Warum gute Gesundheit mehr bedeutet als nur ein langes Leben

Von all den Dingen, die du im Alter erwartet hättest, stand ein striktes Fitnessprogramm wohl nicht besonders weit oben auf der Liste. Aber du weißt, dass es dir nicht nur dabei hilft, länger zu leben, sondern auch gesünder.

Von Jon Heggie
Veröffentlicht am 3. Mai 2019, 12:53 MESZ
Warum gute Gesundheit mehr bedeutet als nur ein langes Leben

Dein potenzielles zukünftiges Ich genehmigt sich nach der täglichen Joggingrunde durstig einen Schluck Wasser . Ein Blick auf deine Fitness-Uhr offenbart eine angemessen erhöhte Herzfrequenz, und als du mit deinen abschließenden Dehnungsübungen beginnst, fühlst du dich erschöpft, aber belebt. Von all den Dingen, die du im Alter erwartet hättest, stand ein striktes Fitnessprogramm wohl nicht besonders weit oben auf der Liste. Aber du weißt, dass es dir nicht nur dabei hilft, länger zu leben, sondern auch gesünder. 

Die Welt altert. Bis 2050 werden mehr als zwei Milliarden Menschen älter als 60 Jahre sein und mehr als 430 Millionen älter als 80 – doppelt so viele wie heutzutage. Zum ersten Mal in der Geschichte können die meisten von uns damit rechnen, 60 Jahre oder noch älter zu werden. Die Kinder, die heutzutage geboren werden, werden wahrscheinlich sogar mehr als 100 Geburtstage feiern. Das bietet ganz erstaunliche Möglichkeiten, aber es hat auch seinen Preis. Wenn wir altern, werden wir anfälliger für Krankheiten. Unsere gesundheitlichen Beschwerden werden zahlreicher, akuter und komplexer und gehen daher nicht selten mit steigenden Kosten und einer verringerten Lebensqualität einher. Viele chronische Krankheiten, die oft mit dem Alter zusammenhängen – darunter Arthrose und Demenz –, sind nicht nur kräftezehrend, sondern aktuell auch unheilbar und müssen daher langfristig behandelt werden. Während erfolgreiche Behandlungsmethoden für Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen das Leben verlängern, könnte dieser potenzielle Segen zum Fluch werden, wenn wir uns nicht gleichzeitig körperlich, geistig und finanziell auf ein längeres Leben vorbereiten.

Die durchschnittliche Lebenserwartung ist mittlerweile auf 72 Jahre gestiegen, aber es gibt kaum Belege dafür, dass die Menschen im Alter heute gesünder sind, als ihre Eltern es waren. Alterungsprozesse sind das Ergebnis der molekularen und zellulären Schäden, die sich im Laufe der Zeit anhäufen, die körperlichen und mentalen Kapazitäten Stück für Stück verringern und das Krankheitsrisiko erhöhen. Das biologische Alter ist jedoch nur grob mit dem tatsächlichen Alter einer Person, gemessen in Jahren, vergleichbar – keine zwei 70-Jährigen sind biologisch exakt gleich alt. Unsere Gene spielen für den Alterungsprozess des Körpers eine zentrale Rolle, aber das tun auch unsere körperlichen und sozialen Aktivitäten, unser Geschlecht, unsere Ethnie und unser sozioökonomischer Status. Diese Faktoren wirken sich auf die Ausbildung gesunder Verhaltensweisen aus, von sportlicher Betätigung über Ernährung und psychische Gesundheit bis zum Lebensstil. All das kann für den Erhalt der geistigen Funktionen von entscheidender Bedeutung sein, ebenso wie für den Erhalt der körperlichen Fitness und der Eigenständigkeit. Fakt ist, wir haben deutlich mehr Kontrolle über unsere künftige Gesundheit, als wir vielleicht denken. Je früher wir damit anfangen, uns um unsere Gesundheit zu kümmern, desto eher zahlt sich das im Alter in Form eines längeren Lebens aus. 

Der wichtigste Faktor für eine bessere Gesundheit im Alter ist dabei wohl die sportliche Betätigung. Wer körperlich aktiv bleibt, verringert das Risiko einer chronischen Krankheit wie Krebs oder auch Übergewicht. Zugleich werden die Symptome von Diabetes, Arthrose und Alzheimer gemildert. Um ein gesundes Gewicht zu halten, bietet sich leichtes Ausdauertraining in Form zügiger Spaziergänge an, die unsere Herzfrequenz auf 105 Schläge pro Minute erhöhen. Ab dann beginnt der Körper, zur Energiegewinnung Fett zu verbrennen. Einige Studien lassen vermuten, dass wir ab dem 50. Lebensjahr jedes Jahr etwa ein Prozent unserer Muskelmasse verlieren. Durch leichtes Training können wir unseren Körper stimulieren, um dem entgegenzuwirken. Mit der Zeit versteifen sich die Muskeln und verringern die Mobilität – ein Problem, dass durch häufiges und langes Sitzen, aber auch durch zu intensiven Sport verschärft werden kann. Wir können dem mit täglichen Workouts oder Yoga entgegenwirken. Bei letzterem werden durch die Dehnungsübungen nicht nur Muskeln, Knorpel, Sehen und die Wirbelsäule geschützt, sondern auch das Verletzungsrisiko verringert. Jedes bisschen Sport ist besser als gar keiner. Wenn wir altern, werden auch alltägliche Aktivitäten wie das Putzen oder Gartenarbeit dazu beitragen, dass wir länger gesund, mobil und eigenständig bleiben. 

Bekanntlich ist man das, was man isst, daher macht auch die richtige Ernährung einen Unterschied. Eine ausgewogene Ernährung mit Kohlehydraten, Fetten und Proteinen liefert Energie und Bausteine für einen gesunden Körper. Was genau der Speiseplan beinhalten sollte, darüber wird leidenschaftlich diskutiert. Als Faustregel kann man wohl sagen, dass eine Auswahl an frischen, bunten Nahrungsmitteln bei jeder Mahlzeit eine gute Mischung aus Vitaminen, Mineralien und Antioxidantien gewährleisten sollte. Auch unsere Getränke sind wichtig. Einige Studien deuten darauf hin, dass Kaffee das Demenzrisiko senken kann. Ebenso wie Alkohol sollte auch Kaffee in Maßen genossen werden. Aber eines, von dem wir kaum zu viel trinken können, ist normales Wasser. Bei fast jeder Krankheit ist das Trinken von viel Wasser hilfreich, da ein gut hydrierter Körper Giftstoffe ausspülen, Entzündungen bekämpfen, Gelenke „ölen“ und den Stoffwechsel unterstützen kann. Außerdem wirkt es sich positiv auf die Verdauung, die geistige Schärfe und die generelle Energie aus.

Zunehmend wird auch die geistige Gesundheit als ebenso wichtiger Faktor betrachtet wie die körperliche. Durch Stress altern Zellen bekanntermaßen schneller, das Immunsystem wird angreifbarer und chronischer Stress kann sogar zu Herzproblemen, Diabetes, Übergewicht, Krebs, Asthma, Depressionen und Alzheimer führen. Zu lernen, wie man mit Stress umgeht, ob durch Meditation oder einfach mehr Gelassenheit, kann demnach einen großen Unterschied machen. Ebenso wichtig sind regelmäßige soziale Interaktionen mit der Familie, Freunden und Gemeinschaften, das Hinarbeiten auf Ziele, aber auch neue Erfahrungen. All diese Faktoren können den geistigen Verfall aufhalten. Demenz gilt als tickende Zeitbombe für das Gesundheitswesen. Man rechnet damit, dass die Prävalenz dieser Erkrankung bis 2030 dramatisch ansteigen und weltweit 82 Millionen Menschen betreffen wird. Der Pflegeaufwand für Demenzpatienten ist enorm hoch: Wenn Demenzpflege ein Land wäre, wäre es auf Platz 18 der größten Wirtschaftssysteme der Welt. 

Das Altern der Bevölkerung wird eine der größten gesellschaftlichen Wandlungen des Jahrhunderts sein. Wir müssen uns darauf vorbereiten, weitaus länger zu leben, als wir es erwarten. Das bedeutet auch, mehr Verantwortung für unsere künftige Gesundheit zu übernehmen und jene Faktoren zu kontrollieren, die wir kontrollieren können. Niemand denkt gern darüber nach, dass er älter wird. Vielleicht sollten wir deshalb darüber nachdenken, wie wir länger jung bleiben. Wie der ehemalige US-Präsident Theodore Roosevelt einmal sagte, als die durchschnittliche Lebenserwartung in den USA bei unter 50 Jahren lag: „Das Alter ist wie alles andere. Wenn man damit Erfolg haben will, muss man anfangen, wenn man noch jung ist.“

Was macht unser Leben besser? Auf www.nationalgeographic.de/fragen-fuer-ein-besseres-leben könnt ihr entdecken, wie wir die größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts meistern können.

Dieser Inhalt wurde von unserem Partner bereitgestellt. Er spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung von National Geographic oder seinen Redaktionsmitarbeitern wider.

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