Physik des Fußballs: Die Magie der Bananenflanke

Manche Schusstechniken im Fußball sind so komplex, dass ein Blick auf die physikalischen Zusammenhänge lohnt. Warum ist die Bananenflanke krumm? Die Antwort lautet: Magnus-Effekt.

Von Jens Voss
Veröffentlicht am 3. Juni 2024, 09:24 MESZ
Eine Banane auf  grünem Hintergrund als Symbol der Bananenflanke im Fußball

Krummes Obst: Bei einer Bananenflanke fliegt der Ball in stark gebogener Flugbahn.

Foto von NaYeon / Adobe Stock

Manfred Kaltz gilt als einer der besten Außenverteidiger der Bundesligageschichte. Zwischen 1971 und 1989 wirbelte der Fußballer im Dress des Hamburger SV. Dort war er an zahlreichen Titeln, Toren und Vereinsrekorden beteiligt. Mit der deutschen Nationalmannschaft gewann er 1980 die Europameisterschaft. Kultstatus erlangte er durch seine legendäre Schusstechnik.

Es waren die sogenannten Bananenflanken, die seine Gegner das Fürchten lehrten. Kaltz flankte den Ball meist derart gekonnt, dass das runde Leder mit stark gekrümmter Flugbahn direkt auf dem Kopf des Mittelstürmers Horst Hrubesch landete, der es dann mit Wucht ins Tor beförderte.

Hrubesch, heute Trainer der deutschen Frauenfußballnationalmannschaft, erklärte die Magie der Bananenflanke seinerzeit mit fünf schlichten Worten: „Manni Banane, ich Birne – Tor.“ Die eigentliche Schusstechnik indes ist weitaus komplexer.

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Wie funktioniert eine Bananenflanke?

Die Bananenflanke wird mit dem Innenrist ausgeführt. Spieler oder Spielerin streifen den Ball dabei mit der Innenseite des Fußes. Auf diese Weise gerät das runde Leder in eine Rotation. Wenn der Ball sich um die eigene Achse dreht, reißt er Luft mit sich. 

Diese bewegt sich schneller als die Luft an der gegenüberliegenden Ballseite. Durch die höhere Luftgeschwindigkeit sinkt der Luftdruck in diesem Bereich. Der Unterdruck lenkt den Ball zu der Seite hin ab, die sich mit der Strömung dreht.

Der Ball fliegt also in einer gekrümmten Flugbahn, die einer Banane ähnelt. Je schneller der Ball sich dreht, desto größer die Bahnablenkung. In der Physik ist dieses Prinzip als Magnus-Effekt (engl. Magnus Force) bekannt. 

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    Illustration des Magnus-Effekts: Durch aerodynamische Kräfte werden rotierende Körper zur Anströmrichtung (F) abgelenkt.

    Der Magnus-Effekt: Durch aerodynamische Kräfte werden rotierende Körper zur Anströmrichtung (F) abgelenkt.

    Illustration Gang65, CC BY-SA 3.0

    Der Magnus-Effekt: Mit Effet ins Tor

    Die Bananenflanke gilt als besondere Form des Effet-Schusses. Als Entdecker dieser Balltechnik gilt die brasilianische Fußballlegende Arthur Friedenreich (1892-1969). Als Erster soll er den Ball gezielt „anschnitten“ haben, um ihm auch beim direkten Torschuss einen unnachahmlichen Drall zu verpassen und so die Flugbahn zu beeinflussen.

    Tatsächlich hat niemand mehr Tore in seiner aktiven Laufbahn geschossen haben als Friedenreich. 1.329 mal zappelte der Ball im Netz. Zu den jüngeren Effet-Spezialisten gehören unter anderem David Beckham, Ronaldinho und natürlich Christiano Ronaldo. Vor allem die Freistoßtechnik des fünfmaligen Weltfußballers gilt als spektakulär.

    Ronaldo erzeugt hierbei einen kontrollierten Vorwärtsdrall. So kann er den Ball selbst bei kurzen Distanzen mit hohem Tempo über die Mauer zirkeln und dabei das Tor treffen. Am Ende senkt sich der Ball dann abrupt nach unten. Die Flugbahn ist oft unvorhersehbar und schwer zu verteidigen.

    Seitliche Aufnahme eines Torwarts vor einem Tor, der zur Seite springt, um einen Fußball zu halten.

    Topspin braucht Reibung

    Heute ist es bei jedem erfolgreichen Profi ein Muss, eine perfekte Banane servieren zu können. Auch in anderen Sportarten kommt der Magnus-Effekt zum Einsatz, etwa beim Topspin im Tennis und Tischtennis. Wie viel Effet man dem Ball tatsächlich mitgeben kann, hängt auch von der Reibung zwischen Ball und Schuh oder Schläger ab. 

    Bei höherem Grip lässt sich der Effet stärker auf die Kugel übertragen und somit auch die Flugbahn besser beeinflussen. Alle, die schon einmal Billard gespielt und die Queue-Spitze mit Kreide eingerieben haben, kennen den Effekt. 

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