In diesen Lebensphasen altern wir am stärksten
Eine internationale Studie zeigt: Es gibt gleich zwei Zeitpunkte im Leben, in denen sich der menschliche Körper dramatisch verändert – und einen Alterungsschub durchlebt.
Alterungsschübe gibt es im Leben eines Menschen einer neuen Studie zufolge gleich zwei.
Auf dem Papier altern Menschen regelmäßig; sie werden Stunde um Stunde und Jahr um Jahr älter. Doch biologisch ist der Alterungsprozess weniger stringent. Das konnten Forschende der US-amerikanischen Stanford University School of Medicine im Rahmen einer Studie nun nachweisen.
Mithilfe von Untersuchungen der molekularen Veränderungen des menschlichen Körpers im Laufe des Lebens konnte das Team zwei Lebensphasen identifizieren, in denen wir besonders stark altern: Mit Mitte 40 und Anfang 60. Zu diesen beiden Zeitpunkten verändert sich der Körper besonders extrem und werden wir anfälliger für Krankheiten und äußerliche Veränderungen.
Verlauf des menschlichen Alterungsprozesses
Insgesamt wurden in der Studie 108 Proband*innen jeden Alters und Geschlechts über einen Zeitraum von mehreren Jahren begleitet. In einem Abstand von drei bis sechs Monaten entnahmen die Forschenden Proben, anhand derer sie Tausende verschiedene Moleküle sowie das Mikrobiom – also die Gesamtheit aller Mikroorganismen wie Bakterien oder Viren – in Stuhl, Darm, Mund und Nase untersuchen konnten.
Dabei stellten sie fest: Mit etwa 44 und 60 Jahren verändert sich die Anzahl vieler Moleküle im Körper von Menschen besonders stark in besonders kurzer Zeit. Das bedeutet: Auf zellulärer Ebene altert der Mensch zu dieser Zeit am stärksten; molekulare Schäden häufen sich vermehrt an. Der Mensch altert somit nicht linear, sondern erlebt zweimal im Leben eine Art Alterungsgipfel.
Konkrete Schäden während bestimmter Lebensphasen
In ihrer Studie konnten die Forschenden sogar die jeweiligen Molekülgruppen identifizieren, die sich in den jeweiligen Phasen am meisten verändern. In der Mitte der Vierziger sind das Moleküle, die mit der Herz-Kreislauf-Gesundheit und der Beschaffenheit von Haut und Muskeln zusammenhängen. Anfang 60 sind diese Moleküle wieder betroffen, zusätzlich aber auch jene, die mit dem Immunsystem und der Nierenfunktion in Verbindung stehen.
Außerdem zeigen die Ergebnisse, dass Menschen mit Mitte 40 beginnen, Alkohol und Koffein langsamer zu verarbeiten und sich mit Anfang 60 die Verarbeitung von Kohlenhydraten stark verändert. Diese Stoffe werden vom Körper dann langsamer verarbeitet und teilweise schlechter vertragen.
Laut Michael Snyder, Genetiker und Mitautor der Studie, bedeuten die Ergebnisse aber nicht, dass Menschen sich in genau diesen Lebensphasen mit dem rapiden Altern abfinden müssen. Vielmehr geben die Untersuchungen laut ihm Hinweise darauf, wie man sich auf diese Veränderungen vorbereiten könne – beispielsweise durch verminderten Alkohol- und Kaffeekonsum ab Mitte 40 oder erhöhte sportliche Betätigung, um Muskeln und Haut zu unterstützen. „Ich bin der festen Überzeugung, dass wir versuchen sollten, unseren Lebensstil anzupassen, solange wir noch gesund sind“, sagt Snyder.
Spielt die Lebensweise eine Rolle?
Ob wirklich alle dieser Veränderungen biologischer Natur sind, ist noch unklar. Es wäre beispielsweise möglich, dass die schlagartige Veränderung der Moleküle, die mit der Alkoholverarbeitung in Verbindung stehen, daher rührt, dass besonders viele der Proband*innen zu jener Zeit vermehrt Alkohol tranken. Auch deshalb sei weitere Forschung nötig, so Snyder.
Abgesehen von der Ursache der Veränderungen zeige die Studie aber dennoch, dass die beiden identifizierten Lebensphasen besonders kritisch sind, wenn es um das Altern geht – und Menschen genau dann besonders auf sich und ihren Körper achten sollten.
