Lebte dieser 3,6 Meter lange Dinosaurier unter der Erde?

Forschende aus England haben erstmals einen dreidimensionalen Gehirn-Scan von T. neglectus erstellt. Laut diesem lebte der kleine, behäbige Dinosaurier möglicherweise an einem ungewöhnlichen Wohnort.

Von Lisa Lamm
Veröffentlicht am 15. Nov. 2023, 08:36 MEZ
Digitale Rekonstruktion: Ein Elternpaar des Thescelosaurus neglectus bewegt sich zusammen mit seinen Jungtieren vor dem Eingang ...

Thescelosaurus neglectus. Der Name des Dinos bezieht sich darauf, dass der Dino von Forschenden lange vernachlässigt wurde – weil er ihnezu langweilig war.

Foto von Anthony Hutchings

Vor etwa 66 Millionen Jahren lebte zwischen den großen bekannten Sauriern wie dem Triceratops oder dem Tyrannosaurus Rex auch ein kleineres, behäbigeres Tier: der Thescelosaurus neglectus. Lange wurde der Saurier von der Forschung vernachlässigt. Sein Name bedeutet übersetzt so viel wie „wunderbare, übersehene Echse“.

Doch nun rückt das kleine, etwa 3,6 Meter lange Tier ins Rampenlicht. Im Rahmen einer Studie haben die beiden Paläontolog*innen Lindsay Zanno und David Button von der University of Bristol, England, den Schädel von T. neglectus untersucht und festgestellt: Der Dino war zwar nicht sehr intelligent, hatte dafür aber einen hervorragenden Geruchssinn. Außerdem gibt es Hinweise auf einen ungewöhnlichen Lebensraum: Möglicherweise lebte T. neglectus unter der Erde. Ihre Ergebnisse veröffentlichte das Team im Fachmagazin Scientific Reports.

Langsam und behäbig, aber gut im Riechen

Um den Dinosaurier näher zu untersuchen, nahm sich das Studienteam „Willo“ vor, ein im North Carolina Museum of Natural Sciences ausgestelltes Exemplar von T. neglectus. Anhand Willos fossiler Überreste erstellte David Button mithilfe eines Computertomographen Scans des Schädels des Tieres, um die Weichteile, die nicht erhalten geblieben sind, zu rekonstruieren. Darauf basierend entwickelte Button gemeinsam mit Lindsay Zanno die weltweit erste dreidimensionale Rekonstruktion des Schädels von T. neglectus, mithilfe dessen sich Aussagen zum Lebensstil und Verhalten des Dinosauriers machen lassen.

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Beispielsweise zu seiner Intelligenz und dem Grad, zu dem die Sinne des Tieres ausgebildet waren. So zeigten die Hirnscans, dass T. neglectus ein vergleichsweise kleines Gehirn und somit wahrscheinlich eingeschränkte kognitive Fähigkeiten hatte. Außerdem konnte er nur 15 Prozent der Frequenzen, die Menschen hören können, erfassen. Sein Gehör war also schlecht.

Dafür konnte der Dinosaurier erstaunlich gut riechen: „Wir haben herausgefunden, dass die Riechkolben – die Regionen des Gehirns, die Gerüche verarbeiten – bei Thescelosaurus sehr gut entwickelt waren“, sagt Button. Seinen besonders ausgeprägten Geruchssinn könnte T. neglectus genutzt haben, um in der Erde vergrabene Nahrung wie Wurzeln und Knollen zu finden. Zusätzlich habe das Tier einen ausgeprägten Gleichgewichtssinn gehabt – trotz oder vielleicht gerade wegen seines für seine Größe außergewöhnlich hohen Gewichtes von 340 Kilo.

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    Diese Kombination an Eigenschaften lässt laut dem Studienteam den Schluss zu, dass T. neglectus möglicherweise unter der Erde gelebt hat – oder zumindest einen Teil seines Lebens dort verbracht hat. „Wir kennen die sensorischen Fähigkeiten der meisten Dinosaurier immer noch nicht und das macht es schwierig, diese Merkmale mit Sicherheit mit bestimmten Lebensweisen in Verbindung zu bringen“, sagt Zanno. Dennoch erinnerten die Eigenschaften des Dinosauriers sehr an die von modernen Tieren, die unter der Erde Tunnel graben und dort in Bauten leben.

    Mit ihrer Studie wollen die Forschenden zeigen, dass auch zunächst unscheinbare Dinosaurier für Überraschungen gut sind. „Die Vorstellung, dass unter den Füßen von T. rex und Triceratops Dinosaurier gelebt haben könnten, ist faszinierend“, so Zanno. „Auf jeden Fall wissen wir jetzt mit Sicherheit, dass T. neglectus nicht langweilig ist.“

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