Mpox Klade Ib: Wie gefährlich ist die neue Variante der „Affenpocken“?
Das Mpox-Virus – hier in einer Transmissionselektronenmikroskopie – kommt typischerweise in Zentral- und Westafrika in der Nähe von Regenwäldern vor. Wirte sind in erster Linie Nagetiere, doch es kann auch von Mensch zu Mensch übertragen werden und Fieber, geschwollene Drüsen und einen Ausschlag mit flüssigkeitsgefüllten Bläschen verursachen.
Sie wurden erst im Jahr 1958 entdeckt, jetzt sind Mpox – früher Affenpocken – zum globalen Gesundheitsproblem geworden. Die tödliche Krankheit breitet sich rasant in ganz Zentralafrika aus. Auch in Ländern, in denen sie zuvor nicht aufgetreten ist.
„Die aktuell explodierenden Fallzahlen von Mpox in Afrika, die mit der Ausbreitung einer neuen, sexuell übertragbaren Variante des Affenpocken-Virus einhergehen, sind ein gesundheitlicher Notfall – nicht nur für Afrika, sondern für die ganze Welt“, so Dimie Ogoina, Vorsitzender des Notfallausschusses der Weltgesundheitsorganisation (WHO). „Mpox stammt aus Afrika und wurde dort lange vernachlässigt, was im Jahr 2022 zu einem weltweiten Ausbruch geführt hat. Wir müssen jetzt dringend eingreifen, um zu verhindern, dass die Geschichte sich wiederholt.“
Die meisten Mpox-Verdachtsfälle verzeichnet die Demokatische Republik Kongo (DRK). Hier wurden im Jahr 2024 bereits über 15.600 Infektionen und 537 Todesfälle registriert, die auf das Virus zurückgehen. Besorgniserregend ist, dass sich das Virus auch in Nachbarländern ausbreitet, in denen es bisher nicht aufgetreten ist: Burundi, Kenia, Ruanda und Uganda. Als Reaktion auf diese Entwicklung erklärte die WHO Mpox zu einer gesundheitlichen Notlage internationaler Tragweite.
Doch was genau ist Mpox? Und warum sind Expert*innen dieses Mal alarmierter als bei früheren Ausbrüchen?
Was ist Mpox – und wie tödlich ist eine Infektion?
Die früher Affenpocken genannte Infektionskrankheit Mpox ist eng mit den Echten Pocken verwandt. Sie ist allerding weniger ansteckend und hat oft einen milderen Verlauf. Beide Krankheiten werden durch eine Infektion mit der Virengattung Orthopoxvirus verursacht, die zwölf Arten umfasst, darunter zum Beispiel das Kuh- oder das Kamelpockenvirus. Symptome einer Infektion mit Orthopoxvirus monkeypox sind laut der WHO ein schmerzhafter Ausschlag, geschwollene Lymphdrüsen und Fieber.
Laut Bernard Moss, Virologe am U.S. National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID), existieren zwei Kladen, also genetische Varianten, von Mpox. Klade I, die für den aktuellen Ausbruch verantwortlich ist, hat eine Sterberate von eins zu zehn. Klade II, die im Jahr 2022 für erhöhte Infektionszahlen gesorgt hat, ist mit einer Sterberate von unter einem Prozent weitaus weniger tödlich.
Ausschlaggebend für das Ausrufen der gesundheitlichen Notlage internationaler Tragweite durch die WHO war das Aufkommen einer neuen Variante der Klade I mit der Bezeichnung Klade Ib. Sie ist schneller übertragbar und Infektionen ziehen schwerere Verläufe nach sich. Vor allem Kinder scheinen gefährdet zu sein: In vielen der in der Demokratischen Republik Kongo registrierten Infektions- und Todesfällen waren die Betroffenen jünger als 15 Jahre.
Mpox ist eine Zoonose, die vom Tier auf den Menschen übertragen wird. Sie wurde 1958 in Affen in einem dänischen Versuchslabor festgestellt und erhielt so ihren ursprünglichen Namen. Allerdings sind Affen nicht der einzige Wirt. Es wird davon ausgegangen, dass das Virus in verschiedenen kleinen Säugetierarten vorkommt, die im afrikanischen Regenwald zu Hause sind, wo Orthopoxvirus monkeypox endemisch ist. Bisher wurde es aber nur zweimal in Wildtieren isoliert: Erstmals im Jahr 1985 in einem Rotschenkeleichhörnchen in der DRK, ein weiteres Mal 2012 in einer Rußmangabe – einer Primatenart – an der Elfenbeinküste. Die tatsächlichen Reservoirs des Virus konnten jedoch bisher nicht konkret identifiziert werden.
Im Jahr 1970 wurde zum ersten Mal eine Infektion beim Menschen – einem kleinen Jungen in der DKR – bekannt. Seitdem sind die meisten Fälle in West- und Zentralafrika aufgetreten. Laut Rosamund Lewis, Mpox-Expertin der WHO, handelte es sich dabei vorrangig um Übertragungen vom Tier auf den Menschen, zurückzuführen auf die Jagd und den Verzehr von Wildtieren.
Ansteckung mit Mpox
Der Kontakt mit infizierten Tieren und kontaminierten Gegenständen wie Kleidung, Bettzeug und Handtüchern ist bei beiden Mpox-Varianten der häufigste Ansteckungsweg. Das Virus kann aber auch durch engen Kontakt zwischen zwei Menschen übertragen werden: Durch Tröpfcheninfektion während eines Gesprächs, Küsse oder direkten Kontakt mit infizierter Haut oder dem Ausschlag an Mund und Genitalien.
Andrea McCollum, Epidemiologin für die U.S. Centers for Disease Control and Prevention (CDC), bezeichnet die Mpox-Bläschen als kleine Viren-Fabriken. Laut den CDC beträgt die Inkubationszeit nach einer Ansteckung drei bis 17 Tage. Wer an Mpox erkrankt ist, ist ansteckend „bis der Ausschlag vollständig abgeheilt ist und sich eine neue Hautschicht gebildet hat“.
Bis vor kurzem beschränkte sich die Ausbreitung des Virus meist auf ein paar wenige Haushalte innerhalb einer Gemeinschaft. Obwohl Mpox schon vor 52 Jahren beschrieben wurde, „wissen wir nicht annähernd so viel darüber, wie wir es uns wünschen würden“, so Lewis.
Ist Mpox eine sexuell übertragbare Krankheit?
Von dem Mpox-Ausbruch im Jahr 2022 waren überwiegend Männer betroffen, die Sex mit Männern haben. Für die Gesundheitsbehörden war es damals schwer, die Öffentlichkeit über die Krankheit aufzuklären, ohne dass es zu einer Stigmatisierung dieser Bevölkerungsgruppe kam.
Vorschub leisteten dem damaligen Ausbruch laut dem WHO-Infektionskrankheitenexperten David Heymann vermutlich sexuelle Handlungen bei Raves in Spanien und Belgien. Vergleichbar mit den Massenevents, die 2020 die COVID-19-Infektionszahlen in die Höhe schnellen ließen, kam es von diesen Veranstaltungen ausgehend 2022 zu einer internationalen Ausbreitung von Mpox.
Moss zufolge wird Mpox aber nicht als sexuell übertragbare Erkrankung klassifiziert, weil Hautkontakt – zum Beispiel bei sexuellen Handlungen – mit einer infizierten Person mit Symptomen nur ein möglicher Ansteckungsweg ist. Kontakt mit Bettwäsche oder Kleidung infizierter Menschen kann ebenso zu einer Infektion führen.
Von Ausbrüchen in Afrika waren Kinder sowie Frauen und Männer jeden Alters betroffen. „Es gibt keine Grenzlinie“, sagt Anne Rimoin, Epidemiologin an der University of California Los Angeles School of Public Health. „Das Virus ist weder auf ein bestimmtes Geschlecht noch auf eine spezifische Bevölkerungsgruppe festgelegt.“
Aufklärung sei darum wesentlich. „Wir wollen den Menschen keine Angst machen, aber es muss ein Bewusstsein geschaffen werden, damit sie sich schützen können“, sagt Lewis. „Die Leute müssen ihr individuelles Risiko einschätzen und sich dementsprechend verhalten.“
Mpox-Tests und Impfung
Eine Infektion mit Mpox kann zum Beispiel durch einen Abstrich des Ausschlags getestet werden. Außerdem sind derzeit zwei Impfsera – Jynneos und Imvanex – in Gebrauch, die beide vom Strategischen Beirat für Immunisierungsfragen der WHO empfohlen werden. Laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) ist eine Impfung für Personen mit erhöhtem Infektionsrisiko ratsam. Für einen vollständigen Schutz muss 28 Tage nach der Erstimpfung eine Auffrischung stattfinden.
Die gute Nachricht ist, dass Menschen, die vollständig geimpft sind oder bereits mit der Mpox-Klade II infiziert waren, „vermutlich gegen einen schweren Verlauf bei einer Infektion mit Klade I geschützt sind.“
Laut Berichten der Associated Press sind Impfungen in den afrikanischen Ländern, die am meisten durch Ausbrüche gefährdet sind, jedoch nicht ausreichend verfügbar. Durch die Erklärung einer gesundheitlichen Notlage internationaler Tragweite hat die WHO nun das Recht, Empfehlungen für den Umgang mit einer Epidemie in ihren Mitgliedsländern auszusprechen – und dadurch finanzielle Förderung notwendiger Maßnahmen und politische Unterstützung zu generieren.
Dieser Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht und von der Redaktion ergänzt.