„Ähm…“: Warum Füllwörter Kriminellen zum Verhängnis werden können

Alle Menschen nutzen die gleichen Füllwörter – aber jede Person sagt anders „äh“ oder „mh“. Wie Sprachanalysen bei Ermittlungen helfen können.

Kriminelle könnten in Zukunft ein schweres Los haben. Anhand von Sprachaufnahmen lässt sich die Tatperson oft klar identifizieren. 

Foto von Kindel Media / Pexels
Von Insa Germerott
Veröffentlicht am 18. Juli 2023, 08:54 MESZ

„Ähm“, „äh“ oder „mh“: Wenn wir beim Sprechen kurz nicht weiterwissen oder noch überlegen müssen, was wir sagen wollen, kommen Füllwörter zum Einsatz. Dabei benutzen wir zwar alle dieselben Wörter – aber die Art und Weise, auf die wir sie verwenden, ist einzigartig. Das fand nun ein Forschungsteam der Universität Trier heraus.

„Sprechen funktioniert zwar nicht wie ein Fingerabdruck, aber Menschen haben dennoch individuelle sprachliche Merkmale und Muster, anhand derer sie sich identifizieren lassen“, sagt Phonetikprofessorin und Studienleiterin Angelika Braun. Zu diesen individuellen Mustern gehört seit der Studie aus Trier, die in der Zeitschrift MDPI erschien, nun auch das sogenannte Hesitationsverhalten. Es beschreibt Verzögerungsphänomene beim Sprechen, zu denen auch das Nutzen von Füllwörtern zählt. So könnte das individuelle „Ähm“ Kriminellen zukünftig das Leben schwer machen. 

Jede Person nutzt Füllwörter individuell 

Für ihre Studie untersuchten die Forscherinnen Tonaufnahmen von acht Probandinnen, die an jeweils drei Terminen mit einem zeitlichen Abstand von mindestens einer Woche entstanden sind. „Wir hatten bewusst bei der Studie nur Tonaufnahmen von weiblichen Personen herangezogen, um mögliche Effekte des Geschlechts auszuschließen“, erklärt Braun. Die Phonetikerin nimmt allerdings an, dass sich das Hesitationsverhalten bei Männern nicht grundlegend unterscheidet. 

Das Team analysierte die Aufnahmen und wertete tausende „Ähs“ und „Ähms“ statistisch aus. „Fast jeder benutzt beispielsweise das Füllwort ‚äh‘“, sagt Master-Studentin Nathalie Elsässer, die auch an der Studie beteiligt war. „Wie häufig wir es verwenden, ob wir es mit noch anderen Lauten verbinden oder es in die Länge ziehen, ist jedoch verschieden.“ Die Art und Weise, wie wir Füllwörter benutzen, ist also so einzigartig wie wir Sprecher*innen selbst. 

Überführt wegen eines „Ähms“

Diese Tatsache könnte demnächst auch Straftäter*innen zum Verhängnis werden. Schon oft konnte Braun in Gerichtsverfahren dabei helfen, Kriminelle anhand von Tonaufnahmen und deren individuellen sprachlichen Mustern zu überführen. Durch das einzigartige Hesitationsverhalten der Täter*innen können diese in Zukunft noch schneller und eindeutiger identifiziert werden. 

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