In 42 Tagen um den Mond: Artemis 1 ist gestartet
Nach monatelangen Startschwierigkeiten nun Liftoff: Die erste Mondumrundung des Artemis-Programms der NASA hat begonnen. Eine Generalprobe der Superlative für die Mondlandung 2025.
Nach vielen Verzögerungen ist am 16. November 2022 die erste Mondmission des Artemis-Projekts der NASA gestartet. In 42 Tagen wird der Mond umrundet – mithilfe eines Raumschiffs und der größten Trägerrakete, die je gebaut wurde.
Nicht im August, nicht im September und auch nicht im Oktober. Der Start der Artemis-1-Mission der NASA verzögerte sich vielfach. Mal aufgrund eines Lecks an einem der Haupttriebwerke der Trägerrakete, mal aufgrund der Wetterlage. Die Mission schien bislang unter keinem guten Stern zu stehen.
Doch am Morgen des 16. November um 7:48 Uhr deutscher Zeit hieß es endlich „3 - 2 - 1 - liftoff!“ für das vielversprechende Artemisprogramm der NASA, das frühestens 2025 zum ersten Mal seit 1972 wieder Menschen auf den Mond bringen soll. Für das aufwendige Raumfahrtprojekt arbeitet die NASA mit vielen internationalen Organisationen wie der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) zusammen. Innerhalb von 42 Tagen soll das Orion-Raumschiff den Mond umrunden und wieder zur Erde zurückkehren. Menschen befinden sich erst einmal noch keine an Bord, dafür sind drei Dummies dabei – darunter auch die deutsche Messpuppe Helga vom Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR).
Artemis-Programm: Ambitionierte Ziele
Das Artemis-Programm soll die weitere Mond- und später auch die Marserkundung zum Ziel haben. Dafür sollen – nach erfolgreichen Testdurchläufen – jährlich Astronautinnen und Astronauten auf den Mond geschickt werden. Laut DLR soll zu diesem Zweck ein „dauerhaftes Basislager auf dem Mond errichtet werden“. Zusätzlich soll es eine Raumstation in der Mondumlaufbahn namens Lunar Orbital Platform-Gateway geben, die zeitweise von Astronautinnen und Astronauten bewohnt werden kann und von der aus Forschung betrieben sowie unter anderem die ersten Marsmissionen vorbereitet werden sollen.
Mit Artemis 1 startet die unbemannte Generalprobe für die Mondlandung. Nach einigen Jahren der Forschung, Konzeption und des Baus sowie mehreren verschobenen Starts, ging es nun mit mehreren Monaten Verzögerung los. Ausgestattet mit der eigens von der NASA für die Mondmissionen entwickelten Trägerrakete Space Launch System (SLS) – welche mit ihren circa 100 Metern Höhe und 2.600 Tonnen Gewicht, vier Triebwerken und zwei Feststoffraketen die leistungsfähigste Trägerrakete ist, die jemals gebaut wurde – soll die in Europa gebaute Orion-Kapsel ins Weltall fliegen.
Das Orion-Raumschiff als Modell. Darin werden im Rahmen der Artemis-2-Mission drei Astronauten und eine Astronautin den Mond umrunden.
Artemis 1: Bis zum Mond und wieder zurück
Am 16. November 2022 um 7:48 Uhr deutscher Zeit ist das SLS vom Kennedy Space Center in Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida aus mit der Orion-Kapsel Richtung Mond abgehoben. Sobald die Kapsel entkoppelt ist, verglüht das SLS in der Erdatmosphäre – und hat damit seinen Dienst erfüllt. Das Raumschiff Orion wird danach nicht auf dem Mond landen, sondern ihn lediglich umrunden.
Dreieinhalb Wochen nach dem Start werden die Triebwerke seines Servicemoduls dann entzündet, um es wieder aus dem Mond-Orbit heraus- und auf Kurs zur Erde zu bringen. Nach circa sechs Wochen im All geht die Reise zu Ende: Die Raumkapsel tritt mit 40.000 Kilometer pro Stunde wieder in die Erdatmosphäre ein. Der Härtetest für das Hitzeschild von Orion, denn die Raumkapsel wird sich aufgrund ihrer Geschwindigkeit auf 2.800 Grad aufheizen. In ihren Wänden sind zum Schutz der Kapsel und ihrer Besatzung deshalb eine zusätzliche Isolierschicht sowie Kühlungssysteme verbaut. Die Raumkapsel wird nach Ausbremsung durch das Hitzeschild und die Reibung der Atmosphäre schließlich mithilfe von speziellen Fallschirmen vor der Küste von San Diego im Pazifik landen.
Die ersten Frauen auf dem Weg zum Mond
Nicht nur beim folgenden bemannten Testlauf Artemis 2 wird zum ersten Mal eine Astronautin mit an Bord sein, auch bei dieser ersten Mondumrundung befinden sich unter den Dummies zwei sogenannte weibliche Phantome. Unter ihnen die deutsche Messpuppe Helga vom DLR, die zum MARE-Experiment gehört. Im Rahmen dessen werden Messungen zur Strahlenbelastung im All durchgeführt und passende Schutzmaßnahmen für Astronautinnen und Astronauten erarbeitet. Während der Artemis-1-Mission sammeln Helga und ihre israelische Dummy-Kollegin Zohar Daten zur Risikobewertung und -minderung für zukünftige Missionen.
Artemis 1 ist nur der Anfang einer groß angelegten Mond- und Marsmission. Eine Generalprobe der Superlative, für deren Finanzierung das NASA-Budget der US-Regierung deutlich aufgestockt wurde. 4,1 Milliarden Dollar kostet eine Artemis-Mission ins All – ohne Entwicklungs- und Projektkosten. Aus diesem Grund stehen die Missionen stark in der Kritik. Ob das Artemis-Projekt nach den vielen Startschwierigkeiten in der geplanten Zeit die gewünschten Ziele erreichen kann, steht in den Sternen. Klar ist aber: Es ebnet den Weg für eine neue Ära der Weltraumforschung.