Ohne Flugscham und Emissionen: Können E-Flugzeuge die Luftfahrt revolutionieren?

Elektrische Antriebe sind klimafreundlicher, leiser und günstiger als Verbrennungsmotoren – auch im Flugverkehr. Mit Experimentalflugzeugen wie dem X-57 Maxwell der NASA wird das Reisen der Zukunft schon heute erprobt.

Von Insa Germerott
Veröffentlicht am 31. Jan. 2023, 09:38 MEZ
Das elektrisch betriebene Flugzeug X-57 Maxwell der NASA auf einem simulierten Flug.

Sieht so die Zukunft des Fliegens aus? Mit dem vollelektrisch betriebenen Experimentalflugzeug X-57 Maxwell der NASA sollen die neuesten Technologien getestet werden. 

Foto von NASA Langley/Advanced Concepts Lab, AMA, Inc

Fliegen ist die klimaschädlichste Art der Fortbewegung, erklärt das Umweltbundesamt in einem Bericht aus dem Jahr 2022. Zur Erderwärmung trage allerdings nicht nur der immense CO2-Ausstoß auf Flugreisen bei, sondern auch die Entstehung von Aerosolen, Stickoxiden oder Wasserdampf durch die Verbrennung des Kraftstoffs Kerosin, der zum Antrieb der Flugzeuge genutzt wird. 

Die gute Nachricht für Flugreisende: Es wird bereits an umweltfreundlicheren Alternativen geforscht – einige befinden sich sogar schon in der Testphase. Neben synthetischen Kraftstoffen und Wasserstoff-Brennstoffzellen ist auch der Elektroantrieb für Flugzeuge Gegenstand aktueller Forschung. Ganz vorne mit dabei: Das E-Flugzeug X-57 Maxwell der NASA. 

X-57 Maxwell – Experiment für eine umweltfreundliche Zukunft

Das X-57 Maxwell basiert auf einem zwei-motorigen Leichtflugzeug des Typs Tecnam 2006T des Herstellers General Aviation. Dieses soll in mehreren Schritten zu einem vollelektrisch betriebenen Experimentalflugzeug umgebaut werden – allerdings nicht für den realen Flugverkehr, sondern zu Demonstrationszwecken. So sollen hochmoderne Technologien erstmals zum Einsatz kommen und in den verschiedenen Phasen des Umbaus getestet werden. Ziel ist es, die Luftfahrt mithilfe solcher Experimente in Zukunft effizienter, umweltfreundlicher, günstiger und leiser zu gestalten. 

Innerhalb von vier Modifikationsphasen werden schrittweise bestimmte Anpassungen am X-57 Maxwell vorgenommen, um jeweils neue technische Funktionen zu testen. So werden beispielsweise die Flügel der alten Maschine gegen kleinere und leichtere Flügel mit höherer Streckung eingetauscht, um die Schnelligkeit des E-Flugzeugs zu verbessern. Momentan befindet sich das X-57 Maxwell in der zweiten Modifikationsphase. Ein Testflug soll noch in diesem Jahr stattfinden. 

BELIEBT

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    Um fliegen zu können, soll das Viersitzer-E-Flugzeug mit einer wiederaufladbaren 460-Volt-Lithium-Ionen-Batterie sowie mit 14 E-Motoren und Propellern ausgestattet werden. Denn die E-Motoren sind zwar kleiner, leiser und leichter als die Kolbenmotoren herkömmlicher Flugzeuge, übertragen aber insgesamt weniger Leistung. Trotz dieser Menge an Motoren soll das X-57 Maxwell laut der NASA kostengünstiger sein als ein mit Kerosin betriebenes Flugzeug. Die Betriebskosten würden sich bei den langlebigen E-Motoren um knapp die Hälfte verringern, ganz zu schweigen von den Kosten für den Antrieb, der sich bei E-Flugzeugen bei 35 Dollar pro Stunde bewege – im Gegensatz zu 200 Dollar pro Stunde bei herkömmlichen Flugzeugen.

    Regionale Lösungen: Elektrische Flugtaxis und Transportflugzeuge

    Die E-Flugzeuge werden in näherer Zukunft allerdings nicht auf Langstrecken eingesetzt werden – dazu sind ihre Akkulaufzeiten zu kurz. Für Regional- oder Inlandsflüge hingegen gibt es sogar schon elektrisch betriebene Lösungen. So zum Beispiel den CityAirbus, der seinen ersten Testflug bereits im Mai 2019 absolvierte. Das helikopterähnliche Transportmittel der Firma Airbus soll künftig im Großstadt- und Umlandsverkehr zum Einsatz kommen: als Flugtaxi. Mit seinen vier Sitzen, 80 Kilometern Reichweite und einer Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h soll es den Stadtverkehr revolutionieren.

    Auch für den regionalen Frachttransport wird bereits an einer Lösung gearbeitet: Der Hersteller Eviation Aircraft stellte dazu sein E-Flugzeug Alice vor, das im September 2022 in den USA getestet wurde. Maximal 800 Kilometer weit und mit bis zu 450 km/h soll Alice in Zukunft fliegen können. Das Transportunternehmen DHL sicherte sich bereits zwölf der Frachtflugzeuge. 

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