkstoff entstehen lassen – und das wäre für alle Beteiligten denkbar schlecht.

Bei vielen Arzneimitteln hat die Einnahme von mehr als der verordneten Menge gefährliche, manchmal sogar tödliche Konsequenzen. In Großbritannien kam es bei dem frei verkäuflichen Schmerzmittel Paracetamol zu mehr Überdosierungen als bei jedem anderen Medikament. Opiate wie z. B. Codein machen schnell abhängig und können bei zu hoher Dosierung zu Atemstillstand führen.

Die richtige Dosierung ist jedoch auch eng mit der richtigen Einnahmezeit verknüpft. Um effektiv ihren Dienst tun zu können, müssen Wirkstoffe innerhalb des Blutkreislaufs auf einem konstanten Level gehalten werden. Lässt man eine Gabe aus oder verzögert sie auch nur um ein paar Stunden, kann das Level unter die Grenze der Wirksamkeit fallen und die Behandlung so torpediert werden.

Auch die Tageszeit kann eine Rolle spielen: Heuschnupfen ist normalerweise am Morgen am schlimmsten, weswegen es am besten ist, Antihistaminika vor dem Schlafengehen zu nehmen. Die in ihnen enthaltenen Arzneistoffe entfalten ihre volle Wirkung nach zwölf Stunden. Selbst die Reihenfolge, in der verschiedene Medikamente eingenommen werden, ist von Bedeutung. Es kann essenziell wichtig sein, dass einige Arzneimittel den Stoffwechsel bereits durchlaufen haben, bevor andere hinzukommen. Magensäuremittel können zum Beispiel die Aufnahmefähigkeit des Körpers für Antipilzmittel beeinträchtigen.

Und schließlich gibt es noch fünf verschiedene Wege, wie Medikamente in den Blutkreislauf eingebracht werden können. Sie werden von der betroffenen Körperregion, der Wirkungsweise der Präparate sowie ihren Inhaltsstoffen bestimmt. Am häufigsten ist eine Behandlung durch die orale Einnahme, doch einige aktive Inhaltsstoffe von Medikamenten werden durch die Magensäure zerstört, was diesen Weg der Verabreichung ausschließt. Dann werden andere Behandlungsmöglichkeiten genutzt, durch Inhalation, Injektion oder Auftragen auf die Haut.

Es gilt darüber hinaus zu beachten, dass die Aufnahme einiger Medikamente durch Nahrung im Verdauungstrakt gehemmt wird. Andere Arzneimittel, wie z. B. Aspirin dagegen können die Magenschleimhaut schädigen, wenn sie nicht zum Essen eingenommen werden.

Medikamente können wirklich kompliziert und nicht immer praktisch sein. Werden sie jedoch korrekt eingenommen, können sie sehr effektiv wirken. Permanent sind Wissenschaftler damit beschäftigt, die Verabreichung von Arzneimitteln zu vereinfachen, denn dies ist ein wesentlicher Punkt für ihre Wirksamkeit. Doch auch auf lange Sicht wird das Patienten nicht aus der Verantwortung entlassen, den Überblick über ihre Medikamente zu behalten und sie wie verordnet anzuwenden. Auch in Zukunft werden immer mehr komplexe und individualisierte Präparate entwickelt und verschrieben werden. Umso wichtiger ist es, dass sie korrekt eingenommen werden.

 

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Dieser Inhalt wurde von unserem Partner bereitgestellt. Er spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung von National Geographic oder seinen Redaktionsmitarbeitern wider.

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