Stehpult statt Schreibtisch: Forschende warnen vor Gesundheitsproblemen
Laut einer Studie aus Australien bringt das Arbeiten im Stehen keine gesundheitlichen Vorteile, dafür aber neue Probleme. Was stattdessen hilft – und wie man Erkrankungen vorbeugen kann.

Wie man's macht, macht man's verkehrt? Laut einer neuen Studie ist das Arbeiten am Stehpult nicht gesunder als das Arbeiten im Sitzen.
Stehen auf der Arbeit ist im Trend. Da langes Sitzen zum Beispiel das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht, greifen viele Arbeitnehmer*innen zum Stehpult oder zum höhenverstellbaren Schreibtisch. Der Gedanke: Ein paar Stunden Stehen könnten die schädlichen Auswirkungen eines vorwiegend sitzenden Lebensstils ausgleichen.
Dass diese Rechnung so nicht aufgeht, konnten Forschende aus Australien nun feststellen. Ihre Studie, die in der Zeitschrift International Journal of Epidemiology veröffentlicht wurde, zeigt, dass vermehrtes Stehen die kardiovaskuläre Gesundheit im Vergleich zum Sitzen nicht verbessert. Noch dazu erhöht längeres Stehen das Risiko für kreislaufbedingte Probleme wie Krampfadern und tiefe Venenthrombosen.
Stehen bringt keine gesundheitlichen Vorteile
Die Grundlage der Studie von der University of Sydney bildeten Daten von über 80.000 Erwachsenen aus Großbritannien zur Entstehung von Herz- und Kreislauferkrankungen. Über einen Zeitraum von etwa sieben Jahren wurden die Gesundheitsdaten der Studienteilnehmer*innen mithilfe von tragbaren Geräten aufgezeichnet.
Dabei konnten die Forschenden keine gesundheitlichen Vorteile erkennen, wenn die Proband*innen vermehrt standen anstatt zu sitzen. Das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen wie Schlaganfälle steige beim Stehen zwar nicht, heißt es in der Studie, es werde aber auch verbessert. Gleichzeitig warnten die Forschenden noch eindringlicher vor zu langem Sitzen: Wer länger als zehn Stunden am Tag sitze, habe sowohl ein erhöhtes Risiko für orthostatische Kreislauferkrankungen als auch für schwere kardiovaskuläre Erkrankungen.
Bewegung ist der Schlüssel zu mehr Gesundheit
„Der wichtigste Punkt ist, dass zu langes Stehen eine sitzende Lebensweise nicht ausgleichen kann“, so Matthew Ahmadi von der Fakultät für Medizin und Gesundheit, Hauptautor der Studie sowie stellvertretender Direktor des Mackenzie Wearables Research Hub am Charles Perkins Centre. Es gebe andere Möglichkeiten, die eigene kardiovaskuläre Gesundheit zu verbessern.
Dazu empfehlen die Wissenschaftler*innen, regelmäßige Bewegung in den Tagesablauf zu integrieren. „Machen Sie regelmäßige Pausen, gehen Sie umher, führen Sie Besprechungen im Gehen durch, benutzen Sie die Treppe, machen Sie Pausen beim Fahren über lange Strecken oder nutzen Sie die Mittagspause, um sich vom Schreibtisch zu entfernen und sich zu bewegen“, sagt Professor Emmanuel Stamatakis, Direktor des Mackenzie Wearables Research Hub, der auch an der Studie beteiligt war.
Die Forschung der Australier ergab, dass bereits sechs Minuten intensiver körperlicher Aktivität oder 30 Minuten mäßige bis intensive Bewegung pro Tag das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken. Und das selbst bei Menschen, die mehr als 11 Stunden am Tag sitzen. So könnte sich für Arbeitnehmer*innen künftig vielleicht eher der Griff zum Walking Pad lohnen als der zum Stehpult.
