Warum wir mehr blinzeln als nötig

Über 14.000 Mal am Tag blinzelt eine erwachsene Person im Durchschnitt. Eigentlich viel zu oft, wenn es lediglich darum geht, das Auge zu befeuchten. Nun haben Forschende herausgefunden, dass hinter dem Lidschlag noch viel mehr steckt.

Wir blinzeln mehr, als eigentlich nötig wäre, um unsere Augen zu befeuchten. Warum machen wir das?

Foto von Chermiti Mohamed / Pexels
Von Insa Germerott
Veröffentlicht am 10. Mai 2024, 08:49 MESZ

15 Mal pro Minute, über 14.000 Mal am Tag: So oft blinzelt ein erwachsener Mensch im Durchschnitt. Bis zu acht Prozent unserer Wachzeit verbringen wir mit geschlossenen Augenlidern – ein enormer Anteil. Ein Bruchteil dessen würde bereits reichen, um unsere Augen zu befeuchten. Auch evolutionär gesehen wäre derartig häufiges Blinzeln allein zur Augenbefeuchtung ein Nachteil, immerhin sehen wir in diesem Zeitraum nichts von unserer äußeren Umgebung. 

Wozu blinzeln wir also noch? Dieser Frage ist nun ein Forschungsteam von der University of Rochester im Bundesstaat New York, USA, auf den Grund gegangen. Mit überraschendem Ergebnis: Der Lidschlag hilft offenbar dem Gehirn, visuelle Informationen im Bruchteil eines Augenblicks zu verarbeiten. Die Studie erschien in der Zeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS)

Wer blinzelt, sieht besser 

Das Team um Studienleiter Michele Rucci, Professor in der Abteilung für Gehirn- und Kognitionswissenschaften an der Rochester University, untersuchte den Mechanismus des Blinzelns anhand von zwölf Testpersonen. Diese sollten auf einem Bildschirm für 2,5 Sekunden sich verändernde Muster betrachten. Manche wurden gesondert dazu aufgefordert zu blinzeln, andere blinzelten auf natürliche Weise, wieder andere durften nicht blinzeln. Während des Versuches verfolgten Rucci und sein Team die Augenbewegungen der Proband*innen mittels Eye-Tracking und kombinierten die gewonnenen Daten mit Computermodellen und Spektralanalysen. Diese zeigen, wie viel Licht zwischen den Lidschlägen auf die Netzhaut fällt. 

Ihr Fazit: Die Testpersonen, die blinzelten, waren besser in der Lage, die sich allmählich verändernden Muster wahrzunehmen – egal, ob durch forcierten oder natürlichen Augenaufschlag. Denn durch die schnelle Bewegung des Augenlids wird die Helligkeit im Auge reguliert und so die Netzhautstimulation erhöht. Auf diese Weise werden die Signale für visuelle Informationen auf dem Weg ins Gehirn verstärkt. Im Gegensatz dazu wurden bei den Proband*innen, die nicht blinzelten, schwächere Signale ans Gehirn weitergeleitet. 

„Mit dem abrupten Übergang beim Blinzeln reagieren die visuellen Systeme stärker auf das Bild auf der Netzhaut“, erklärt Bin Yang, Doktorand in Ruccis Labor und Erstautor der Studie. „Entgegen der allgemeinen Annahme verbessert das Blinzeln also die visuelle Verarbeitung, anstatt sie zu stören.“ Damit konnte das Team beweisen, dass der Lidschlag dafür sorgt, dass wir trotz der kurzen Unterbrechung insgesamt besser sehen können. 

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