Jeff Goldblum erklärt die Welt

Mit einer unstillbaren Neugier, einer Faszination für die Welt und seiner ureigenen Exzentrik entdeckt Jeff Goldblum in seiner neuen Serie Altbekanntes aus neuen Perspektiven.

Von National Geographic
Veröffentlicht am 31. März 2020, 13:22 MESZ
Jeff Goldblum vor einem Wohnmobil
„Wir wollten bekannte Themen behandeln, in denen wir aber vielleicht etwas Unerwartetes entdecken können.“ Jeff Goldblum und ein Wohnmobil – eines der zwölf Themen, mit denen er sich in seiner neuen Dokuserie von National Geographic befasst.
Foto von NATIONAL GEOGRAPHIC / DISNEY+

Jeff Goldblum ist ein Sinnbild der Neugier: mit großen Augen, einem begeisterten Gesichtsausdruck und einer erwartungsvollen Haltung scheint er die Welt um sich herum stets mit einer gewissen Faszination zu betrachten. Diese Qualitäten spiegelten sich auch in den eigenwilligen Charakteren wieder, die er in bekannten Filmen verkörpert hat – allen voran der Chaostheoretiker Dr. Ian Malcom in „Jurassic Park“, der Computertechniker David Levinson in „Independence Day“ und das glücklose Teleportationsgenie Seth Brundle in „Die Fliege“. All diese Filme befassen sich mit großen Themen, von außerirdischen Invasionen über die ökologisch fragwürdige Rückkehr der Dinosaurier bis zu riskanten wissenschaftlichen Experimenten. Viel Futter für den wachen und interessierten Geist also.

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We are all Explorers! Unsere Welt zu erkunden und zu schützen, ist unsere Mission. Seit 1888 fördert die National Geographic Society deshalb engagierte Forscher und Entdecker. Gemeinsam finden wir Wege in eine nachhaltige Zukunft, um das zu bewahren, was wir lieben. Lernt hier einige unserer National Geographic Explorer kennen.

Und interessiert ist Jeff Goldblum auf jeden Fall. Unablässig erzählt er von Büchern, die er gerade liest, Konzepten, mit denen er sich beschäftigt, sonderbaren Dingen, die er gelernt hat, oder stellt Fragen – all das mit seiner charakteristischen Überschwänglichkeit und einem unbestreitbaren Hauch von Exzentrik. 2017 verteilte er in Sydney aus einem Imbisswagen mit der Aufschrift „Chef Goldblum“ kostenlose Würstchen „zu Forschungszwecken“ (noch immer weiß niemand, was dabei herauskam). Am Filmset von „Die Fliege“ hielt er sich angeblich eine Fliege als Haustier, um ihre Bewegungen studieren zu können. Noch immer spielt er in Los Angeles wöchentliche Piano-Gigs mit seiner Jazzband The Mildred Snitzer Orchestra. Sein Gesicht prangt auf zahllosen Memes. Und als der 25. Jahrestag der Kino-Premiere von „Jurassic Park“ gekommen war, verkörperte eine große Statue in der Nähe der Tower Bridge in London nicht etwa einen T. rex oder Velociraptor – sondern einen siebeneinhalb Meter langen Jeff Goldblum, der sich mit offenem Shirt gelassen auf einem Ellbogen abstützte.

BELIEBT

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    “Es war schon immer so, dass die Menschheit nur erfolgreich war, weil wir gemeinsam in Gruppen kooperiert haben – und damit auch neugierig aufeinander waren.”

    von Jeff Goldblum

    Für einen Mann, der sich anscheinend für alles auf der Welt interessieren kann, hat er nun vielleicht das perfekte Ventil gefunden. Der Schauspieler und Musiker aus Pennsylvania – der mittlerweile 67 Jahre, aber laut eigener Aussage „in vielerlei Hinsicht immer noch vier“ Jahre alt ist – lebt seine exzentrische Neugier in einer neuen Show auf Disney+ aus. Anstatt sich großen und nervenaufreibenden Themen zu widmen, erkundet er darin ein buntgemischtes Sammelsurium aus eher alltäglichen Dingen. Politik, Krankheiten und Verbrechen sucht man vergebens. Stattdessen geht es um Bikes, Pools und Tattoos. Das ist „The World According to Jeff Goldblum“.

    Die Themen in „The World According to Jeff Goldblum“ sind ein buntes Potpourri aus alltäglichen Dingen. Eine Episode dreht sich um Fahrräder.
    Foto von NATIONAL GEOGRAPHIC / DISNEY+

    Ihre Themen – Jeans, Gaming, Eiscreme, Barbecue und so vieles mehr – sind sehr verschieden, aber trotzdem etwas, das wir alle kennen. Wie kam diese Auswahl zustande?

    Sie sind grundverschieden, bunt gemischt, eine Melange, ein Potpourri, ein Allerlei mit vielen Überraschungen. Vor Kurzem habe ich drei Folgen der National Geographic-Serie „Explorer“ moderiert und hab’s geliebt. So entstand dann diese neue Serie. Wir wollten bekannte Themen behandeln, in denen wir aber vielleicht etwas Unerwartetes entdecken können: etwas Historisches, etwas Wissenschaftliches, etwas Menschliches, das zu unserer eigenen Geschichte gehört.

    Wir wollten aber auch, dass ich dabei meiner eigenen unterhaltsamen, persönlichen, jungianischen Odyssee der Selbsterkenntnis und des Geschichtenerzählens nachgehen kann. Wir hatten keine richtige Vorstellung davon, was das werden würde. Der Titel ergab sich dann mit der Zeit, als wir sahen, in welche Richtung die Serie ging.

    Woher kommt Ihre Neugier?

    Ich habe zwei Kinder und stecke in einem ewigen Kreislauf aus neugierigen Fragen. Meine Kinder sehen sich um und fragen „Was ist das? Warum ist das so?“. Vielleicht ist das ja vererbbar. Vielleicht muss unsere Art aber auch einfach neugierig sein, um eine Verbindung zur Welt zu haben. Als ich die Serie drehte, las ich Yuval Noah Hararis Bücher „Eine kurze Geschichte der Menschheit“, „Homo Deus“ und „21 Lektionen für das 21. Jahrhundert“.  Wie Harari schon sagte, können die großen Themen wie der Klimawandel, die atomare Aufrüstung und der technische Fortschritt nur mit globaler Zusammenarbeit gemeistert werden. Es war schon immer so, dass die Menschheit nur erfolgreich war, weil wir gemeinsam in Gruppen kooperiert haben – und damit auch neugierig aufeinander waren.

    Vor Kurzem habe ich bei der Serie „Finding Your Roots“ mitgemacht. Ich wusste vorher gar nichts über meine Familie – nur, dass meine Großväter aus Österreich bzw. Russland kamen. Letzterer hieß eigentlich Povartzik. Er hat sich in Goldblum umbenannt, als er nach Amerika kam. Ich würde also Jeff Povartzik heißen. Die Leute von der Serie haben dann herausgefunden, dass meine ganzen Vorfahren zu 100 Prozent aschkenasische Juden sind, die alle aus derselben Gegend kommen. Vielleicht hat diese Gruppe ja irgendwas Besonderes an sich …

    Jeff Goldlbum wirft einen Blick auf die Geschichte und Traditionen des Barbecues.
    Foto von NATIONAL GEOGRAPHIC / DISNEY+
    In der Folge über Swimmingpools ergründet Goldblum unsere Vorliebe für private Schwimmbecken.
    Foto von NATIONAL GEOGRAPHIC / DISNEY +
    In der Folge über Tattoos legt Jeff Goldblum auch mal selbst Hand an – und trifft einige Fans, die ein Tattoo von ihm haben.
    Foto von NATIONAL GEOGRAPHIC / DISNEY+

    Sie scheinen ein sehr optimistischer Mensch zu sein. Gibt es nichts, das Sie deprimiert?

    Oh, es gibt eine Menge Dinge, die mich stimulieren. Darüber kann ich dann aufgebracht, wütend oder traurig sein. Aber es gibt auch Dinge, die Optimismus rechtfertigen. Und am Ende sind wir alle nur für eine kurze Zeit hier. Das kann man als etwas Schlechtes betrachten, aber so ist es nun mal. Es hat aber auch etwas Romantisches. Etwas, das uns dazu bringen kann, dankbar zu sein und die kostbaren Momente zu schätzen, die wir erleben. So sehe ich das jedenfalls.

    Der Entdecker und Naturforscher Alexander von Humboldt, „Eine kurze Geschichte der Menschheit“ von Yuval Harari und Menschen, die mit Kopfhörern durch die Gegend laufen: Das sind nur drei der zahllosen Dinge, die Jeff Goldblum aktuell beschäftigen.
    Foto von Wikimédia, Alamy, Unsplash

    Glauben Sie, dass die Menschen weniger neugierig werden, weil Informationen heutzutage so leicht verfügbar sind?

    Finden Sie, dass das so ist? Echte Menschen aus Fleisch und Blut scheinen, egal in welchem Alter, wie hypnotisiert davon [er hält ein Smartphone hoch] zu sein. In L.A. laufen sie quer über die Straße mit Stöpseln im Ohr, damit sie nichts hören. Sie sind wie abgekoppelt. Aber wissen Sie, ich begegne vielen Technologien mit einer gewissen Begeisterung. Mir gefällt der Gedanke von Veränderung fast immer. Technologien können viele Informationen zugänglich machen und meistens zu unserem Wohl genutzt werden. Das ist aber eine größere Frage — meine Reise in der Serie ist hingegen eher eine persönliche Sache von Angesicht zu Angesicht, und das gefällt mir.

    Und ich habe viel dabei gelernt. Meine Begegnungen mit den Menschen haben mich oft demütig und beeindruckt zurückgelassen, manchmal auch ein wenig erschrocken, aber insgesamt waren sie doch eine Bereicherung. Und genau das mag ich – deshalb habe ich auch mit der Schauspielerei angefangen, quasi die „Technologie der Interaktion“.

    „Meinen Begegnungen mit den Menschen haben mich oft demütig und beeindruckt zurückgelassen, manchmal auch ein wenig erschrocken, aber insgesamt waren sie doch eine Bereicherung.“
    Foto von Simon Ingram, National Geographic

    Apropos Interaktion: Wenn Sie durch die Zeit reisen könnten, wen würden Sie dann gerne treffen?

    Ich habe gerade angefangen, „Alexander Humboldt und die Erfindung der Natur“ zu lesen. Es heißt, es wurden mehr Dinge nach ihm benannt als nach irgendwem sonst. Er hat klimatische Probleme, die unbeabsichtigten Konsequenzen der Zivilisation und die industrielle Revolution vorhergesagt. Ich wette, das wäre ein interessanter Gesprächspartner.

    So lässt sich im Grunde auch die Serie beschreiben: Das bin einfach ich, und ich tue nicht so, als wüsste ich mehr, als ich weiß. Aber ich bin interessiert, spreche mit interessanten Menschen, die eine überraschende Geschichte haben und habe mit ihnen einfach eine gute Zeit. Dabei lasse ich meiner Neugier und meinen Gedanken freien Lauf.

    „The World According to Jeff Goldblum“ ist auf Disney+ verfügbar.

     

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